Richter 3
Judges 3 Kingcomments Bibelstudien

Einleitung

In diesem Kapitel erleben wir das Auftreten der ersten drei Richter. Von allen dreien lesen wir etwas, das ihren Personen ein niedriges Ansehen verleiht. Othniel ist der Sohn des Kenas, ein jüngerer Bruder Kalebs, Ehud ist Linkshänder, und Schamgar gebraucht im Kampf einen Rinderstachel. Im Allgemeinen erhalten solche Männer nicht die meisten Stimmen in einem Wahlkampf. Deutlich ist, dass die Männer von Gott gewählt wurden und nicht vom Volk, vom Menschen. Diese Wahl gehört zu den Wegen, die Gott in gebrochenen Situationen geht, wenn der Glanz des Anfangs verblichen ist.

Man betrachte nur die Entstehung der Gemeinde mit ihren großen Aposteln und vergleiche dies mit der späteren Situation, der des Verfalls. Am Anfang konnte der Geist mächtig wirken: eine Antwort auf die Verherrlichung Christi. Nach dem Eintritt des Verfalls sind auch die Instrumente von bestimmten Formen der Schwachheit gekennzeichnet. Luther und Calvin, Darby und Kelly, alle großen Gottesmänner in ihrer Zeit, erreichten nicht die gleiche Höhe wie Paulus und Petrus. Dennoch hat Gott sie für seine Gemeinde gebrauchen wollen, in der Reformation des 16. Jahrhunderts und in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts. So will Gott noch immer schwache, begrenzte und unansehnliche Menschen gebrauchen, um die Befreiung seines gesamten Volkes zu vollenden.

Allgemein gesprochen, war die Reformation die Befreiung vom Joch Roms, dem Ritualismus; die Erweckungsbewegung war die Befreiung von der toten Orthodoxie, dem Rationalismus in den protestantischen Kirchen. Die Befreiung, die heute nötig ist, ist die Befreiung von dem Geist Laodizeas, dem Geist der Selbstgenügsamkeit, dem Besitzen-Wollen einer Spiritualität ohne Leben aus dem Geist. Es geht um das Erlebnis, das Gefühl: Wobei fühle ich mich gut?

Die Dinge Gottes werden nach dem Geschmack und den Gefühlen des Menschen beurteilt und nicht anhand des Wortes Gottes. Dass heute vor allem diese Feinde wirksam sind, heißt nicht, dass die alten Feinde, Ritualismus und Rationalismus, endgültig überwunden wären. Diese Feinde werden fortwährend versuchen, Gottes Volk wieder in den Griff zu bekommen. Dieser Zustand sorgt dafür, dass wir immer wieder aufs Neue mit diesen Feinden abrechnen und als Richter auftreten müssen. Wir werden dieser Erscheinung in Zukunft noch begegnen.

Kämpfen lernen

Die Ri 3,1-6 gehören zum vorhergehenden Kapitel. Sie beschreiben noch andere Gründe, warum Gott die Feinde im Land gelassen hat. Gott tut nie etwas ohne Absicht. Manchmal hat Er sogar mehrere Ziele in seinen Gedanken. Er kann mit einer bestimmten Handlung oder einem bestimmten Wort verschiedene Dinge bewirken. Worum es Gott letztlich geht, ist die Verherrlichung seiner selbst im Glück und Segen des Menschen im Allgemeinen und seines Volkes im Besonderen. Der Grund, der hier genannt wird, ist, dass Gott durch die Gegenwart der Feinde seinem Volk „den Krieg“ lehren will.

Wenn es einem Mensch ausgezeichnet geht, sein Leben verläuft erfolgreich und ohne Rückschläge, wird nicht so deutlich, was in seinem Herzen für Gott vorhanden ist. Erfolg nimmt die Untreue, die im Herzen gegenwärtig ist, nicht weg. Wenn alles ausgezeichnet läuft, gibt es keine Übungen und keine schweren Kämpfe, um zu lernen, wer Gott ist und wie zur Überwindung des Widerstandes von seiner Kraft Gebrauch gemacht werden kann. Es ist nicht Gottes Absicht, dass wir uns vom Feind, vom Bösen, überwinden lassen, sondern dass wir das Böse in seiner Kraft überwinden.

Gott weiß, was in dem Menschen ist, aber durch die zurückgelassenen Feinde wird der Mensch das auch selbst schnell entdecken. Seine Reaktion auf das Böse macht deutlich, was in seinem Herzen ist. Wenn eine echte Verbindung mit Gott vorhanden ist, wird er zu Gott gehen, wenn Gefahr droht.

Was durch Untreue entsteht – das Volk war ja untreu gewesen und hatte darin nachgelassen, alle Feinde auszurotten –, wird von Gott zum Guten gebraucht. Die Feinde, die verschont worden waren, dienten dazu, ein Geschlecht, das nicht an der Eroberung Kanaans teilgenommen hatte, kämpfen zu lehren für die Segnungen, die Gott geschenkt hatte. Durch die Anwesenheit der Feinde konnten sie erkennen lassen, ob sie das Land Gottes wertschätzten.

Wer das schätzt, was Gott gegeben hat, wird nicht zulassen, dass der Feind die Besitznahme aufhält. Er würde dafür kämpfen. Was auf diese Weise der Macht des Feindes entrückt wurde, wird eine besonders wertvolle Bedeutung haben. Im täglichen Leben ist das auch so. Unser Besitz ist doch schließlich mehr wert, wenn wir selbst dafür gearbeitet haben? Er ist in viel größerem Maße unser Eigentum. Wir genießen dann die Dinge intensiver als solche, die uns in den Schoß gefallen sind.

Zeiten des Verfalls sind Zeiten des Kampfes für jemanden, der dem Herrn treu sein will. Im zweiten Brief an Timotheus, der die Zeit des Verfalls in der Christenheit beschreibt, wird verschiedene Male über Kampf gesprochen (2Tim 2,3; 4; 2Tim 4,7). In diesen Stellen wird der einzelne Christ aufgerufen, inmitten des Verfalls treu zu bleiben. Kampf macht Überwinder offenbar (vgl. Off 2,7; 11; 17; 26; Off 3,5; 12; 21).

Bei diesem allem müssen wir uns stets vor Augen halten, dass unser Kampf sich in den himmlischen Örtern abspielt und kein Kampf gegen Fleisch und Blut ist. Die Völker, die übrig gelassen worden sind, sind ein Bild des Fleisches in uns. Doch das Fleisch ist nicht in uns gelassen worden, damit wir dem Fleisch dienen sollen, sondern damit wir lernen es zu richten. Diese Völker können auch ein Bild „eines Dornes für das Fleisch“ sein, wie Paulus diesen hatte (2Kor 12,7). Der Zweck dieses Dornes war nicht, Paulus in seinem Dienst für Gott lahm zu legen, sondern ihn klein und abhängig zu halten.

So kann es auch in unserem Leben Dinge geben, die wir gern loswerden wollen, die wir aber doch mittragen müssen. Das sind keine Sünden, denn die müssen wir verurteilen. Es geht meistens um unangenehme Dinge, die, unserer Auffassung nach, unser Funktionieren beeinträchtigen. Doch Gott hat diese Dinge zugelassen, um uns klein zu halten, damit wir besser für Ihn wirken können.

Die Feinde

Die Feinde, die namentlich genannt werden, sind „die fünf Fürsten der Philister und alle Kanaaniter und Sidonier und Hewiter“. Auch das Gebiet der Feinde wird beschrieben. Jeder Feind hat sein eigenes Arbeitsgebiet. Die Philister werden als erste genannt. So finden wir es auch in Josua 13 (Jos 13,1; 2). Dort sagt der HERR, dass noch viel Land übriggeblieben sei, um es in Besitz zu nehmen. Bei der Aufzählung des nicht eroberten Landes wird das Gebiet der Philister als Erstes genannt.

