Hebraeer 1
Hebrews 1 Kingcomments Bibelstudien

Einleitung

Diesen Brief hat man auch den Brief der geöffneten Himmel genannt. Du wirst sehen, wie sehr dieser Name zutrifft. In diesem Brief richtet der Schreiber deinen Blick auf den geöffneten Himmel. Und was, oder besser gesagt wen, siehst du dort? Christus. Du wirst den Herrn Jesus dort in zahlreichen Herrlichkeiten sehen. Sowohl in seiner Person als auch in seinen Ämtern (das heißt seinen offiziellen Funktionen) gibt es eine Vielzahl an Herrlichkeiten. Du wirst dort Herrlichkeiten von Ihm als Gott sehen und Herrlichkeiten, die Ihn als Menschen schmücken, denn Er ist sowohl vollkommen und wahrhaftig Gott als auch vollkommen und wahrhaftig Mensch.

Obwohl der Name des Schreibers nicht genannt wird, spricht gerade diese Darstellung des Herrn Jesus dafür, dass Paulus der Schreiber dieses Briefes ist. Wie kein anderer Schreiber zeigt er in all seinen Briefen die Herrlichkeit des Herrn Jesus als verherrlichter Mensch, während er auch vollkommen an seiner Gottheit festhält. Er nennt sich selbst als Absender des Briefes nicht, um alle Aufmerksamkeit auf den Herrn Jesus zu richten. Wenn er sich eingangs als Apostel vorstellen würde, dann würde er die Aufmerksamkeit doch auch auf sich richten, und das wäre hier unangebracht. Der Herr Jesus wird übrigens in diesem Brief selbst als Apostel vorgestellt (Heb 3,1). Auch das macht es unpassend für Paulus, sich so vorzustellen. Ich werde denn auch im Folgenden seinen Namen nicht mehr nennen und spreche über den Schreiber.

Es gibt noch einen Brief, wo der Schreiber als Absender seinen Namen nicht nennt, und das ist der erste Brief des Johannes. Der Grund dafür ist derselbe wie in diesem Brief: Es ist die Absicht des Heiligen Geistes, alles Licht auf den Herrn Jesus fallen zu lassen.

Der Brief ist an die Hebräer geschrieben, das heißt an Juden, die den Herrn Jesus als den Messias angenommen hatten und an Ihn gläubig geworden waren. Ihre ungläubigen Volksgenossen sahen in Ihm einen Verführer, der zu Recht gekreuzigt wurde. Für sie war Er erledigt. Sie betrachteten die gläubigen Juden als Abtrünnige, die dem Gottesdienst der Väter den Rücken gekehrt hatten, und hielten selbst an einem äußerlichen Tempeldienst und allen dazugehörenden Opfern und Gebräuchen fest. Zugleich wurde ihr Hass gegen ihre gläubig gewordenen Volksgenossen offenkundig.

Auch wiesen sie diese gläubigen Volksgenossen auf den sichtbaren, greifbaren Tempeldienst hin und verspotteten sie, weil sie an etwas glaubten, was unsichtbar und nicht greifbar war. Sie machten es den gläubigen Juden sehr schwer, denn sie verfolgten und verspotteten sie. Deshalb tut der Schreiber des Briefes – das ist eigentlich der Heilige Geist durch den Schreiber – sein Bestes, den gläubigen Juden all die Herrlichkeiten des Herrn Jesus im Himmel vorzustellen. Sie sahen Ihn zwar nicht, aber deshalb war ihr Glaube nicht ärmer. Ihr Glaube war gerade sehr viel reicher.

In dem Brief zeigt der Schreiber, dass der ganze alttestamentliche Gottesdienst in Christus erfüllt ist. Du wirst beispielsweise sehen, dass die Opfer des Alten Testaments ihre Erfüllung im Opfer Christi gefunden haben. So wurde auch das Priestertum Aarons durch das Priestertum Christi ersetzt. Neben diesen Übereinstimmungen gibt es auch Gegensätze. Schau mal auf die Opfer. Die wurden immer wiederholt, während das Opfer Christi ein für alle Mal gebracht wurde, so dass eine Wiederholung nicht notwendig ist. Bei Aaron siehst du dasselbe. Aaron war ein sündiger, sterblicher Hoherpriester, aber Christus ist der sündlose, bis in Ewigkeit lebende Hohepriester.

Darum ist der christliche Gottesdienst, dessen Zentrum Christus und sein vollbrachtes Werk bilden, viel besser als der jüdische. In dem Brief kommt das Bessere des Christentums im Hinblick auf das Judentum noch zur Sprache. Das Wort „besser“ (oder „mehr“) kommt 13-mal in dem Brief vor, im ganzen Neuen Testament 19-mal. So liest man von besseren Dingen, Schlachtopfern, einer besseren Hoffnung, Verheißung, Auferstehung, einem besseren Bund, Besitz, Land.

Nun darfst du nicht denken, dass es für einen gläubigen Juden leicht war, die alte, vertraute und noch dazu einmal von Gott gegebene Religion loszulassen. Er war damit von klein auf vertraut, und nun musste er all dieser Pracht und der beeindruckenden Herrlichkeit den Rücken kehren. Wie schwierig das war, kannst du an einer Begebenheit im Leben von Petrus sehen, der mit Herz und Seele Jude war. Der Herr musste sich viel Mühe geben, um ihn von seinem alten Denken zu befreien (Apg 10,9-16).

