Hebraeer 11
Hebrews 11 Kingcomments Bibelstudien

Aus Glauben leben (I)

Du beginnst gerade ein wunderschönes und zugleich sehr Mut machendes Kapitel. Es ist voll mit Beispielen von Menschen, die aus Glauben gelebt haben. In ihrem Leben sind die Kraft und die Wirkung des Glaubens sichtbar geworden. Das ganze Kapitel handelt von nichts anderem als vom Glauben. Alle diese Beispiele führt der Schreiber an, um den Hebräern und auch dir zu zeigen, wozu jemand, der aus Glauben lebt, in der Lage ist.

Dieser Glaube ist kein anderer als der, der dich zu Gott brachte und mit dem du Gott bezüglich der Vergebung deiner Sünden vertraut hast. Damit begann dein Glaube. Aber der Glaube bleibt immer aktiv. An Gott zu glauben, bedeutet, Ihm zu vertrauen, Ihn für vertrauenswürdig zu erachten und sicher zu sein, dass Er hilft und tut, was Er sagt. Die Zukunft wird durch den Glauben zum Heute, und das Unsichtbare wird dadurch sichtbar. Schwierigkeiten, denen du begegnest, sind für den Glauben Herausforderungen und gleichsam Nahrung; der Glaube findet gerade in Schwierigkeiten Anlässe, sich zu erweisen.

Heb 11,1. Man hat Heb 11,1 wohl einmal „die Definition des Glaubens“ genannt, aber ich glaube nicht, dass man das so sagen kann. Der Glaube ist eine wirksame Kraft im Blick auf die Zukunft und im Blick auf das Heute. Der Glaube richtet den Blick nach vorn, auf die Verheißung, und ist sich sicher, dass sie einmal erreicht werden wird: Er ist „die Verwirklichung dessen, was man hofft“. Der Glaube richtet den Blick auch nach oben, zu Gott und zu Christus: Er ist „die Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht“. Anders gesagt: Der Glaube blickt vorwärts und aufwärts.

In den Heb 11,1-7 siehst du, dass der Glaube im Verhältnis zwischen dem Menschen und Gott alles bestimmt, und zwar vom Anfang bis zum Ende. Es geht um die Schöpfung, um die Sünde und das Opfer, um ein Leben und einen Wandel zum Wohlgefallen Gottes, um das Zeugnis gegenüber der Welt und schließlich um das Friedensreich. In all diesen Sichtweisen steht der Sohn im Mittelpunkt. Die Schöpfung zeigt den Sohn als Schöpfer. Das Opfer zeigt den Sohn als Erlöser. Ein Leben und einen Wandel zum Wohlgefallen Gottes sieht man vollkommen in dem Sohn. In der Welt hat Er ein vollkommenes Zeugnis davon abgelegt, wer Gott ist. Der Sohn wird die Welt richten, und Er wird auch das Friedensreich aufrichten.

Weiterhin weist die Schöpfung auf die Neuschöpfung hin, deren Erbe der Sohn ist. Aufgrund des Opfers wird dem Sohn einmal alles unterworfen sein. In der Entrückung Henochs siehst du ein Bild von der Entrückung der Gemeinde, des himmlischen Volkes Gottes. Die Gemeinde ist mit dem Sohn verbunden und hat Teil an allem, was das Teil des Sohnes ist und was Er im Friedensreich bekommen wird. Noah ist ein Vorbild des irdischen Volkes im Friedensreich, der Gläubigen, die durch die Gerichte hin die Erde erben.

Der rote Faden, der durch alles hindurchläuft, ist der des Glaubens. Dieser rote Faden verbindet alles miteinander. Wenn man die Heb 11,1-7 zusammenfasst, kann man Folgendes sagen: Der Glaube sieht, dass die sichtbaren Dinge aus dem Unsichtbaren entstanden sind; dass das Opfer die einzige Grundlage ist, auf der man vor Gott bestehen kann; dass ein Wandel zum Wohlgefallen Gottes durch den Glauben möglich ist; dass Er ist (nach oben schauen) und dass eine neue Welt zu erwarten ist (nach vorn sehen).