Die Philister nehmen unter den Feinden Israels eine besondere Stellung ein. Sie stellen die hartnäckigsten Feinde dar. Erst wenn David König ist, wird er diesen Feind seiner Kraft berauben, aber auch dann wird er nicht vollkommen ausgeschaltet. Auch dann noch bleibt er aktiv, auch wenn er nicht mehr Beherrscher des Volkes ist.

Es ist bemerkenswert, dass hier nicht das Volk der Philister genannt wird, sondern „fünf Fürsten der Philister“. Im gerade angeführten Josua 13 lesen wir über dieselben fünf Fürsten (Jos 13,3); dort werden auch die Namen der Orte, über die sie herrschen, aufgezählt. Drei der Orte hat Juda eingenommen (Ri 1,18). Doch hier erweist sich, dass sie das nicht ausreichend getan haben.

Die Philister bilden ein Volk, das sich im Land eingenistet hat und es für sich selbst beansprucht. In 2. Mose 13 lesen wir, dass Gott sein Volk aus Ägypten ziehen lässt, und „da führte Gott sie nicht den Weg durchs Land der Philister, obwohl er nahe war“ (2Mo 13,17). Über das Land der Philister wäre es der kürzeste Weg nach Kanaan gewesen. Dennoch war es nicht der Weg, den Gott seinem Volk anwies. Gott hatte einen anderen Weg für sie bereit, einen Weg, auf dem sie Erfahrungen mit Ihm machen werden und durch den sie Ihn und auch sich selbst besser kennenlernen.

Die Philister sind über einen anderen Weg in das Land hineingekommen. Sie sind ein Bild eines Volkes, das nicht die Erlösung aus Ägypten kennt, obgleich sie wohl damit verbunden sind. Sie kommen ursprünglich aus Ägypten. In 1. Mose 10 wird Mizraim als ein Vorvater der Philister erwähnt, und Mizraim ist Ägypten (1Mo 10,13). Dies bedeutet, dass sowohl Israel als auch die Philister mit Ägypten zu tun hatten.

Der Unterschied besteht darin, dass Israel dort in der Sklaverei gewesen und von Gott erlöst worden ist, während die Philister ein Nomadenvolk sind, das Ägypten zwar verlassen hat, aber nie die Erlösung gekannt hat. Auch wissen sie nichts von Erfahrungen mit Gott in der Wüste und von einem Durchzug durch den Jordan, um in das verheißene Land zu kommen.

Die Philister stellen Menschen vor, die sagen, dass sie Christen seien, die aber kein Leben aus Gott haben. Sie haben nie aufrichtig ihre Sünden vor Gott bekannt und haben kein Teil an der Erlösung durch den Glauben an den Herrn Jesus. Es sind Namenschristen. Es sind Menschen, die sich in ihrem so genannten Christsein von eigenen Gedanken und Gefühlen leiten lassen.

Namenschristen machen sich die Bibel gefügig. Sie dienen Gott auf die Weise, die ihnen am besten erscheint. Ihre Religion wird von den „fünf Fürsten“ bestimmt. Wir könnten dies mit den fünf Sinnen des Menschen vergleichen. Der Namenschrist lässt sich in seinem Gottesdienst durch das, was er hört, sieht, riecht, fühlt und schmeckt leiten, also ausschließlich von seiner eigenen Wahrnehmung und nicht vom Geist Gottes, denn den besitzt er nicht.

Diese Weise des Gottesdienstes kommt in der Christenheit allgemein vor. Nichts von dem, was Gott sagt, ist maßgebend, sondern was der Mensch empfindet. Wenn die Meinung von Namenschristen in den Dingen Gottes ausschlaggebend wird, haben gleichsam die Philister die Zügel in der Hand und das Volk wird des Segens Gottes und des Genusses davon beraubt.

Über den zweiten hier genannten Feind, die Kanaaniter, ist schon einiges bei der Betrachtung von Richter 1,9 geschrieben. Bei Ri 3,5 dieses Kapitels wird noch etwas hinzugefügt.

Der dritte Feind kommt aus Sidon. Das liegt im Gebiet Asers (Ri 1,31). Durch die Untreue Asers ist auch dieser Feind noch am Leben und übt seinen Einfluss aus. Dadurch beginnen die Israeliten, den Göttern Sidons zu dienen (Ri 10,6). Aus der Gerichtsprophetie über Sidon (Hes 28,21-24) wird deutlich, dass Sidon für Israel ein „stechender Dorn“ und ein „schmerzender Stachel“ gewesen ist. Gott wirft dieser Stadt vor, dass die Bewohner sich selbst mit seinem, Gottes, Silber und Gold bereichert haben und dass sie mit seinem Volk als Handelsware gehandelt haben (Joel 4,4-6).

Der Feind, den Sidon uns vorstellt, ist die Sucht nach Reichtum. Wenn die Geldsucht das Volk Gottes zu beherrschen beginnt, wird sie zu einer Plage, durch die Gottes Segnungen nicht genossen werden können. Die Beziehung zwischen der Geldsucht Sidons und dem Schmerz, den Sidon dem Volk Gottes zu allen Zeiten beibringt, kommt treffend in 1. Timotheus 6 zum Ausdruck. Dort lesen wir: „Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, der nachstrebend einige von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben“ (1Tim 6,10). Könnte es deutlicher gesagt werden?

Über die Hewiter wird bei Ri 3,5 etwas gesagt werden.

Den Geboten gehorchen

Am Ende des vorherigen Kapitels wurde Israel auf die Probe gestellt, „ob sie den Weg des HERRN bewahren“ würden (Ri 2,22). Jetzt finden wir wiederum einen anderen Gesichtspunkt, warum die Feinde im Land geblieben sind. Das Ziel ist hier „Israel durch sie zu prüfen, um zu wissen, ob sie den Geboten des HERRN gehorchen würden, die er ihren Vätern durch Mose geboten hatte“. Die Gegenwart der Feinde war also auch ein Test, ob sie sich an das Wort Gottes halten würden.

Kurzum, es geht um den Weg des HERRN (Ri 2,22) und um das Gesetz des HERRN (Ri 3,4; vgl. 5Mo 8,2).

Auf unserem Lebensweg ereignen sich allerlei Dinge, auf die wir reagieren, bewusst oder unbewusst. Durch unsere Reaktion hierauf lassen wir erkennen, ob wir Gott und seine Interessen berücksichtigen oder ob wir mit uns selbst und unseren eigenen Interessen beschäftigt sind.

Inmitten der Heiden

Die Gegenwart der Völker, in deren Mitte Israel wohnte, war durch die Untreue Israels in der Vergangenheit verursacht worden. Aber Gott lässt es nicht dabei bewenden. Er gebraucht diese Völker, um die Treue seines Volkes auf die Probe zu stellen. Er überlässt sie den Ergebnissen ihres Ungehorsams, aber er tut das, damit sie wieder nach Ihm zu fragen anfangen.

Tag für Tag lebten sie inmitten dieser Heiden. Sie wurden dadurch fortwährend auf die Probe gestellt, ob sie dem HERRN treu und gehorsam bleiben und diese Feinde hinterher verjagen würden. Ihre Gegenwart stellte einerseits ein Zeugnis ihrer Untreue in der Vergangenheit dar, und andererseits war es eine Herausforderung, ihre Feinde zu vertreiben und das in Besitz zu nehmen, was Gott ihnen geschenkt hatte, oder wiederherzustellen, was ihnen verloren gegangen war.

Was stellen diese Feinde nun genau vor? Es sind die geistlichen Mächte, die das Verhalten des Volkes Gottes beeinflussen wollen. Welche Art Einflüsse das sind, können wir aus der Bedeutung ihrer Namen schließen. Diesen Einflüssen ist jeder Christ oder jede Gemeinschaft von Christen ausgesetzt. Geben wir ihnen nach, lassen wir uns von diesen Feinden beeinflussen, oder gehen wir auf sie los und schlagen sie mit Gottes Wort? Das ist für uns der Test in geistlichem Sinn, wie es für Israel im buchstäblichen Sinn ist.