Vielleicht weißt du aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, bestimmte religiöse Gewohnheiten oder Gedanken, die man schon lange hat, zu ändern. Für den gläubigen Juden bedeutete das Festhalten am Alten ein Hindernis, um in dem Neuen und Besseren zu wachsen. Darum stellt der Schreiber die Herrlichkeit des Neuen und Besseren vor, damit es nicht mehr so schwierig wäre, das Alte loszulassen.

Seine Argumente waren nicht für die ungläubige Masse der Juden bestimmt. An sie wandte er sich auch nicht. Sie hielten an äußeren Formen fest. Dem Namen nach waren sie das Volk Gottes, und sie bildeten sich etwas darauf ein. Aber ihr Verhältnis zu Gott war lediglich formell. Innerlich verlangten sie nicht nach Ihm und wollten auch nicht seinen Willen tun. Inmitten der Menge befanden sich jedoch Gläubige, die durch den Glauben in einer wirklichen Verbindung zu Gott standen. Sie hatten in Christus ihren Messias erkannt. An sie ist der Brief gerichtet in der Absicht, sie einerseits von der irdischen Religion des Judaismus zu lösen und sie andererseits in ihrer neuen und himmlischen Verbindung mit Christus zu befestigen.

Der Brief zeigt in ausgezeichneter Weise den himmlischen Charakter des Christentums. Das gibt dem Brief eine besondere Bedeutung für unsere Tage. Das Christentum hat im Lauf der Geschichte immer mehr seinen wahren, himmlischen Charakter verloren. Es ist auf ein weltliches System reduziert. Viele Formen im Christentum bestehen aus Zeremonien und kirchlichen Gebräuchen, die oft direkt aus dem Judentum übernommen sind. Damit ist der judaistische Gottesdienst, der für Gott abgetan war, zurückgekehrt.

Darum ist der Brief auch für dich von außerordentlicher Bedeutung. Du lernst dadurch, das Christentum mit Gottes Augen zu betrachten. Durch den Brief wirst du erkennen, wie Gott möchte, dass man Ihm dient und Ihn anbetet. Dadurch kannst du zugleich das, was davon abweicht, zurückweisen.

Der Anlass, diesen Brief zu schreiben, war, dass sich wegen der Verfolgung und Schmach eine gewisse Ermüdung breitmachte, während das, was sie erhofften, einfach nicht kam. Ihre Hände waren schlaff geworden und ihre Knie gelähmt, und es entstand eine Neigung, zu dem zurückzukehren, was sie verlassen hatten. Sie waren dem Druck nicht länger gewachsen, und ihre Hoffnung auf die baldige Rückkehr des Messias erfüllte sich nicht.

Darum stellt der Schreiber den jüdischen Christen die Erhabenheit des Christentums gegenüber dem Judentum vor. Bis dahin hatten sie das Christentum mit dem Judentum verbunden. Tausende Christen waren Eiferer für das Gesetz. Doch Gott stand im Begriff, das jüdische System ganz und gar zunichtezumachen. Auch stellt der Schreiber viele Gläubige vor, die ebenfalls durch den Glauben gelebt hatten, ohne dass sie zu Lebzeiten das bekamen, wonach sie ausschauten. Sie hielten bis zum Ende durch.

Vor allem richtet der Schreiber den Blick auf den Herrn Jesus und sein Ausharren. Es sieht so aus, als habe auch Er das nicht empfangen, wozu Er gekommen war. Doch Er hat weitergemacht und wartet nun im Himmel auf die Zeit der Erfüllung der Verheißungen. Immer wieder muss ihr Blick und auch dein Blick auf Ihn gerichtet werden. Dadurch wirst du mit dem Himmel verbunden und siehst, dass deine Berufung eine himmlische ist. Du bist aus dem Himmel gerufen, und du wirst zum Himmel gerufen. Dein Weg ist der Weg nach oben.

Das kannst du mit dem natürlichen Auge (noch) nicht sehen, und darum kommt es auf Glauben an. Doch weil du noch auf der Erde lebst und so oft von dem beeindruckt wirst, was du siehst, ist die Gefahr groß, dem nachzugeben. Wenn du jedoch im Glauben auf den Herrn Jesus im Himmel siehst, wirst du nicht wanken, sondern in deiner christlichen Stellung gestärkt werden. Indem du auf Ihn blickst, lernst du, das Kreuz von Schmach und Verachtung auf der Erde zu tragen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass der Schreiber in dem Brief an die Hebräer auf den Herrn Jesus hinweist, auf sein Leben auf der Erde, auf sein Opfer am Kreuz, auf seine Verherrlichung zur Rechten Gottes und auf seine Zukunft.

Zum Schluss dieser Einleitung eine grobe Einteilung des Briefes:
1. Die persönlichen Herrlichkeiten des Herrn Jesus und sein Platz im Himmel (Hebräer 1–2)
2. Das himmlische Priestertum Christi zur Unterstützung seines Volkes (Hebräer 3–8)
3. Das Opfer Christi, durch das du für den Himmel passend bist (Hebräer 9–10)
4. Der Zugang, den du jetzt bereits zum Himmel hast, wo Christus ist (Hebräer 10)
5. Beispiele des Glaubens, der zu Christus im Himmel führt (Hebräer 11)
6. Heiligung und Gnade auf dem Weg, der zu Christus im Himmel führt (Hebräer 12)
7. Jesus Christus, gestern und heute derselbe und bis in Ewigkeit (Hebräer 13).