Heb 11,2. Das ist der Glaube, den die Alten, die Glaubenshelden aus dem Alten Testament, die früheren Generationen Israels besaßen. Sie hatten immer wieder erkennen lassen, dass sie in Bezug auf das, was sie hofften, sicher waren und dass sie von den Dingen, die sie nicht sahen, überzeugt waren. Darum gab Gott ihnen Zeugnis. Er gab ihnen in ihren Gewissen seine Anerkennung. Das tut Gott noch immer in jedem, der in täglichem Vertrauen auf Ihn lebt, in welchen Umständen auch immer er sich befindet.

Heb 11,3. Nach den einleitenden ersten beiden Versen werden Beispiele für die Wirkung des Glaubens vorgestellt. Erstes Beispiel: Du kannst nur durch Glauben verstehen, wie die Welten bereitet worden sind, nämlich durch das Wort Gottes. Hier ist noch nicht die Rede von den Glaubenshelden aus dem Alten Testament. Hier geht es um dich, um deine Einsicht in die Erschaffung der Welt. Alles, was du siehst, ist nicht aus etwas anderem Sichtbaren entstanden, sondern aus dem Unsichtbaren. Dieser Grundsatz gilt für alles, was mit der Praxis des Glaubens zu tun hat. Im Glaubensleben wird nichts aus dem, was um uns her sichtbar ist, bewirkt, sondern nur aus dem unsichtbaren Gott, der auch die Welten bereitet hat.

Gott hat gesprochen, und dadurch ist das Sichtbare entstanden. So geht das, wenn Gott spricht. Sein Reden ist voller Autorität und hat Auswirkung. Er spricht, und es ist da (1Mo 1,3; Ps 33,9). So hat Er die Welten (Sternenwelt, Engelwelt, Menschenwelt) „bereitet“, das heißt in Ordnung gebracht, angeordnet, alles an seinen Platz gestellt. Das kannst du alles nur „verstehen“ oder innerlich, geistlich sehen, wenn du glaubst. Der Glaube stellt fest, dass Gott alles genau da hingestellt hat, wo Er es haben wollte (Off 4,11). Von einer allmählichen Entwicklung (Evolution) ist bei der Schöpfung keine Rede.

In diesem dritten Vers wird in einem Satz mit den törichten Schlussfolgerungen des menschlichen Geistes abgerechnet, der für die Existenz der Dinge endlose Erklärungen gesucht hat und noch immer sucht. Das eine ausgeklügelte System ist noch törichter als das andere, wenn es darum geht, eine Erklärung für die Existenz der Dinge zu geben. Völlig einfach wird das, wenn der Glaube mit Gott rechnet. Das Weltall ist keine erschaffende Ursache. Es ist selbst erschaffen und wirkt fort durch eine Reihe von Gesetzen, das Gott hineingelegt hat.

Heb 11,4. Gott gebraucht seine Schöpfung als Plattform, auf der der Glaube sich wirkungsvoll entfalten kann. Dann schuf Er den Menschen darauf. Mit diesem Menschen wollte Gott Umgang, Kontakt haben. Durch die Sünde, die in die Welt gekommen ist, wurde diese Gemeinschaft brutal zerstört. Nun konnte der Mensch Gott nicht mehr nahen. Noch schlimmer: Der in Sünde gefallene Mensch konnte vor Gott nicht mehr bestehen. Gott würde ihn von dieser Plattform wegnehmen müssen. Doch Gott hat in seiner Liebe und Gnade einen Ausweg geschaffen. Er hat für den gefallenen Menschen ein Lamm als Opfer zur Verfügung gestellt, damit der Mensch auf einer gerechten Grundlage doch vor dem Angesicht Gottes bestehen könnte. Und nun finden wir bei Abel das Beispiel für die Kraft des Glaubens an das Opfer.