Die Kanaaniter

Hinsichtlich der Bedeutung des Namens („Kaufmann“) kann noch eine Anwendung gemacht werden, die wir vielleicht wiedererkennen. Manchmal können wir uns, ohne dass wir es selbst wissen oder wollen, leicht von diesem Feind beeinflussen lassen. Dabei geht es jetzt nicht um den in Richter 1 behandelten finanziellen Nutzen. Man kann auch in sozialer Hinsicht Nutzen zu ziehen. Etwas kann jemandem einen bestimmten Status verleihen.

Manche Großen der Welt pochen besonders darauf, dass sie Christen seien. Wer sich bei solchen prominenten Herren einschmeicheln will, wird sich für einen Christen ausgeben müssen und sich christliche Werte zulegen müssen. Das christliche Gut wird auf diese Weise zu einem Handelsartikel gemacht. Es geht nicht um die Frage, ob jemand wirklich Christ oder nur Namenschrist ist. In vielen Fällen kann allein Gott diese Frage beantworten. Worum es geht, ist die Handlungsweise, die Weise, wie mit den Dingen Gottes umgegangen wird.

Unlängst las ich in einer Zeitung eine Illustration davon. Es wurde eine Rangliste der sechs Lieblingsprediger des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton (Präsident von 20.01.1993 bis 20.01.2001) publiziert. Wofür soll das nun gut sein, fragt man sich. Wenn man dazugehört, kommt das natürlich gut an, besonders, wenn man die Nummer 1 für ihn ist. Es stellt die Person des Predigers ins Zentrum und auch seine Anhängerschaft. Das bringt Gewinn. Wenn du für Clinton Nummer 1 oder 5 oder 6 bist, werden viel mehr Menschen kommen, die sich dir und deiner Gruppe anschließen wollen. Viele Menschen identifizieren sich lieber mit einer gefeierten Person als mit einem verworfenen und verachteten Christus. Wie Gott den Wert und Nutzen einer solchen Rangliste beurteilt, werden wir getrost Ihm überlassen.

Die Hethiter

Ihr Name bedeutet „Söhne des Schreckens“. Ihr Einfluss besteht darin, Menschen Angst einzuflößen. Dieser Feind ist darauf aus, die Christen mundtot zu machen. Seine erprobte Waffe ist Angst. Viele Christen haben Angst, ihren Mund aufzutun, um von ihrem Herrn zu zeugen! Es kann dabei um ein Wort unbekehrten Menschen gegenüber, aber auch um ein Wort inmitten der Gläubigen gehen.

Warum beteiligen sich so wenige Gläubige an Evangelisationen? Warum öffnen so wenige Männer in der Gemeinde ihren Mund, um Gott zu danken oder um zu beten? Angst hat das Volk Gottes im Griff. Angst davor, sich zu blamieren, sein Gesicht zu verlieren. Angst, weil man viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt bist. Wenn das Herz vom Herrn Jesus voll ist, werden Angst und Scheu überwunden, denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über (Mt 12,34b). Das Vorhandensein dieses Feindes ist die Herausforderung, sich mit dem Herrn Jesus zu beschäftigen. Dann kann er geschlagen werden.

Die Amoriter

Sie sind die „Redner“, das ist eine der Bedeutungen ihres Namens. Es ist ein ganz anderer Feind als der vorherige, der jemanden mundtot macht. Aber jemand kann auch viel reden, ohne wirklich etwas zu sagen. Ein leichter Redner gebraucht viele Worte. Aber beachte, es betrifft hier einen Feind. Es geht um Reden als negative Eigenschaft.

Es gibt Christen, die Angst haben, vom Herrn Jesus zu zeugen, die aber sehr wohl ganze Geschichten über christliche Werte erzählen können. Man blicke nur einmal auf die „christliche“ Politik. Dieser Feind muss durch Gemeinschaft mit dem Herrn überwunden werden. Wenn „Christi Sinn“ (1Kor 2,16) das Gedankenleben zu lenken anfängt, werden die „Redner“ geschlagen. Dann bekommen die Worte Inhalt und bewirken etwas in denen, die sie hören.

Die Perisiter

Perisiter bedeutet unter anderem „Regierende“. Sie stellen eine geistliche Klasse vor, die über dem gewöhnlichen Volk steht. Sie sind die Menschen, die es wissen können, denn sie haben ja schließlich dafür studiert. Jemand, der nicht studiert hat, keine Titel vor seinem Namen hat, kann nicht mit Autorität sprechen. In einer Gemeinschaft, in der dies gilt, sind die Perisiter die Chefs.

Der Unterricht des Herrn Jesus wurde nicht angenommen, unter anderem, weil Er nicht die Papiere besaß, die man für nötig erachtete (Joh 7,15). Heute läuft das immer noch so. Jemand, der keine anerkannte theologische Ausbildung abgeschlossen hat, wird in großen Teilen der Christenheit nicht ernst genommen, wie sehr er auch die Wahrheit Gottes reden mag. Es wird einfach nicht auf ihn gehört. Dieser Feind wird besiegt, wenn man auf das hört, was der Herr Jesus in Lukas 22 sagt (Lk 22,25-27).

Die Hewiter

Die Hewiter bilden das Gegenstück zu den Perisitern. Sahen wir in den Perisitern die „Regierenden“, so können wir in den Hewitern die „Dorfbewohner“ sehen. Das ist die Bedeutung ihres Namens. Sie sind die gewöhnlichen Menschen, die Laien. Sie kümmern sich nicht um die Auslegung der Bibel. Dafür haben sie ihre „Regierenden“, die von ihnen bezahlt werden. Der Komfort dient dem Menschen, und wenn man auch noch dafür bezahlt, kann man damit das Gewissen beruhigen. Viele Christen finden es sehr angenehm, wenn sie keine Verantwortung zu tragen brauchen; sie enthalten sich jeglicher Aktivität.

In 1. Korinther 12 begegnen wir sowohl den Perisitern als auch den Hewitern. Dort hören wir jemanden sagen, dass er „nicht von dem Leib“ sei (1Kor 12,15; 16). Es scheint, als ob hier die „Hewiter“ das Sagen haben. Obwohl es in diesen Versen um jemand geht, der mit dem Platz, den er im Leib hat, unzufrieden ist, können wir doch diesen Feind darauf anwenden. Das Ergebnis der Bequemlichkeit und Unzufriedenheit ist nämlich dasselbe: Es geschieht nichts.

Jedes Kind Gottes hat seinen eigenen, einzigartigen Platz im Leib, der Gemeinde, und darf, ja muss sogar, die dazugehörige Funktion ausüben. Seine Funktion dient zum Nutzen des ganzen Leibes, oder der ganzen Gemeinde.

Wir belauschen auch einen „Perisiter“ (1Kor 12,21; 22). Er bringt es allein schon fertig und hat die anderen nicht nötig. Er steht darüber (vgl. 3Joh 1,9; 10).

Beide Feinde werden überwunden, indem wir auf das achten, was Gott gewollt hat (1Kor 12,18; 25). Gott will, dass dies in der örtlichen Gemeinde sichtbar wird (1Kor 12,27). Darum müssen diese Feinde „verjagt“ werden.

Die Jebusiter

Sie schließen die Reihe. Die Bedeutung ihres Namens, „Zertrampler“, gibt das Endergebnis alles dessen an, was wir in den vorherigen Feinden wahrgenommen haben. Sie zertrampeln alles, was von Gott ist. Sie überrennen es. Sie gleichen den Hunden und den Schweinen von Matthäus 7 (Mt 7,6). Der Herr Jesus warnt in diesem Vers seine Jünger, ihnen „das Heilige“ und „eure Perlen“ nicht zu geben, denn sie werden es zertrampeln und zerreißen.