Eine siebenfache Herrlichkeit Christi

Heb 1,1. Ohne ein einleitendes Wort beginnt der Brief direkt mit einem Hinweis auf das Reden Gottes. Dadurch, dass Gott geredet hat, hat Er seine Gedanken mitgeteilt. Die hättest du sonst nicht gekannt. Gott hätte seine Gedanken nicht bekanntzumachen brauchen, aber es ist eine große Gnade, dass Er es getan hat.

Der Schreiber weist seine Leser darauf hin, dass Gott „ehemals zu den Vätern geredet hat“. Das macht deutlich, dass die Leser in erster Linie Gläubige aus den Israeliten sind. Für solche, die aus den Heiden zur Bekehrung gekommen sind, hätte dieser Ausdruck ja keinen Sinn und keine Bedeutung gehabt. Auch die Tatsache, dass Gott „in den Propheten“ geredet hat, weist darauf hin, dass es um Leser jüdischer Herkunft geht. Zu ihnen rechnet sich auch der Schreiber. Das wird deutlich durch das Wörtchen „uns“.

In den Propheten war Gott „vielfältig und auf vielerlei Weise“ zu den Vätern gekommen. Im Lauf der Zeit hatte Er viele Male zu verschiedenen Zeitpunkten und durch immer wieder andere Propheten zu seinem irdischen Volk geredet. Er hatte auch auf viele unterschiedliche Weisen geredet. Man kann dabei an Warnungen, Belehrungen, Visionen, Träume, Wunder und Zeichen denken (vgl. Hos 12,11). Aber all dieses Reden brachte nicht das gewünschte Ergebnis. Das Volk wich immer wieder und immer weiter von Gott ab.

Nachdem Gott in vergangenen Zeitaltern auf diese Weise zu seinem Volk geredet hatte, redete Er schließlich in seinem Sohn zu ihnen. Dieses Reden geschah am Ende dieser Tage. Das sind die Tage, in denen Gott noch zu seinem Volk redete, die aber ihrem Ende entgegengingen und unwiderruflich endeten, als sein Volk seinen Sohn verwarf. Dieses Reden Gottes in seinem Sohn geschah, als der Herr Jesus auf der Erde war. Es war ein letzter Versuch Gottes, sein Volk zu sich zurückzubringen.

Es besteht jedoch ein enormer Unterschied zwischen dem Reden aller früheren Propheten und dem Reden im Sohn. Die Propheten waren Menschen, durch die Gott sich an das Volk wandte. Aber Gott redet nicht durch den Herrn Jesus, den Sohn. Hier redet Gott selbst. Die Propheten sprachen im Namen Gottes. Der Herr Jesus sprach nicht im Namen Gottes, sondern in seiner Eigenschaft als Gott. Sicher, Er tat das als Mensch auf der Erde. Aber dieser Mensch ist Gott, der Sohn.

Das macht das Reden Gottes im Sohn außergewöhnlich eindrucksvoll. Wenn Gott im Sohn spricht, ist nicht mehr die Rede von bruchstückhaften oder vorläufigen göttlichen Aussprüchen, denn alles Reden des Sohnes ist fortwährend und vollkommen göttlich. Der Sohn ist unendlich erhaben über die Propheten, wie Er das ist über alle anderen Personen und auch über die Engel, zu denen die Juden so hoch aufsahen.

Wenn der Schreiber in seiner Ausführung so den Sohn eingeführt hat, fängt er auf unnachahmliche Weise an, die große Erhabenheit des Sohnes zu beschreiben. Er tut das, indem er sieben Herrlichkeiten dieser Person, die alles und jeden übertrifft, vorstellt.

1. Heb 1,2. Zuallererst hat Gott den Sohn zum Erben aller Dinge gesetzt. Als Sohn wird Er alles, was es gibt, in Herrlichkeit besitzen. Es ist Gottes Plan, alles seinem Mensch gewordenen Sohn zu unterwerfen. Christus konnte als Erbe das Erbe erst empfangen, nachdem der Erblasser gestorben war (Heb 9,17).

Das Wunderbare ist nun, dass Er sowohl Erblasser als auch Erbe ist. Und wie bekam Er als der Erbe das Erbe? Indem Er als Erblasser starb. Man kann sagen, dass es Gottes Erbe ist und dass also Gott der ist, der das Testament macht, während Christus der Erbe ist. Aber Christus ist selbst Gott, so dass Er durch seinen eigenen Tod (natürlich als Mensch, denn Gott kann nicht sterben) das Erbe empfängt. Das ist ein für unseren Verstand nicht zu begreifendes Geheimnis. Aber für den Glauben ist dieses Wunder ein Grund, Gott anzubeten.

Dazu kommt noch etwas Wunderbares: Er ist der Erbe, aber durch Gottes wunderbare Gnade bist du Mit-Erbe „aller Dinge“, des ganzen Universums, nichts ausgeschlossen (Röm 8,16-17; Gal 4,7). Gibt dieses Bewusstsein nicht Mut zum Ausharren?

2. Seine zweite Herrlichkeit ist seine Schöpfermacht. Durch Ihn hat Gott die Welten (die Menschen-, Engel- und Sternenwelten) geschaffen. Das ganze ausgedehnte System dieses Weltalls ist das Werk der Hand dessen, der zu uns geredet hat: der göttliche Christus. Ohne Ihn wurde nicht ein Ding, das geworden ist (Joh 1,3; Kol 1,16).