Abel hatte die Einsicht, weil sein Gewissen von Gott unterwiesen war. Er anerkennt Gottes Gericht über die Sünde. Er geht zu Gott und bekennt, dass er ein Sünder ist. Aber er kommt mit einem Stellvertreter, einem Opfer, das er gleichsam zwischen sich und Gott stellt. Dadurch empfängt er das Zeugnis, „dass er gerecht war“. Dieses Zeugnis ist in Übereinstimmung mit dem gerechten Gericht Gottes. Gott musste das Gericht ausüben. Er richtete das Opfer, und dadurch konnte Abel frei ausgehen. Nicht nur das Opfer wird angenommen, auch Abel selbst, der mit dem Opfer kommt. Wenn du durch das Opfer des Herrn Jesus zu Gott gehst, bezeugt Gott von dem Opfer, dass es gerecht ist, und Er bezeugt von dir, dass du gerecht bist. Deine Gerechtigkeit hat den Wert der Vollkommenheit des Opfers, das heißt der Vollkommenheit Christi, der sich Gott geopfert hat. Du entsprichst nun vor Gott der Vollkommenheit des Werkes Christi. Was das bedeutet, hast du in diesem Brief eingehend gesehen.

Der erste Glaubensheld ist also Abel. In ihm siehst du einen Gläubigen, der sich auf der Grundlage eines stellvertretenden Opfers aktiv vor Gott stellt. Auch sein Bruder Kain wird erwähnt. Beide brachten ein Opfer. Aber das Opfer Abels war besser oder vorzüglicher als das von Kain. Es hatte einen höheren Wert, der darin bestand, dass Abel ein Opfertier nach dem Vorbild schlachtete, das Gott nach dem Sündenfall gegeben hatte (1Mo 3,21), während Kain mit seinen eigenen guten Werken kam, die auch noch von einem verfluchten Erdboden stammten. Abels Opfer war, wie es scheint, nicht für eine spezielle Sünde. Aber er brachte es in dem Bewusstsein, dass ein Mensch nur auf dieser Grundlage vor Gott bestehen kann. Das Opfer Abels wurde angenommen. Möglicherweise fiel Feuer des HERRN darauf, sichtbar, wie bei der Stiftshütte (3Mo 9,24), beim Tempel (2Chr 7,1) und bei den Opfern von David und Elia (1Chr 21,26; 1Kön 18,38).

Kain anerkannte die Existenz Gottes und wünschte seine Gunst zu erwerben. Aber er anerkannte nicht, dass er ein Sünder war. Der Unterschied zwischen den Opfernden liegt im Glauben. Abels Opfer und sein Glaube bewirkten, dass Gott ihn für gerecht erklärte.

Abel musste seinen Glauben mit dem Tod durch Mörderhand bezahlen. Sein Zeugnis auf der Erde hörte so auf, nicht aber die Botschaft, die davon ausgeht. Diese Botschaft hallt durch die Jahrhunderte hin auf eine Weise wider, die sonst nicht möglich gewesen wäre. Gott gebraucht das Werk Satans ganz gegen dessen Willen zur größeren Ehre seines Namens.

Lies noch einmal Hebräer 11,1–4.

Frage oder Aufgabe: Was tust du mit dem Glauben, wie wirkt er bei dir?

Aus Glauben leben (II)

Heb 11,5. Am Beispiel Abels hast du gesehen, dass der Tod eines unschuldigen Stellvertreters das Mittel ist, durch das Gott dich angenommen hat. Bei Henoch siehst du einen Schritt, der noch weiter geht: Wer gerecht ist, wandelt durch Glauben. Der Name „Henoch“ bedeutet „unterwiesen“. Wer im Wert des Opfers unterwiesen ist, lernt im Glauben zu wandeln und wird durch denselben Glauben entrückt. Du bist durch den Tod des Herrn Jesus grundsätzlich von der Macht des Todes befreit. Alles, was zu dem alten Menschen gehört, ist durch das Opfer weggetan (Röm 6,6). Der Teufel, der die Macht des Todes hat, ist zunichtegemacht (Heb 2,14). Der Sieg über den Tod ist so vollkommen, dass du, wenn es Gott gefällt, sogar ohne durch den Tod zu gehen, zum Himmel gehst.

So war es bei Henoch, und so wird bei der Entrückung der Gemeinde geschehen (1Thes 4,15-17). Auch Elia fuhr zum Himmel auf, ohne zu sterben (2Kön 2,1; 11). Henoch und Elia lebten beide in einer Zeit großer Gottlosigkeit. Ebenso wie Elia war Henoch ein Prophet das Gerichts (Jud 1,14; 15). Dieses Gericht fand in erster Linie durch die Sintflut statt. Aber seine Prophezeiung erstreckt sich bis zur Endzeit, bis zur Wiederkunft Christi. Jemand, der mit Gott lebt, bekommt von Ihm Einsicht in die Zukunft, und deren Mittelpunkt ist Christus.