Bei dem Ausdruck „das Heilige“ können wir zum Beispiel an das Abendmahl denken. Das ist nicht für unbekehrte Menschen, sondern ausschließlich für diejenigen, die durch die Bekehrung zu Gott und den Glauben an den Herrn Jesus zur Gemeinde gehören. Ungläubige begreifen nichts von der Bedeutung des Abendmahls. Sie haben kein Teil am Erlösungswerk des Herrn Jesus. Das Einzige, was sie mit dem Abendmahl tun können, ist es mit ihren Füßen zu zertrampeln.

Bei dem Ausdruck „eure Perlen“ können wir an die kostbaren Wahrheiten denken, die in der Bibel über die Gemeinde und über so viele Segnungen des Gläubigen stehen. All diese Wahrheiten sind nicht für Ungläubige, sondern für Gläubige bestimmt. Unbekehrte Menschen können diese kostbaren Wahrheiten nicht schätzen. Sie machen sie lächerlich und verspotten sie. Darum sollen wir mit ihnen nicht darüber sprechen.

Dieser Feind kann überwunden werden, wenn wir darauf achten, dass keine Unbekehrten zum Tisch des Herrn zugelassen werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass jemand, der kein Leben aus Gott hat, am Dienst in der Gemeinde teilnehmen kann. Dies ist durch die Ausübung von Zucht in der Gemeinde möglich, wie sie die Schrift unter anderem in 1. Korinther 5 anweist (1Kor 5,1-13). Dies ist auch möglich, wenn wir uns an das halten, was Paulus in 2. Korinther und in 2. Timotheus 2 sagt (2Kor 6,14-18; 2Kor 7,1; 2Tim 2,16-22).

Heiraten und anbeten

Der Feind weiß, wie er sich die Israeliten erfolgreich unterwerfen kann. Das glückt ihm am besten über die Liebe. Er überlegt folgendermaßen: „Lass unsere Mädchen ruhig Männer aus Israel heiraten und lass die Mädchen aus Israel ruhig unsere Männer heiraten. Nach einer Weile werden die Israeliten gewiss unsere Gewohnheiten übernehmen. Sie werden zum Schluss sogar anfangen, unsere Götter anzubeten.“

Diese Denkweise hat sich als erfolgreich erwiesen. Wenn nicht im Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber mit dem Feind abgerechnet wird, wird eine Liebesbeziehung entstehen. Das bedeutet den Untergang des Volkes Gottes. Es ist unmöglich, neutral mit dem Feind umzugehen. Der Feind hält sich selbst nie für geschlagen und wird jede Gelegenheit beim Schopf packen, um sich Gottes Volk zu unterwerfen.

Das Gleiche gilt für uns. Wenn wir uns in der Gesellschaft der Welt heimisch fühlen, werden wir uns damit verbinden, obwohl wir Christen ein Volk sind, das genauso wie Israel allein, das heißt, abgesondert von der Welt, wohnen soll (4Mo 23,9b; vgl. Joh 17,16). Der nächste Schritt ist, dass den Göttern der Welt gedient wird. So geht es oft: zuerst zusammen essen und trinken, dann heiraten oder eine Verbindung eingehen, und schließlich zusammen anbeten.

In 4. Mose 25 und in 1. Korinther 10 trifft man verschiedene negative Geschichten an, die dasselbe Ergebnis erkennen lassen (4Mo 25,1; 2; 1Kor 10,7; 8). Essen und Trinken sind in diesen Fällen keine für sich stehenden Dinge. Sie werden vom Feind dazu gebraucht, Kontakte entstehen zu lassen. Diese Kontakte werden ganz allmählich zu engeren Banden, bis das engste und weitestgehende Band, das der Ehe, eingegangen wird. Ein nächster, kaum zu vermeidender Schritt besteht darin, den Göttern des Ehepartners zu dienen.

Böses in den Augen des HERRN

Siebenmal lesen wir in diesem Buch, dass „die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des HERRN“ (Ri 2,11; Ri 3,7; 12; Ri 4,1; Ri 6,1; Ri 10,6; Ri 13,1). Diese Worte läuten jedes Mal eine neue Periode des Verfalls ein. Das Vergessen des HERRN, ihres Gottes, und der Dienst für die Götzen sind zwei Aspekte des Bösen, die hier beide sichtbar werden. Das zweite Böse geht aus dem ersten hervor. Das ist auch nicht anders möglich. Wer Gott vergisst, nimmt keine Rücksicht mehr auf seine Gebote, hört Ihm nicht mehr zu. Es entsteht eine Leere.

Wenn kein Raum für Gott ist, wird Raum für einen Götzen geschaffen. Der wird die entstandene Leere mit allerlei anderen Dingen ausfüllen, denen jemand seine Aufmerksamkeit, Zeit und Energie zu widmen beginnt. Das andere wird dann ein Götze. Bei der Auslegung von Richter 2,11–13 ist bereits über die Baalim und die Astarot gesprochen worden. Die „Ascherot“ sind möglicherweise eine Art von Umzäunung um einen Götzen, um ihn zu beschirmen (vgl. Ri 6,25).

Kuschan-Rischataim

„Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel.“ Gott ist in höchstem Maß durch die Handlungsweise seines Volkes betrübt worden. Er kann nicht tatenlos weiter zusehen. Aus einer tiefen Empörung heraus beginnt Gott jetzt, mit seinem Volk auf eine Weise zu handeln, die bestimmt nicht zu den Eindrücken passt, die wir von einem liebevollen Gott haben. Gott ist nicht der großmütige Vater, von dem wir manchmal denken, dass er die Sünde übersehen würde. Als ob er die Handlungsweise seines Volkes mit Böse-Jungen-Streichen vergleichen würde. Nein, Gott nimmt die Taten seines Volkes höchst ernst. Er muss sie dafür züchtigen.

Aber Gott handelt nie aus einer Art Irritation heraus, wie wir das wohl tun können. Wenn Gott sein Volk züchtigen muss, dann tut er das im Blick auf ihre Wiederherstellung. Er will, dass sie zur Einkehr und zum Bekenntnis kommen, damit Er sie zu sich selbst zurückbringen und wieder segnen kann. Darum wurden sie von Ihm in die Hand des Feindes verkauft. Gott sagt sozusagen zu seinem Volk: „Ihr wollt der Welt dienen? Gut, dann sollt ihr wissen, wie die Welt ist.“ Wer als Gläubiger die Welt will, wird sie bekommen, aber dann als seinen Meister.

Mesopotamien bedeutet „Zweistromland“ und ist ein Bild der Welt. Vergnügen und Genuss auf der einen Seite und Religion auf der anderen Seite sind die beiden Ströme, die die Welt zu einem angenehmen Aufenthaltsort für den Menschen ohne Gott machen. Dass Mesopotamien ein Bild der Welt ist, können wir aus 1. Mose 12 und Apostelgeschichte 7 ableiten (1Mo 12,1; Apg 7,2). Es war ein Gebiet, in welchem den Götzen gedient wurde. Aus dieser Gegend wurde Abraham dazu berufen, der Stammvater Israels zu werden (Jos 24,2).

Jeder Gläubige ist von Gott dazu berufen, auf dieselbe Weise die Welt aufzugeben. Nirgends lesen wir in der Bibel einen Aufruf, darin zu bleiben und sie zu verbessern (vgl. Gal 1,4). Der Gläubige ist „nicht von der Welt“ (Joh 17,16). Natürlich hat er hier wohl eine Aufgabe, so wie der Herr auch eine Aufgabe hier hatte. Der Herr Jesus sagt das deutlich (Joh 20,21b). Aber die Welt hat kein Anrecht mehr auf uns.