3. Heb 1,3. Das Dritte ist, dass alles, was auch immer an Herrlichkeit Gottes nach außen strahlt, immer durch den Sohn geschieht. Das Licht der Herrlichkeit Gottes ist in Ihm sichtbar geworden. Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15). Es ist genauso wie bei der Sonne und ihren Strahlen. Wo die Sonne ist, da strahlt sie, und wo Sonnenstrahlen sind, da ist die Sonne. Die Strahlen und die Sonne sind völlig von der gleichen Art. Es ist undenkbar, dass es Sonnenstrahlen losgelöst von der Sonne gibt. Die Sonnenstrahlen kann man auch nicht aufhalten oder beschmutzen. Was auch immer der Mensch auf der Erde mit der Sonne gemacht hat – niemals konnten die Strahlen aufgehalten oder verdunkelt oder verseucht werden.

4. Aber Er ist viertens auch die Sonne selbst und nicht nur die Ausstrahlung. Er ist nicht nur eine Widerspiegelung Gottes, nein, das Wesen Gottes ist in Ihm. Alles, was Gott in der Höhe ist, ist Christus als Mensch. Es wird in Ihm „abgedruckt“ (vgl. 5Mo 4,15-16; 25; 2Mo 33,9-11; 20-23). Das ganze Wesen Gottes ist in Ihm als ein Abdruck wiederzufinden.

Was in dem Sohn sichtbar ist, stimmt völlig überein und ist identisch mit dem unsichtbaren Gott. Es ist kein Gedanke in Gott, dessen Ausdruck, dessen Abdruck Christus nicht ist. Er ist selbst Gott, ebenso sehr wie der Vater und der Geist, die in Ihm und durch Ihn in ihrer vollen Eigenschaft offenbart werden. Du siehst in Ihm, in allem, was Er tut und sagt, den dreieinen Gott.

5. Seine fünfte Herrlichkeit besteht darin, dass Er alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt. Das Wort besitzt also göttliche Kraft (Ps 33,6; 9). Er ist der Schöpfer und hält zugleich alles aufrecht. Nachdem Er alles geschaffen hat, sorgt Er auch für das, was Er geschaffen hat, denn Er hat alles mit einer Absicht erschaffen. Alle Dinge bestehen durch Ihn (Kol 1,17), alles wird durch Ihn zusammengehalten.

Er trägt alle Dinge nicht wie etwas Lebloses auf dem Rücken, damit es nicht herunterfällt, sondern führt alles zu einem Ziel. Das Tragen beinhaltet Bewegung und Fortgang. Ein Beispiel dafür siehst du in seiner täglichen Fürsorge für die Seinen. Auf jedes der zahllosen Gebete, die jeden Tag für allerlei Dinge an Ihn gerichtet werden, kann Er durch das Wort seiner Macht antworten. Er sorgt für den Erhalt der ganzen Schöpfung und jedes einzelnen Lebens.

6. Eine sechste göttliche Herrlichkeit wird in Ihm als Mensch sichtbar. Die Herrlichkeit betrifft die Reinigung von den Sünden. Es geht hier nicht um unsere Sünden, sondern um die Tatsache der Reinigung von den Sünden. Dass Er sie bewirkt hat, vermehrt die Herrlichkeit des Sohnes. Er tat das „durch sich selbst“, was zusätzlich unterstreicht, dass der Sohn das Erlösungswerk ganz allein und in eigener Kraft vollbracht hat. Reinigung von den Sünden bedeutet, dass Er die Sünden entfernt hat.

7. Auch die siebte göttliche Herrlichkeit siehst du in Ihm als Menschen. Als Mensch hat Er, nach der Reinigung von den Sünden, seinen Platz in der Höhe eingenommen. Dass Er dort ist, beweist die Vollkommenheit seines Werkes. Dadurch ist allem, was mit der Majestät Gottes in einem Zusammenhang steht, völlig entsprochen. Darum hat Er ein Anrecht auf diesen Platz. Er sitzt dort, und das deutet eine Haltung der Ruhe an. Er sitzt zur Rechten, und das weist auf den Platz der Ehre hin. Wenn du diesen Brief liest, werden deine Augen stets auf Ihn gerichtet, der dort in der Höhe sitzt. Solltest du je daran zweifeln, dass deine Sünden weggetan sind, schau dann hin auf Ihn dort. Der Blick auf Ihn beendet jeden Zweifel.

Übrigens wird der Herr Jesus in diesem Brief viermal zur Rechten Gottes gesehen:
1. hier in Hebräer 1, wo Er sich in seiner eigenen, persönlichen Herrlichkeit dorthin gesetzt hat, nachdem Er die Reinigung der Sünden bewirkt hat (Heb 1,1-3);
2. in Hebräer 8 mit Bezug auf seinen hohepriesterlichen Dienst (Heb 8,1; 2);
3. in Hebräer 10 im Blick auf das ein für alle Mal dargebrachte und durch Ihn vollbrachte Opfer, wodurch Er als Priester sitzen kann, weil das Opfer nie mehr wiederholt zu werden braucht (Heb 10,12);
4. schließlich in Hebräer 12, wo das Sitzen zur Rechten Gottes nicht in Verbindung mit seiner Person, seinem Dienst oder seinem vollbrachten Werk steht, sondern mit seinen inneren Empfindungen der „vor ihm liegenden Freude“ (Heb 12,2).

Lies noch einmal Hebräer 1,1–3.

Frage oder Aufgabe: Denke noch einmal über diese Herrlichkeiten Christi nach und sage Ihm, wie sehr du Ihn dafür bewunderst.