Nun heißt es hier von Henoch, „dass er Gott wohlgefallen habe“. Wenn du in 1. Mose über Henoch liest, dann steht dort, dass er mit Gott wandelte (1Mo 5,24). Wie es häufiger geschieht, führt der Schreiber in diesem Brief die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die Septuaginta, an. Dort ist „mit Gott wandeln“ durch „Gott wohlgefallen“ übersetzt. Das übernimmt der Schreiber unter der Leitung des Geistes Gottes dann auch. Das beinhaltet, dass „mit Gott wandeln“ gleichbedeutend mit „Gott wohlgefallen“ ist.

Bei wandeln solltest du daher auch an die ganze Lebensweise denken. Henoch bezog Gott in alle Seiten seines Lebens ein. Sein Wandel hatte Gott zum Gegenstand. Jemand hat schon mal erzählt, dass Henoch bei seinem Gang mit Gott dem Himmel so nahe kam, dass Gott sagte: „Komm nur rein.“ Ich denke, dass es so auch mit uns als Gliedern der Gemeinde gehen müsste. Die Entrückung der Gemeinde sollte uns nicht überraschen oder überfallen, sondern sollte in der „Verlängerung“ eines Wandels mit Gott liegen. Bei einem Wandel mit Gott ist es nicht anders möglich, als dass du dem Himmel immer näher kommst.

Henoch bekam von Gott „vor der Entrückung“ das Zeugnis, dass er Ihm wohlgefallen habe. Sein Glaube offenbarte sich während seines Lebens vor seiner Entrückung.

Heb 11,6. Ohne Glauben ist ein Wandel wie der des Henoch unmöglich. Jemand, der nicht glaubt, ist absolut ungeeignet zu einem Wandel, auf den Gott mit Freude sieht. Der Wandel Henochs gefiel Gott, weil dieser Wandel Ihn an den Wandel des Herrn Jesus erinnerte, als Er auf der Erde war. (Für Gott ist die Zukunft gegenwärtig.) Darum berichtet Er das. So sollte es bei jedem Gläubigen sein (1Thes 4,1).

Du kannst nur mit Gott wandeln, wenn du glaubst, „dass er ist“. Das ist etwas anderes und geht viel weiter, als zu glauben, dass es Ihn gibt. Auch die Dämonen glauben, dass es Gott gibt, dass Er existiert (Jak 2,19), aber das hat überhaupt keine Auswirkung auf ihren bösartigen Widerstand gegen Gott. Zu glauben, dass Gott ist, bedeutet, dass du seine Gegenwart in deinem Leben wirklich erlebst und dass seine Gegenwart das Wichtigste ist, um das es in deinem Leben geht. Dann glaubst du, dass Er Interesse an deinem Wandel hat und Kenntnis davon nimmt. Du nahst Ihm und suchst Ihn, weil du Ihm vertraust und weißt, dass Er die belohnt, die Ihn ernstlich suchen. Wenn man im Glauben Gemeinschaft mit dem Herrn sucht, wird das reich belohnt.

Heb 11,7. Das Kennzeichen von Henochs Glauben war sein verborgener Umgang mit Gott. Bei Noah siehst du, wie sein Glaube ihn dazu bringt, sich vor der Welt öffentlich zu Gott zu bekennen. Gott gab Noah einen Hinweis über Dinge, die er mit seinen natürlichen Augen (noch) nicht wahrnehmen konnte. Gott sprach mit ihm über die Sintflut, die er wegen des unverbesserlich bösen Verhaltens des Menschen über die Welt bringen würde. Als Noah das gehört hatte, wurde er ein „Prediger der Gerechtigkeit“ (2Pet 2,5; 1Pet 3,19). Zugleich fuhr er fort, auf Gott zu hören.