Der König von Mesopotamien heißt Kuschan-Rischataim. Sein Name bedeutet „Schwärze (oder: Finsternis) doppelter Bosheit“. Dies spricht von der Finsternis, in welche die Welt gehüllt ist. Die Welt verschließt sich für das Licht Gottes, sie verwirft das Licht sogar (Joh 1,5; Joh 3,19). Wenn das Licht scheint, es aber doch verworfen wird, entsteht die größte Finsternis.

Wer bekennt, ein Christ zu sein, aber Gott den Rücken zukehrt und den Götzen zu dienen beginnt, wird alles Licht, das er einmal besaß, verlieren. Gott wird zulassen müssen, dass so jemand kein Licht mehr über Ihn selbst, die Quelle des Lichts, und über den Herrn Jesus, das Licht der Welt (1Joh 1,5; Joh 8,12) hat. Von einem solchen Menschen gilt: „Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis!“ (Mt 6,23). Erst als dieser Zustand acht Jahre angedauert hat, fängt das Volk an, zu Gott zu schreien.

Die Zahl Acht spricht von einem Neuanfang nach einer abgeschlossenen, vollkommenen Periode von sieben Jahren. Erst wenn jemand völlig festsitzt und selbst nicht mehr herauskommt, beginnt er zu Gott zu schreien und ist bereit, einen Neuanfang mit Gott zu machen.

Othniel

Aus dieser Lage kann Israel nur von einem Othniel befreit werden. Wir sind ihm bereits in Richter 1 begegnet (Ri 1,13-15). Dort tritt er als ein Mann hervor, der treu und ein Überwinder innerhalb des eigenen Kreises ist. Er ist jemand, der Interesse am Segen Gottes hat. Er lässt sich zum Handeln im Glauben anspornen. Der Ausgangspunkt seines Lebens ist das Wort Gottes. Er hat doch schließlich Debir eingenommen (Ri 1,12; 13)? Debir bedeutet „Sprechen Gottes“.

Wir haben in Richter 1 bereits gesehen, wie wichtig seine Beziehung zu Aksa ist. Seine Ehe mit Aksa deutet an, dass er sich an der allgemeinen Sünde Israels, die in den Ri 3,5; 6 dieses Kapitels genannt wird, nicht beteiligt. Er nahm keine Frau aus den Nationen, sondern aus dem Volk Gottes. Er hält sich an Gottes Wort. Um es mit 1. Korinther 7 auszudrücken: Er heiratete „im Herrn“ (1Kor 7,39). Weil er persönlich von den Sünden des Volkes frei ist, kann Gott ihn gebrauchen. All diese Dinge machen deutlich, wie es im persönlichen Leben Othniels stand.

Wer seine Angelegenheiten zu Hause nicht nach Gottes Wort regelt, muss nicht denken, dass er etwas zugunsten des gesamten Volkes tun könne. „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu“ (Lk 16,10). Die Prägung zu Hause, in der Familie, ist noch immer die beste Vorbereitung dafür, dem Herrn in der Gemeinde zu dienen.

Richter sind heutzutage in erster Linie Aufseher oder Älteste. Von einem Aufseher heißt es in 1. Timotheus 3, dass er jemand sein muss, „der dem eigenen Haus wohl vorsteht, der seine Kinder in Unterwürfigkeit hält mit allem würdigen Ernst (wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Versammlung Gottes Sorge tragen?)“ (1Tim 3,4; 5). Das sind die Menschen, die heutzutage anderen Gläubigen helfen können, dem Zugriff der Welt zu entkommen, durch den sie wieder gefangen worden sind. Mit ihrer Hilfe können die Gläubigen die Segnungen Gottes wieder neu genießen.

Der Feind geschlagen

Othniel hat den Sieg, den er erringt, nicht sich selbst zu verdanken. Obwohl er ein geeignetes Instrument ist, hat er in sich selbst keine Kraft, den Feind zu schlagen. Dafür ist die Kraft „des Geistes des HERRN“ nötig. Allein der Heilige Geist kann dafür sorgen, dass die verkehrten Elemente aus dem Leben des Volkes Gottes weggetan werden.

Die erste Aktivität, von der wir lesen, ist die Tatsache, dass Othniel Israel richtet. Er beschäftigt sich zunächst mit dem Zustand des Volkes Gottes. Er macht deutlich, wo sie falsch liegen. Das muss zum Selbstgericht führen. Sünde, die nicht bekannt wird, schwächt das Volk Gottes. Es ist dann keine Kraft zum Kämpfen vorhanden. Das erste Werk des Geistes besteht darin, uns selbst entdecken zu lassen, was verkehrt ist, so dass wir dies aus unserem Leben wegtun. Auf diese Weise werden wir freigemacht und kann der Geist Gottes uns erfüllen.

Danach kann stattfinden, was als Zweites erwähnt wird, nämlich der Auszug zum Kampf. Das Kennzeichen der Jünglinge, dass sie den Bösen überwunden haben (1Joh 2,14-17), wird in Othniel sichtbar. Er besitzt die Kraft Gottes – sein Name bedeutet „Löwe Gottes“. Auch bleibt das Wort Gottes in ihm – er hat Kirjat-Sepher eingenommen und ein Debir daraus gemacht (Ri 1,12).

Nach seinem Sieg hat das Land vierzig Jahre Ruhe. Wenn die Kraft Gottes regiert, gibt es eine Situation, wo der Feind keine Chance bekommt, seine böse Arbeit zu tun. Nach vierzig Jahren stirbt Othniel, das heißt, dass die Kraft Gottes verschwunden ist. Das Ergebnis lässt sich schnell merken.

Moab und Eglon

Als Othniel gestorben ist, tun die Israeliten wieder, was böse ist in den Augen des HERRN. Es scheint, als ob sie vom vorherigen Mal nichts gelernt haben. Sind sie damit nicht ein bitteres Vorbild dessen, was wir sind? Treffenderweise heißt es, dass der HERR den Feind stark macht. Gottes Kraft ist nicht mit seinem ungehorsamen Volk Israel, sondern mit dem Feind Moab. Ist Moab denn besser als Israel? Nein, das ist es nicht. Doch Gott will Moab als Zuchtrute gebrauchen, um sein Volk dazu zu bringen, zu Ihm zurückzukehren.

Auch dieser Feind stellt uns etwas vor. Was das ist, können wir aus seinem Namen und aus seiner Geschichte ableiten. Sein Name bedeutet „von dem Vater“. Wer war sein Vater? Das war Lot (1Mo 19,36; 37). Lot ist ein Mann, der die Welt lieb hat. Er sieht an, was vor Augen ist. Er lässt sich von den Lüsten des Fleisches leiten, das heißt von der alten Natur, die jeder Gläubige noch immer in sich hat. In 1. Mose 13 kommt das durch die Wahl, die er vollzieht, zum Ausdruck (1Mo 13,8-11).

In der Geschichte Moabs werden zwei Kennzeichen sichtbar, die aus den Lüsten des Fleisches hervorgehen, nämlich Bequemlichkeit und Hochmut (Jer 48,11; 29; Jes 16,6). Moab stellt die Werke des Fleisches vor (Gal 5,19-21).

Der Mann, der über Moab regiert, heißt Eglon. Eglon bedeutet „rund“ oder „Kreis“. Wir könnten sagen, dass bei Moab (dem Fleisch) sich alles im Kreis des eigenen Interesses abspielt. Das „Ich“ steht im Zentrum, und in diesem Kreis ist für Gott kein Platz. Der vorherige Feind, der ein Bild der Welt ist, findet seinen Nachfolger in einem Feind, der ein Bild des Fleisches ist. Ihnen wird jetzt die Macht über Gottes Volk übergeben. Im Leben eines abgewichenen Gläubigen bedeutet dies, dass er sich fleischlich zu verhalten beginnt, dass er auf die Befriedigung seiner eigenen Lüste aus ist. Das verschafft niemals wahre Genugtuung.