Der Sohn weit über den Engeln (1)

Ich denke, dass es gut ist, noch einen Augenblick darüber nachzudenken, wie der Herr Jesus in diesem Brief vorgestellt wird. Es ist nicht einfach, seine verschiedenen Herrlichkeiten zu unterscheiden. Er ist ja Gott und Mensch in einer Person. Ich will versuchen, etwas darüber zu sagen. Aus den vorigen Versen hast du verstanden, dass Er jetzt als Mensch im Himmel ist. Er hat als Mensch dort seinen Platz eingenommen, nachdem Er durch sein Werk am Kreuz die Reinigung der Sünden bewirkt hatte.

Vor dieser Zeit war Er zwar im Himmel, doch nicht als Mensch. Er war nicht ewig Mensch. Das ist Er erst durch seine Geburt auf der Erde geworden. Johannes spricht über „Jesus Christus im Fleisch kommend“ (2Joh 1,7) und sagt: „Das Wort wurde Fleisch“ (Joh 1,14). Der Herr Jesus war also wohl da, denn Er ist der ewige Sohn des ewigen Vaters. Doch Er wurde Mensch oder, wie Johannes sagt, ist „im Fleisch kommend“ oder „wurde Fleisch“. Das kann nur von jemand gesagt werden, der als Person schon da war, doch jetzt auf eine andere Art und Weise kommt.

Und wie geschah das? Gott der Heilige Geist zeugte Ihn in Maria (Lk 1,35). Der Herr Jesus ist also auf zweifache Weise Sohn Gottes: Er ist Gott der Sohn, und das seit aller Ewigkeit, und Er ist auf eine neue Weise Sohn geworden, als Er auf der Erde geboren wurde. Auch als Mensch konnte Er Gott seinen Vater nennen. Seine ewige Sohnschaft durchzieht diesen ganzen Brief. Manchmal wird sie ausdrücklich erwähnt wie in den vorigen Versen bei seiner Herrlichkeit als Schöpfer und als der, der alle Dinge trägt. Aber in diesem Brief liegt der Nachdruck doch auf der Tatsache, dass Er als Mensch der Sohn Gottes ist. In seiner Person sind unzählig viele Herrlichkeiten zu finden. Als beschränkte Menschen können wir den Umfang all dieser Herrlichkeiten nicht in ihrer Gesamtheit sehen. Wir erkennen sie stückweise (1Kor 13,9), das heißt, dass wir jedes Mal einen Teil der Herrlichkeit sehen und bewundern können. Auf diese Weise geht der Schreiber hier vor.

Heb 1,4. Wir kehren zu unserer Besprechung von Hebräer 1 zurück. Wir sind bis zu Heb 1,4 gelangt, wo der Schreiber an das Vorhergehende anknüpft, indem er jetzt die Herrlichkeit des Sohnes mit den Engeln vergleicht. Engel nahmen im jüdischen System einen besonderen Platz ein. Das irdische Volk Gottes hatte das Gesetz durch Engel bekommen (Apg 7,53; Gal 3,19). Und wenn der HERR im Alten Testament erschien, tat Er das gewöhnlich auch in der Gestalt eines Engels, als der Engel des HERRN.

Für die Juden waren nächst Gott die Engel die höchsten Wesen. Sie hatten tiefen Respekt vor ihnen. Johannes beispielsweise wollte einen Engel anbeten (Off 19,10; Off 22,8; 9). Ein Mensch war für die Juden viel niedriger als ein Engel. Nun war der Herr Jesus Mensch geworden. So ist Er im Himmel. Das ergab für das Denken der Juden ein Problem. Christus ist Mensch geworden, und Er soll besser sein als die Engel?

Als der ewige Sohn und auch als Schöpfer war Er immer über die Engel erhaben. Die Juden mussten jedoch einen Blick dafür bekommen, dass Er auch als Mensch über den Engeln stand, und das, weil Er als Mensch der Sohn Gottes war. Für die Engel war das kein Problem. Die sahen in Ihm, auch als Er als Mensch auf der Erde war, ihren Herrn und Meister. Engel ehrten Ihn bei seiner Geburt (Lk 2,10; 13-14), und während seines Lebens dienten sie Ihm und standen bereit, das zu tun (Mt 4,11; Mt 26,53; vgl. 1Tim 3,16).

Nun ist Er als Mensch zum Himmel zurückgekehrt, zur „Höhe“, wo Er als der ewige Sohn schon immer war. Da hat Gott Ihm eine Herrlichkeit verliehen, die Er vor dieser Zeit nicht besaß. Indem Er diesen Platz als Mensch einnahm, ist der Abstand an Herrlichkeit, der zwischen Ihm und den Engeln bestand, um eine Dimension vergrößert worden. Das wird durch die Worte „um so viel besser geworden“ angedeutet.

Auch hier ist die Rede von etwas, was „geworden“ ist; das weist darauf hin, dass es zuerst nicht da war. Der Abstand zwischen Ihm und den Engeln war immer schon unermesslich groß und kann nicht größer werden. Und doch kann seine Vorzüglichkeit über die Engel hinaus noch mehr Nachdruck bekommen. Das ist durch den neuen Namen geschehen, den Er geerbt hat. Diesen Namen hat Gott Ihm gegeben, nachdem Er gestorben (das Erben steht immer mit dem Tod in Verbindung), auferstanden und zum Himmel zurückgekehrt war. Es ist der Name, der über jeden Namen ist (Phil 2,9).

Dann ist für den Schreiber der Augenblick gekommen, wo er die Vorzüglichkeit des Sohnes über die Engel hinaus beweist. Hierzu zitiert er mehrere Abschnitte aus dem Alten Testament, die von dem Messias sprechen. Die Gläubigen, an die er schreibt, waren damit gut vertraut. Die angeführten Abschnitte sollen sie überzeugen. Sie geben ein übereinstimmendes Zeugnis. In sieben Anführungen aus dem Alten Testament, und zwar aus der griechischen Übersetzung (der sogenannten Septuaginta), wird die alles übersteigende Erhabenheit des Sohnes bewiesen.