Die Folge davon war, dass er nicht nur predigte, sondern auch etwas tat. Sein Zeugnis bestand in einer Gehorsamstat. Im Auftrag Gottes baute er die Arche. Das war ein eindrucksvolles Zeugnis, dass er von dieser Welt nichts mehr erwartete, denn die würde durch die Wasser des Gerichts untergehen. Zugleich zeigte er durch den Bau der Arche, dass er seine Hoffnung auf eine neue Welt richtete. Sowohl das Gericht der Sintflut als auch die neue Welt konnte er nur durch den Glauben sehen. Das machte ihn zu einem „Erben der Gerechtigkeit“, einer Gerechtigkeit, die kennzeichnend ist für eine Welt, die Gott durch das Gericht vom Bösen gereinigt hat. Als ein wahrer Gerechter würde er das Land (die Erde) besitzen (Ps 37,29).

Dieses Beispiel dient dazu, die hebräischen Gläubigen (Heb 2,5) und auch uns zu ermutigen. Die Hebräer fragten sich vielleicht, warum sie in der Minderheit waren, wenn sie doch recht hatten. Das Beispiel Noahs sollte sie ermutigen. Nur acht Personen wurden gerettet (1Pet 3,20), während der Rest der Welt umkam. Noah und seine Familie sind daher auch ein Bild des jüdischen Überrestes – er bildet den Überrest Israels vor, der durch die große Drangsal gehen (dargestellt in der Sintflut) und beim Kommen des Herrn Jesus in das Friedensreich eingehen wird. Diese Ereignisse folgen in der Heilsgeschichte auf die Entrückung der Gemeinde, die in Henoch vorgebildet ist.

Noah wurde nicht durch Angst und Furcht dazu gebracht, die Arche zu bauen, sondern durch seine Ehrfurcht vor dem Wort Gottes. So sollte auch dein Wandel im Glauben aus der Achtung hervorkommen, die du vor dem hast, was Gott gesagt hat. Aus deinem Wandel wird deutlich, wie du zu dem stehst, was Gott dir in seinem Wort sagt. Bemerkenswert ist noch, dass Noah nicht nur für sich, sondern auch für sein Haus eine Arche bereitet hat. Daran siehst du, dass Gott jemanden mit seinem Haus retten will. Das legt eine besondere Verantwortung auf das Familienoberhaupt.

Dieser eine Vers über Noah liefert eine Anzahl Glaubensaspekte, die es der Mühe wert sind, genannt zu werden. Zunächst ist da der Grund für seinen Glauben: Gott hatte ihn gewarnt. Dann liest du, worauf sein Glaube sich richtete: auf Dinge, die noch nicht zu sehen waren. Danach bemerkst du die Übung seines Glaubens: Er hatte Ehrfurcht. Dann siehst du das Werk seines Glaubens: Er bereitete eine Arche für sich und sein Haus. Darauf folgt das Resultat seines Glaubens: Er rettete sein Haus. Sein ganzes Handeln legte Zeugnis von seinem Glauben ab: Er verurteilte die Welt. Schließlich empfing er die Belohnung des Glaubens: Er wurde Erbe der Gerechtigkeit.

Man kann sagen, dass in den Heb 11,1-7 in den verschiedenen Ereignissen und Personen die allgemeinen Grundsätze des Glaubens vorgestellt werden. In dem Abschnitt, der dann folgt, den Heb 11,8-22, geht es vor allem um das Ausharren des Glaubens. Die Beispiele zeigen Gläubige, die als Pilger in der Kraft des Glaubens wandeln, dass Gott seine Verheißungen erfüllen wird, auch wenn die Erfüllung noch so weit weg zu sein scheint.

Du liest in diesem Abschnitt siebenmal den Ausdruck „durch Glauben“. Die Beispiele, die der Schreiber vorstellt, sind die Erzväter, die die Hebräer sehr gut kannten. Bei Abraham liest du dreimal vom Glauben: bei seiner Berufung und seinem Gehorsam (Heb 11,8), in Verbindung mit seiner Fremdlingschaft (Heb 11,9; 10) und als es um Leben aus dem Tod geht (Heb 11,11; 12). Nach einem Einschub (Heb 11,13-16) liest du zum vierten Mal von seinem Glauben, und zwar als er geprüft wird (Heb 11,17-19). Noch dreimal wird „Glauben“ erwähnt; dabei handelt es sich um den Glauben Isaaks, der durch Glauben zeigt, dass er Kenntnis von den Wegen Gottes hat (Heb 11,20), um den Glauben Jakobs am Ende seines Glaubensweges voller Erfahrungen (Heb 11,21) und um den Glauben Josephs, der auf die Erlösung des Volkes Gottes vorausschaut (Heb 11,22).