Ammon und Amalek

Moab verbündet sich mit Ammon und Amalek. Ammon hat denselben gräulichen Ursprung wie Moab (1Mo 19,38). Sein Name bedeutet „selbstständig“ und lässt die Eigenwilligkeit des Fleisches erkennen. Amalek ist ein Nachkomme Esaus (1Mo 36,12); sein Name bedeutet „Herrschervolk“. Hierin tritt der Geltungsdrang, die Herrschsucht des Fleisches, zutage. „Die Palmenstadt“ ist Jericho, die Stadt, die den Zugang zum Land darstellte (Jos 6,1; 20). Indem der Feind sie wieder in Besitz nimmt, hat er einen wichtigen strategischen Punkt in seinen Händen.

Wenn ein Gläubiger untreu ist, nimmt das Fleisch wichtige Ausgangspunkte in seinem Leben in Besitz. Er lässt sich beispielsweise beim Fällen wichtiger Entscheidungen nicht durch den Geist leiten, sondern durch das Fleisch. Wenn er in einer örtlichen Gemeinde das Sagen bekommt, kommen Streit und Verwirrung auf.

In der Bibel stellt die Gemeinde in Korinth ein Beispiel davon dar. Paulus muss sie ermahnen, weil sie fleischlich sind (1Kor 3,1). Wegen dieses Zustandes konnte Paulus nicht mit ihnen über die Segnungen sprechen, die das Teil des Christen sind. Er musste ihnen wieder die elementarsten Grundlagen des Glaubens vor Augen führen: „Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt“ (1Kor 2,2).

Periode der Unterdrückung

Während der vorherigen Fremdherrschaft dauerte es acht Jahre, bis das Volk Israel zum HERRN zu schreien beginnt (Ri 3,8). Nun verstreichen achtzehn Jahre Fremdherrschaft, bevor das Volk so weit kommt. Es scheint so, als ob das erneute Abweichen das Volk unempfindlicher für die Zucht macht, die Gott schickt. Erst nach achtzehn Jahren beginnt das Bewusstsein durchzudringen, dass sie Sklaven geworden sind, und sich wieder nach ihrer Freiheit zurücksehnen. Das ist die Erfahrung, die auch wir machen können. Je häufiger wir Gott vergessen, desto länger dauert es, bevor wir wieder zu Ihm zurückkehren.

Ehud

Ehud ist der Mann, den Gott erweckt, um sein Volk zu befreien. Sein Name bedeutet „der Tatkräftige“, „der Starke“. Er ist der Sohn Geras, dessen Name „Überlegung“ bedeutet. Er kommt aus dem Stamm Benjamin, dessen Name „Sohn meiner Rechten“ bedeutet. Wenn wir diese Namen betrachten, können wir in Ehud die folgenden Wesensmerkmale wahrnehmen. Er kommt aus Benjamin, was erkennen lässt, dass er mit einer Stellung der Kraft verbunden ist; davon spricht der Name Benjamin.

Doch es ist nicht ausreichend, nur zu wissen, dass wir eine bestimmte Stellung einnehmen. Wir sollen auch diese Stellung zu unserem Eigentum machen. Das heißt, dass wir darüber nachdenken, was es bedeutet, dass wir diesen Platz bekommen haben. Das ist in dem Namen Gera, „Überlegung“, wiederzufinden. Die Folge dieser „Überlegung“ ist, dass ein energisches Auftreten stattfindet.

Ehud ist Linkshänder. Er trägt das Schwert rechts (Ri 3,16). Das ist ein ungebräuchlicher Ort, aber für ihn der beste. So kann er seine Waffe auf die Weise gebrauchen, die am besten zu ihm passt. Hieraus können wir lernen, dass wir die Bibel auf diejenige Weise gebrauchen müssen, die zu uns passt, und dass wir in ihrem Gebrauch nicht andere nachmachen sollen. Das funktioniert nicht. So hat David nichts von der Waffenrüstung und dem Schwert Sauls. Er weiß allerdings, wie er mit Schleuder und Stein umgehen musste, und diese streckten den Feind nieder (1Sam 17,38; 39; 49; 50).

Die wörtliche Übersetzung der Worte „der Linkshänder war“ ist „abgeschlossen von seiner Rechten“. Er konnte seine rechte Hand nicht gebrauchen. Im Leben eines Gläubigen kann etwas schief gehen, wodurch er seinen Zugriff auf die Dinge Gottes verliert. Jemand kann zum Beispiel ein gutes Wissen über die Segnungen haben, die im Brief an die Epheser beschrieben sind, aber mit den Dingen des irdischen Lebens so beschäftigt sein, dass er für diese Segnungen weder Zeit noch Aufmerksamkeit mehr hat. So „wird dem Fleisch Tribut bezahlt“, was wir auch bei Israel sehen, das durch die Hand Ehuds Eglon den Tribut überreicht. Für uns kann dieser Tribut daraus bestehen, dass wir Gelegenheiten verstreichen lassen, um mehr von den Segnungen Gottes kennenzulernen, und diese Gelegenheiten bekommen wir nie mehr zurück. Wir leben für uns selbst. Wir werden von irdischen Sorgen in Beschlag genommen und denken nicht an das, „was droben ist“ (Kol 3,1).

Ein zweischneidiges Schwert

Hier sehen wir die Grundlage für den Sieg. Dieser wird dadurch errungen, dass Ehud für sich selbst ein zweischneidiges Schwert anfertigt. An verschiedenen Stellen im Neuen Testament können wir lesen, dass dieses zweischneidige Schwert ein Bild des Wortes Gottes ist (Heb 4,12; Eph 6,17; Off 1,16; Off 2,12; Off 19,15). Mit einem zweischneidigen Schwert ist also das Wort Gottes gemeint. Das Wort Gottes ist die Waffe, mit der jeder Feind geschlagen werden kann. Aber wir müssen es richtig zu handhaben wissen, das heißt, wir müssen das Wort Gottes kennenlernen, so dass wir es gebrauchen können.

Der Herr Jesus gebrauchte dieses „Schwert“ gegen den Teufel, als Er in der Wüste versucht wurde. Er parierte jede Attacke des Widersachers mit einem „es steht geschrieben“ (Mt 4,4; 7; 10) und zitierte dann einen Vers aus dem fünften Buch Mose.

Ein Schwert, das zwei Schneiden hat, das heißt, dass es auf zwei Seiten schneidet. Dies bedeutet für uns, dass wir das Wort Gottes zuerst auf uns selbst und erst dann auf den Widersacher anwenden müssen. Diese Reihenfolge hält Paulus Timotheus vor: „Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre“ (1Tim 4,16). Wir können den Widersacher nicht schlagen, wenn wir in unserem Leben Dinge zulassen, die im Widerspruch zur Bibel stehen. Wir müssen zuerst auf die Bibel hören und wegtun, was im Widerspruch dazu steht.

Das Schwert ist eine Elle lang. Es ist ein genau abgemessenes Maß, nicht zu groß und nicht zu klein. Wir dürfen dem Wort Gottes nichts hinzufügen und nichts davon wegtun. Wir benötigen das gesamte Wort, nicht nur unsere Lieblingsabschnitte; nichts ist unwichtig. Auch dürfen wir unsere Ideen und Traditionen nicht dem Wort hinzufügen. Eine Elle ist auch etwas Unbedeutendes (Lk 12,25; 26). Die einfachsten Wahrheiten des Wortes Gottes sind imstande, das Fleisch in all seiner Verdorbenheit zu treffen, wenn sie in tatsächlichem Glauben gebraucht werden.

Ehud trägt das Schwert unter seinen Kleidern. Niemand sieht es. Das erinnert an das Wort aus Psalm 119: „In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige“ (Ps 119,11). Das Wort gab seinem Wandel auch Kraft: Er trägt es „an seiner rechten Hüfte“.