Um die Schlagkraft dieser Anführungen zu sehen, versuche einmal, dich in einen gläubigen Juden zu versetzen. Auch dies ist kein einfacher Abschnitt, doch deine Mühe, etwas davon zu verstehen, wird doppelt und dreifach belohnt werden. Es hat bei mir auch eine ganze Weile gedauert, ehe ich anfing, ein bisschen zu begreifen, wie beeindruckend dieses Zeugnis aus dem Alten Testament ist. Ich gebe dir erst einmal die Anführungen der Reihe nach:

1. Er ist besser geworden als die Engel, und sie beten Ihn an (Heb 1,4-6, Zitate aus (1) Ps 2,7; (2) 1Chr 17,13; (3) Ps 97,7).
2. Sein Thron ist ewig, also über jeden Thron erhaben (Heb 1,7-8, Zitate aus (4) Ps 104,4; (5) Ps 45,7).
3. Er ist erhaben über seine Genossen (Heb 1,9, Zitat aus (5) Ps 45,8).
4. Er ist erhaben über seine Schöpfung, denn die wird ein Ende haben (Heb 1,10-12, Zitat aus (6) Ps 102,26).
5. Er ist erhaben über die Zeit (Heb 1,12, Zitat aus (6) Ps 102,27; 28).
6. Er ist erhaben über seine Feinde (Heb 1,13, Zitat aus (7) Ps 110,1).
7. Und noch einmal: Er ist erhaben über die Engel (Heb 1,13-14, Zitat aus (7) Ps 110,1).

In diesen Zitaten siehst du auch noch eine chronologische Reihenfolge. Sie handeln von
1. seiner Geburt (Heb 1,5a),
2. seiner Anwesenheit auf der Erde in Gemeinschaft mit dem Vater (Heb 1,5b),
3. seinem Wiederkommen in den Erdkreis (Heb 1,6),
4. seine Königswürde im Friedensreich (Heb 1,8) und
5. dem ewigen Zustand nach dem Friedensreich (Heb 1,11).

Heb 1,5a. Die erste Beweisstelle (Heb 1,5a: Ps 2,7) zeigt die Erhabenheit des Sohnes über die Engel, indem auf seine Stellung als Sohn hingewiesen wird. Gott hat niemals zu einem bestimmten Engel persönlich gesagt: „Du bist mein Sohn.“ Engel werden zwar „Söhne Gottes“ genannt (1Mo 6,2; Hiob 1,6), aber dann geht es um Söhne als Geschöpfe, wie auch Adam „Sohn Gottes“ genannt wird (Lk 3,32; 38). Hier wird der Name „Sohn“ dem Messias gegeben, geboren auf der Erde. Es geht also um seine Beziehung in der Zeit. Er war in der Ewigkeit der ewige Sohn des ewigen Vaters, und dazu ist seit seiner Geburt auch seine Beziehung als Sohn, geboren auf der Erde, hinzugekommen.

Manchmal wird gelehrt, dass Er erst Sohn geworden sei, als Er geboren wurde, während seine ewige Sohnschaft geleugnet wird. Wenn Er jedoch erst und nur bei seiner Geburt Sohn geworden wäre, dann hätte die Reihenfolge in Psalm 2 sein müssen: Ich habe dich heute gezeugt, Du bist mein Sohn. Es steht jedoch zuerst da: „Du bist mein Sohn“ (Ps 2,6). Danach wird festgestellt, dass der Sohn gezeugt wurde, das heißt Mensch wurde. So wird erst die ewige Beziehung festgestellt und danach die neue Beziehung.

Heb 1,5b. Das zweite Zitat (Heb 1,5b: 2Sam 7,14; 1Chr 17,13) steht im Futur: „Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein.“ Das kann sich nicht auf sein Verhältnis zu seinem Vater in der Ewigkeit beziehen, denn das hat keinen Anfang. Es bezieht sich auf sein Verhältnis in der Zeit seit seiner Geburt. Gott macht hier deutlich, in welcher Beziehung der Messias zu Ihm stehen wird.

Diese Worte beziehen sich in erster Linie auf Salomo, den Sohn Davids. Salomo ist ein Vorbild von dem Herrn Jesus als Friedefürst. Darum kann der Heilige Geist diese Verse anführen und sie auf den Sohn Davids anwenden: auf den Herrn Jesus (Mt 1,1). Eine Anwendung auf Engel ist unmöglich.

Weißt du, auf wen diese Anführung noch angewandt wird? Auf dich und mich (2Kor 6,18)! Im Zusammenhang dieser Stelle geht es darum, dass du dich so beträgst, dass Gott sich auch wirklich dein Vater nennen und dich als seinen Sohn oder seine Tochter anerkennen kann. Dann gleichst du dem Herrn Jesus, den Er auch Sohn nennt.

Lies noch einmal Hebräer 1,4–5.

Frage oder Aufgabe: Was hast du über den Unterschied zwischen dem Herrn Jesus und den Engeln gelernt?

Der Sohn weit über den Engeln (2)

Heb 1,6. Das dritte Zitat (Heb 1,6: Ps 97,7) handelt von der Anbetung des Sohnes. Anbetung kommt nur einer göttlichen Person zu. Gott ruft alle Engel dazu auf, nicht nur einige. Sie werden Engel Gottes genannt, das heißt also, Geschöpfe, die Ihm am nächsten stehen und die Instrumente seiner Macht und Regierung sind. In dieser Position sollen sie den Messias anbeten.