Ein sehr fetter Mann

Mit seinem gerade angefertigten Schwert bewaffnet, geht Ehud zum letztem Mal zu Eglon, um ihm den Tribut zu bringen. Wie gesagt, ist dieser Feind ein Bild des Fleisches, bei dem sich alles um das eigene „Ich“ dreht. Das muss notwendigerweise eine gewisse Trägheit zur Folge haben. Alles wird von der Haltung aus betrachtet: Wie kann „ich“ Nutzen daraus ziehen. An andere wird nicht gedacht. Der Egoismus feiert Triumphe. Das „Ich“ wird sehr groß und umfangreich. Im Fleisch ist für einen Gläubigen nichts Anziehendes zu finden.

Eine geheime Botschaft

Der HERR hat Ehud als Erlöser erweckt (Ri 3,15). Nach seiner persönlichen Vorbereitung ist er für seine eigentliche Aufgabe bereit. Nachdem er gemeinsam mit anderen seiner Verpflichtung Genüge getan hat, schickt er die anderen weg. Der Auftrag Gottes war an ihn persönlich gerichtet. Er musste ihn ganz allein erfüllen, ohne weitere Anwesende. Er erringt seinen Sieg im Verborgenen, ohne großen Aufwand. Andere, das Volk, dürfen von seiner Tat profitieren. Die Auswirkung seiner Glaubenstat ist sehr wohl offenbar, und das ganze Volk hat Nutzen davon.

Gilgal nimmt in seiner Mission eine wichtige Bedeutung ein; von dort kehrt er um. Gilgal sind wir schon früher begegnet (Ri 2,1). Dort sahen wir, dass es der Ort ist, von dem aus Israel auszog, um das Land zu erobern. Das Volk kehrte dorthin auch wieder zurück. Das tut Ehud auch (Ri 3,19; 26).

Bei Gilgal fand die Beschneidung des Volkes statt (Jos 5,2-9). Ihre geistliche Bedeutung ist das Gericht über das sündige Fleisch. Die Beschneidung lehrt uns, dass jeder Kampf, der geführt werden muss, nie in eigener Kraft, in der Kraft unseres Fleisches, angegangen werden kann. Wenn wir im Bewusstsein gehen, dass in uns keine Kraft ist, dann kann Gott uns mit seiner Kraft erfüllen.

Die Steine von Ri 3,19 sind wahrscheinlich diejenigen, welche Josua als Gedenkzeichen am Ufer aufgerichtet hatte (Jos 4,20). Doch hier waren es behauene Steine. Das Gedenkzeichen war geschmückt worden, vielleicht sogar zum „Götzen“ gemacht worden. Auch mit Verordnungen, die der Herr gegeben hat, wie der Taufe und dem Abendmahl, kann so etwas geschehen. Die Bibel erklärt, dass beide mit dem Tod des Herrn zu tun haben. Doch wenn dieser Gedanke verlassen wird, können sie, wie es in der römisch-katholischen Kirche geschehen ist, zu Sakramenten oder Gnadenmittel mit einer abgöttischen Bedeutung geworden. Sie sind sogar zu Mitteln geworden, durch die man ewiges Leben zu empfangen meint, wenn man sie gebraucht.

Das Gericht über Eglon

Eglon ist allein, in einer Umgebung, die seinen Wünschen völlig angepasst ist. Er sitzt dort in seinem Obergemach, um seinen Begierden zu befriedigen. Wir sehen hier ein treffendes Bild des Egoismus des Fleisches, das alles für sich allein haben will. Auf solch eine Haltung gibt es nur eine Antwort, nämlich das Wort Gottes, das Ehud spricht. Hierdurch wird das Gericht über Eglon vollzogen (Heb 4,12; Off 19,13-15). Das Fleisch kann allein in der Gegenwart Gottes getötet werden.

Dass Eglon aufsteht, scheint eine gewisse Ehrerbietung vor dem Wort Gottes anzudeuten, doch es handelt sich nur um eine äußere Form. Es ist nichts in seinem Herzen, was wirklich für das Wort Gottes offen wäre. Solche Menschen hat es immer gegeben, und es gibt sie noch heute. Das ändert jedoch nichts an dem Urteil, das das Wort Gottes über sie ausspricht. Wie sie von Natur aus sind, erweist sich sonnenklar, wenn das Wort Gottes in seiner vollen Schärfe angewandt wird. So geht das bei Eglon. Das Schwert dringt in seinen Bauch, und der Dreck kommt heraus, so steht es in einer niederländischen Bibelübersetzung. Das Verderben, das in ihm ist, kommt durch das Schwert nach draußen.

Die Verdorbenheit des Fleisches wird von Gottes Wort offenbar gemacht. Erschrecken wir nicht manchmal auch über uns selbst, wenn plötzlich widerliche Gedanken in uns aufkommen? Das ist das Einzige, was das Fleisch hervorbringen kann. Das Fleisch eines Ungläubigen und das Fleisch eines Gläubigen sind genau gleich. Das Wort macht es offenbar und fällt sein Urteil darüber.

Nachdem Ehud es auf sich selbst angewandt hat (Ri 3,16; 19), wendet er es jetzt auf den Feind des Volkes Gottes an. Er tut das sehr radikal, sehr tief gehend. Er geht nicht lieblich und oberflächlich mit seinem Feind um. Er gibt sich auch nicht mit einem partiellen oder zeitweisen Sieg zufrieden, sondern er will einen endgültigen Sieg. Er lässt das Schwert stecken, er zieht es nicht mehr heraus. Außerdem schließt er das Obergemach ab, in dem er Eglon getötet hat.

Was ihn betrifft, hat er alles getan, um diesen Feind des Volkes Gottes völlig auszuschalten, so dass er nicht wieder zum Vorschein kommen kann. Die Anwendung ist deutlich. Wenn wir eine bestimmte Wirkung des Fleisches bei uns selbst oder bei anderen durch das Wort verurteilt haben, wodurch diese verschwunden ist, dann dürfen wir nicht zulassen, dass sie sich wieder Geltung verschafft.

Die Knechte Eglons

Dass der König Moabs ausgeschaltet ist, bedeutet nicht, dass das Volk von Moab seiner Kraft beraubt wäre. Eglon hat Knechte und Kämpfer (Ri 3,29). Die Knechte haben eine gute Erklärung für die verriegelte Tür. Sie kennen ihren Herrn und vermuten, dass er sich in seine Toilette zurückgezogen hat. Wenn man viel isst, muss man oft sein Geschäft machen.

In einem bestimmten Augenblick dauert es ihnen dann doch zu lange. Sie vermuten, dass etwas geschehen ist. Sie holen einen Schlüssel und entdecken, dass ihr Herr tot ist. Wir lesen nicht, wie sie darauf reagieren. Die Handlungen und Überlegungen der Knechte passen ganz und gar zum Benehmen ihres Herrn. Sie gehören zu ihm und besitzen seinen Geist. So kennt auch das Fleisch viele Äußerungen. Doch all die verschiedenen Äußerungen atmen ein und denselben Geist. Es geht immer um die Befriedigung des Fleisches.

Der Sieg des Volkes

Nachdem Ehud seinen Sieg errungen hat, ruft er andere dazu auf, an seinem Sieg teilzuhaben. Er ruht nicht, bis das ganze Volk daran teilhat. Dies ist der wahre Geist der Bruderliebe. Er setzt sich für andere ein. Er entzieht sich nicht dem Kampf, nachdem er seinen Anteil beigetragen hat, sondern führt das Heer an, um das Werk abzuschließen.