Gott ließ diesen Aufruf ergehen, als Er den Erstgeborenen „in den Erdkreis“ einführte. Das bezieht sich sicherlich auf seine Geburt in Bethlehem. Da brachte Gott Ihn in die Welt, und da jubelten die Engel (Lk 2,13). Aber Gott wird Ihn noch einmal in den Erdkreis einführen. Dann kommt Er nicht mehr als kleines Kind, sondern in Macht und Herrlichkeit (Off 19,11-16). Er kommt als der Erstgeborene, das heißt, dass Er inmitten von anderen ist und unter ihnen den ersten Platz einnimmt. Das wird auch deutlich aus der Beschreibung seiner Wiederkunft in Offenbarung 19. Er ist auch der „Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol 1,15), der „Erstgeborene aus den Toten“ (Kol 1,18; vgl. Off 1,5) und der „Erstgeborene unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29).

Heb 1,7. Das vierte Zitat (Heb 1,7: Ps 104,4) zeigt, dass die Engel zu etwas gemacht sind, nämlich zu Geistern und Dienern. Aber der Sohn ist nicht zu etwas gemacht. Die Boten, diese unsichtbaren Wesen, sind schnell und unsichtbar wie der Wind, aber ihre Tätigkeit ist wahrzunehmen. Sie sind Diener mit einer Macht wie Feuer, schrecklich, schreckenerregend, verzehrend. Damit sind Engel weit über Menschen erhaben. Aber der Sohn ist wieder unendlich weit über die Engel erhaben. Während Er Sohn ist, werden die Engel nur mit den elementaren Kräften von Wind und Feuer verglichen.

Heb 1,8-9. Das fünfte Zitat stammt aus Psalm 45 (Ps 45,7-8). Psalm 45 ist ein messianischer Psalm, in dem die Gottheit des Messias nachdrücklich hervorgehoben wird. Der Psalmist redet den Messias mit Gott an. Wie bereits erwähnt, ist der Sohn nicht zu etwas gemacht wie die Engel, sondern Gott anerkennt in Ihm, was Er ist: Gott. Gott spricht über seinen Thron. Das ist sein irdischer Thron, der aufhört zu existieren, sobald Er den ewigen Thron in Besitz nimmt. Es ist ein ewiger Thron, weil seine Grundlage Gerechtigkeit ist.

Der Messias übt seine Herrschaft als ein gerechter König aus, ihr Symbol ist das Zepter. Niemand kann Ihm sein Königtum streitig machen, und niemand kann die Gerechtigkeit seiner Regierung in Frage stellen. Dazu fehlt jeder Grund. Was Engel betrifft, so sitzen sie nicht auf einem Thron, sondern sie stehen vor dem Thron, bereit, um zu dienen.

Er hat Anspruch auf diesen Platz. Das hat Er bewiesen, als Er auf der Erde war. Da hat Er gezeigt, dass Er Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst hat. Er war daher zur Freude für Gott, und deshalb hat Gott Ihn mit Freudenöl gesalbt, mehr als seine Genossen (d. i. der gläubige Überrest).

Es ist in diesem Zitat schön zu sehen, wie auf der einen Seite die Gottheit des Herrn Jesus wieder bestätigt wird, ebenso wie sein ewiger Thron. Auf der anderen Seite siehst du Ihn als den treuen Menschen auf der Erde, wo Er gottesfürchtige Menschen zu seinen Genossen macht, über die Er zugleich wieder hoch erhaben ist.

Heb 1,10-12. Aber seine Herrlichkeit wird noch umfassender vorgestellt: Er ist Jahwe, der HERR. Darüber ist durch das sechste Zitat (Heb 1,10-12: Ps 102,26-28) gar kein Missverständnis mehr möglich. Das Zitat wird eingeleitet mit „und“, wodurch es ganz klar an den vorhergehenden Vers anschließt und das ergänzt, was schon über den Sohn gesagt ist. In Psalm 102 wird Er nicht nur als Mensch gesehen, sondern als Mensch in der tiefsten Erniedrigung, in seinem Leiden und schließlich in seinem Tod.

Zugleich anerkennt Gott Ihn jedoch als den Schöpfer des Himmels und der Erde. Der Psalm drückt prophetisch aus, was das Herz des Heilandes empfand, wenn Er vorausblickte auf das, was Ihm auf der Erde begegnen würde. Aber du hörst in diesem Psalm auch die Antwort, die Gott Ihm gibt. Die Antwort ist unter anderem, dass, wie sehr Er auch erniedrigt sein würde, Er zugleich der Schöpfer war. Diese Antwort wird vom Schreiber hier zitiert. Du liest, dass Gott seinen Sohn mit „Du, Herr“ anredet. Für die Leser des Briefes (und auch für dich) bedeutete dies, dass der Jesus des Neuen Testaments der Jahwe des Alten Testaments ist.

Dann steht in dem Zitat der Ausdruck „im Anfang“ (vgl. 1Mo 1,1; Joh 1,1). Christus steht am Anfang aller Dinge. Alle Dinge haben ihren Anfang Ihm, der selbst keinen Anfang hat, zu verdanken. Er hat auch kein Ende, während seine Werke das wohl haben, denn sie werden untergehen. Spötter sagen zwar, dass alles so bleibt von Anfang der Schöpfung an (2Pet 3,4), aber sie werden sich getäuscht sehen. Die materielle Welt hat in sich selbst kein Leben und ist auch nicht ewig wie ihr Schöpfer. Hier handeln wenige Zeilen vom Entstehen und vom Vergehen, man geht von 1. Mose 1,1 bis zu Offenbarung 21,1 (1Mo 1,1; Off 21,1) und sieht den großen Gegensatz, der zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung besteht.