Wie wichtig ist es, anderen ein gutes Beispiel zu geben. Das gilt insbesondere für einen Ältesten oder Aufseher, von denen wir in dem Richter ein Bild sehen können. Wenn durch Gottes Wort auf radikale Weise mit dem Fleisch abgerechnet worden ist, kann ein Ältester oder Aufseher sagen „jagt mir nach“, um danach den Gläubigen den Weg zum Sieg zu weisen.

Jede Verbindung zwischen Ehud und dem Feind ist zerbrochen worden. So muss auch in unserem Leben öffentlich und entschieden mit der Welt und dem Fleisch abgerechnet werden. Erst dann ist von einem dauerhaften Sieg die Rede. Sie nehmen den Moabitern die Furten des Jordan. Die Israeliten sind damals durch den Jordan gezogen, um in das verheißene Land einzugehen. Sie konnten den Fluss nur dort durchqueren, wo die Bundeslade den Weg für das Volk freimachte. Für uns spricht die Lade im Jordan vom Tod und der Auferstehung Christi, durch die wir einen Platz in den himmlischen Örtern erlangt haben. Diesen strategischen Punkt müssen die Gläubigen um jeden Preis behalten.

Eglon ist fett; das gilt auch für viele in seinem Heer. Sie ähneln ihm, denn sie stehen in seinem Dienst und kämpfen für dieselbe Sache. Doch auch sie müssen umgebracht werden. Alle Reste der Welt und des Fleisches, 10.000 Mann, lauter kräftige und kriegstüchtige Männer, werden an das Ufer des Jordan, den Ort, der von dem Tod und der Auferstehung Christi spricht, geschlagen.

Moab wird erniedrigt, nicht vernichtet. Das Fleisch bleibt ein Feind, solange wir leben, doch wir müssen es unterwerfen.

Durch den Sieg von Ehud hat das Land achtzig Jahre Ruhe. Solange das Schwert, das ist das Wort Gottes, aktiv ist, gibt es Ruhe. Obwohl die Periode der Ruhe doppelt so lang wie die vorhergehende ist, kommt doch auch diese Periode der Ruhe zu einem Ende, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden.

Schamgar

Einem Sieg über die Philister durch einen gewissen Schamgar wird nur ein Vers gewidmet. Sein Name bedeutet „Fremdling“ oder „Beisasse“. Dieser Name ist nicht jüdischer Herkunft. Das scheint darauf hinzuweisen, dass Schamgar aus den Heiden kam. Er ist der Sohn Anats, dessen Name „Antwort“ bedeutet. Seine Waffe, „ein Rinderstachel“, spricht auch von dem Wort, allerdings vom Blickwinkel der Welt aus. Für die Welt ist das Wort ohne irgendeinen sichtbaren Wert.

Schamgar war offensichtlich ein Bauer, eine einfache Person, der vielleicht bestimmte Worte nicht einmal gut aussprechen konnte (vgl. 1Kor 1,26-29). Möglicherweise war er ungebildet (Apg 4,13). Er hat, um es mit heutiger Sprache auszudrücken, keine Kenntnis des Grundtextes, und er hat keine hohe Ausbildung genossen.

Das Volk der Philister ist ein Feind, der sich im Land befindet; sie bewohnen einen kleinen Landstrich am Rand des Mittelmeers. Sie beanspruchen das Land für sich selbst, drücken ihm sogar ihren Stempel auf, indem sie ihren Namen damit verbinden. In dem Wort Palästina klingt der Name Philister durch. Aber Schamgar war von Gott unterwiesen. Dadurch kannte er den Unterschied zwischen einem Glied des Volkes Gottes und einem Feind desselben, auch wenn dieser Feind dieselbe Sprache wie Gottes Volk sprach.

Er kennt „seine Bibel“ und weiß, wie er sie gebrauchen soll. Schamgars Rinderstachel hat nie versagt, als er ihn für seine Ochsen gebraucht. Er kann darauf vertrauen. Aus Erfahrung wissen wir, dass wir auf Gottes Wort vertrauen können; es hat uns nie im Stich gelassen.

Gegen solch ein Zeugnis kann der Feind nicht ankommen. Wie der Ungläubige, der spottend zu einem Prediger sagte, dass er nicht glauben könne, dass der Herr Jesus Wasser in Wein verwandelt hatte. Der Prediger lud ihn ein, mit in sein Haus zu kommen. Er würde ihn dort ein noch größeres Wunder sehen lassen: Wie Bier sich in Möbel verwandelt hat. Früher war er ein Trinker gewesen, aber Gottes Wort hatte ihn geheilt. Er hatte damals begonnen, sein Geld anders zu verwenden.

Wir können aus diesem einen Vers einige Dinge lernen und Anwendungen machen:

1. Erst in Richter 4 lesen wir, dass Ehud, der vorherige Richter, gestorben ist (Ri 4,1). Es scheint, dass Schamgar ein Zeitgenosse Ehuds gewesen ist. Nach dem Sieg Ehuds, also nicht nach seinem Tod, ist Schamgar denselben Glaubensweg gegangen. Er ist ein Mitbefreier. So können wir gemeinsam, jeder auf seinem Gebiet, Siege erringen, die dem ganzen Volk zugutekommen.

2. Wie gesagt, bedeutet sein Name „Fremdling“. Das Bewusstsein, dass unsere eigentliche Heimat der Himmel ist und dass erst dort Ruhe für den Christen bereit ist, befähigt uns, den Feind zu überwinden.

3. Anat, dessen Name „Antwort“ oder „Erhörung“ bedeutet, legt den Gedanken nahe, dass das Auftreten Schamgars eine Antwort auf das „Rufen“ Israels ist.

4. Dieser Feind befindet sich im Land, im Gegensatz beispielsweise zu Moab, dem vorherigen Feind, der von außerhalb des Landes kam. Philister bedeutet „Vagabund“. Ein Vagabund ähnelt dem Fremdling. Der Unterschied besteht darin, dass ein Vagabund keinen eigenen Wohnort hat, während ein Fremdling diesen sehr wohl hat.

5. Die Zahl 600. Auch Zahlen haben in der Bibel ihre Bedeutung. Die Zahl Sechs spricht von dem Werk des Menschen. Beispiele haben wir bei dem Bild Nebukadnezars (Dan 3,1) und in der Zahl des Tieres (Off 13,18). Die Zahl Sechs ist zu klein, um eine Sieben zu sein; die letztere stellt Vollkommenheit vor. Schamgars Sieg war kein endgültiger Sieg.

6. Der Rinderstachel dient dazu, die Ochsen in der rechten Spur zu halten. Wenn der Ochse abweicht, wird er mit dem peinigenden Stachel korrigiert. Dies ist ein schönes Bild dessen, was Gottes Wort in unserem Leben tut. Wir lernen oft, das Wort Gottes in unserem Leben dadurch anzuwenden, dass andere uns etwas daraus vorhalten.
„Die Worte der Weisen sind wie Treibstacheln, und wie eingeschlagene Nägel die gesammelten Sprüche; sie sind gegeben von einem Hirten“ (Pred 12,11). Solche Worte lassen den Pilger in die richtige Richtung laufen, damit er nicht „hart gegen den Stachel“ ausschlägt (Apg 26,14; in der Fußnote in der niederländische TELOS-Übersetzung steht: „Eiserne Punkte am Pflug oder am Ochsenstock des Treibers, die das Zugtier davor abschrecken sollten, nach hinten auszuschlagen.“).

7. „Und auch er rettete Israel.“ Wir können das Wort „auch“ betonen. Es deutet an, dass er, ebenso wie seine Vorgänger Othniel und Ehud, Israel aus einer bedrängten Lage erlöst hat. Dadurch haben sie ihre Freiheit zurückerlangt.

Othniel ist Soldat, Ehud Diplomat und Schamgar Ochsenhirte. Gott konnte sie alle gebrauchen, weil sie sich Ihm zur Verfügung stellten aus Liebe zu seinem Volk.

© 2023 Autor G. de Koning

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