Er ist ewig derselbe. Seine Jahre werden ohne Ende sein, auch jetzt, nachdem Er Mensch geworden ist, denn auch als Mensch kennt Er kein Ende. Die Schöpfung wird verwandelt werden, aber Er selbst ist der Ewige und Unveränderliche. „Verwandelt werden“ deutet auf einen neuen Himmel und eine neue Erde hin (Off 20,11; Off 21,1). Es wird mit der Schöpfung so gehen wie mit einem Gewand, und Er wird mit der Schöpfung handeln wie mit einem Mantel. Ein Kleid altert schließlich, und einen Mantel kann man zusammenrollen und wechseln. Das ist bei dem Sohn nicht der Fall. Christus ist Schöpfer und auch der, der neu erschafft.

Heb 1,13. Das siebte Zitat (Heb 1,13: Ps 110,1) entspricht der siebten Herrlichkeit des Sohnes in Heb 1,3. Seine Person ist nicht nur herrlich und göttlich, Er nimmt nicht nur den ersten Platz über alle Geschöpfe im Universum ein, sondern Er hat seinen Platz zur Rechten der Majestät in den Himmeln. Er, der in der Ewigkeit bei Gott war, auf die Erde kam, verworfen wurde, aber doch bald regieren wird, ist nun zur Rechten Gottes.

Psalm 110,1 wird von allen Versen aus dem Alten Testament im Neuen Testament am häufigsten zitiert. Das liegt daran, dass im Alten Testament eigentlich nur in diesem Vers etwas ausgesagt wird über den gegenwärtigen Platz des Herrn Jesus im Himmel nach seinem Leiden, Sterben und seiner Auferstehung und vor seiner Rückkehr.

Er sitzt jetzt, während Engel immer stehen (Lk 1,19; Off 8,2). Wenn Michael und seine Engel gegen den Drachen und seine Engel gekämpft und sie besiegt haben (Off 12,7-8), werden sie in die Gegenwart Gottes zurückkehren, um dort ihren Platz als demütige Diener einzunehmen und auf den nächsten Befehl zu warten. Gott wird zu dem mächtigsten Engel niemals so etwas sagen, was Er zu dem Sohn sagt.

Heb 1,14. Das Kapitel schließt mit einer Frage, die eine Schlussfolgerung enthält. Engel dienen, aber Christus regiert. Engel sind Diener Gottes, aber auch der Gläubigen. Engel sind Geister, sie haben keine physischen Körper. Sie sehen die Gläubigen, beobachten ihr Tun und Lassen, wie auch 1. Korinther 11 beweist (1Kor 11,10), und eilen ihnen, wo nötig, zu Hilfe, weil die Gläubigen Genossen des Sohnes sind (Heb 3,14).

Die Gläubigen werden hier als die vorgestellt, die „die Errettung erben sollen“. Mit Errettung ist in diesem Brief das Friedensreich gemeint. Errettung musst du also hier als etwas sehen, was in der Zukunft liegt. Errettung wird manchmal auch als etwas betrachtet, was du jetzt schon besitzt. So darfst du sicher wissen, dass du aufgrund deiner Bekehrung zu Gott und deines Glaubens an den Herrn Jesus errettet bist (Eph 2,8).

Damit du weißt, was mit dem Ausdruck „Errettung“ jeweils gemeint ist, ist es wichtig, dass du auf den Zusammenhang achtest, in dem er vorkommt. Errettung bedeutet häufig das Versetztsein in einen neuen Bereich, außerhalb des Bereiches böser Mächte, und verbunden mit Christus. In dem angeführten Vers Epheser 2,8 geht es darum, dass du jetzt schon im Himmel bist, in Sicherheit, wo du mit einem verherrlichten Christus verbunden bist.

Wie gesagt, geht es im Hebräerbrief um die Errettung als etwas Zukünftiges. Das bedeutet, dass man manchmal einen schweren Weg gehen muss, bevor die Errettung erreicht wird. Das war zumindest bei den jüdischen Gläubigen so. Daher brauchten sie dringend einen Dienst, durch den sie Kraft, Trost und Schutz empfingen.

Der Herr benutzt unter anderem seine Engel, um den Seinen zu dienen. Er setzt sie ein, sendet sie aus. Sie gehen auf seinen Befehl hin. So sandte der Herr einen Engel zu Kornelius (Apg 10,3) und zu Philippus (Apg 8,26). Er setzte sie ein, um Lazarus zu sich zu nehmen (Lk 16,22). Gott gebraucht Engel, um uns zu beschützen (Mt 4,6; Mt 18,10; Apg 12,7-10). Diese Engel sind die auserwählten oder heiligen Engel (Mk 8,38; 1Tim 5,21).

Du siehst eine Vielzahl von Diensten, die Engel verrichten, und das alles für dich und mich. Aber die Ehre dafür kommt nicht den Engeln zu (die würden sie auch ablehnen; Off 22,8; 9), sondern dem Herrn der Engel: dem Menschen Jesus Christus, dem Sohn Gottes, dem Schöpfer und Erben aller Dinge.

Lies noch einmal Hebräer 1,6–14.

Frage oder Aufgabe: Welche Herrlichkeiten des Herrn Jesus hast du kennengelernt? Bete Ihn dafür an.

© 2023 Autor G. de Koning

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