Die Anwendung auf die Hebräer und auch auf dich ist deutlich. Jeder Glaubensheld der Vergangenheit illustriert bestimmte Aspekte des Glaubens, der auch die Hebräer kennzeichnen sollte. Alles weist auf das zukünftige Zeitalter hin, und zwar insbesondere auf seine himmlische Seite.

Heb 11,8. Die zuerst genannten Glaubenshelden waren nicht berufen, etwas zu verlassen, Abraham wohl. Als Gott ihn ruft, geht er, obwohl er nicht weiß, wohin er kommen wird. Der Glaube Abrahams ist an seinem vollkommenen Vertrauen auf Gott zu erkennen. Er hatte nichts, wonach er sich richten konnte, er wusste nichts und kannte weder Namen noch Besonderheiten des Landes, wohin er geleitet wurde. Er hatte genug an Gott. Er fragte nicht: „Wohin?“ Sein Glaube war nicht mit eigenen Erwartungen vermischt. Er vertraute auf das Wort des unfehlbaren Gottes.

Das Leben Abrahams ist das große Vorbild für den neutestamentlichen Gläubigen (Röm 4,11), der ebenfalls berufen ist (Röm 8,30; 1Kor 1,2; 1Pet 2,9). Der Kernpunkt bei der Berufung ist die Verheißung. Um die Verheißung zu empfangen, musst du alles aufgeben. Das tust du nur, wenn du darauf vertraust, dass der, der dich ruft, alles ist und dass Er eine bessere Welt für dich hat, eine Welt, die von seiner Herrlichkeit in Christus erfüllt ist. Abraham gehorchte sofort. Er wurde nicht durch die Anziehungskraft der Dinge beeinflusst, die ihm vorgestellt wurden, sondern durch die Herrlichkeit dessen, der sprach (Apg 7,2).

Lies noch einmal Hebräer 11,5–8.

Frage oder Aufgabe: Welchen Aspekten des Glaubens begegnest du in diesem Abschnitt, und welche davon sind für dich wichtig?

Aus Glauben leben (III)

Heb 11,9. Als Abraham an dem Ort ist, wohin Gott ihn gebracht hat, empfängt er nichts (Apg 7,5). Dadurch wird aufs Neue sein Glaube erprobt. Auf dieselbe Weise wird auch dein Glaube erprobt. Du hast dich bekehrt und darfst wissen, dass du damit das Eigentum des Herrn Jesus bist, der alle Macht im Himmel und auf der Erde hat. Doch was siehst du im Augenblick davon? Du bist ein Fremder auf der Erde, ohne Bürgerrecht. Du bist hier nicht zu Hause. Ein englisches Lied, das wir öfter mit der Jugend singen, gibt das gut wieder: „This world is not my home, I’m just a passing through“ („Diese Welt ist nicht mein Zuhause, ich ziehe nur hindurch“). Doch du darfst vorausschauen auf die Zeit, wenn der Herr Jesus die Welt in Besitz nehmen wird. Dann darfst du die Welt mit Ihm besitzen. Bis dahin gibt dir die Verheißung, sie einmal zu besitzen, die Kraft, dich hier als Fremder aufzuhalten.

Dass Abraham in Zelten wohnte, unterstreicht seine Fremdlingschaft. Ein Haus ist das Symbol eines festen Wohnplatzes, während ein Zelt darauf hinweist, dass der Aufenthalt nur vorübergehender Art ist. Auch sein Sohn Isaak und sein Enkel Jakob lebten so. Auch sie bekamen als Miterben derselben Verheißung das Verheißene nicht. Sollte Abraham erwartet haben, dass sie dann doch die Erfüllung bekommen würden, dann war das eine erneute Erprobung seines Glaubens.

Heb 11,10. Aber Abraham ist dadurch nicht entmutigt. Er sieht weiterhin auf Gottes Verheißung. Wenn er auch nichts besitzt, so sind seine Zuneigungen doch fest. Er verlangt nach einem besseren Land und klammert sich direkt und völlig an Gott. Wenn du auf Gott vertraust und alles für Ihn aufgibst, gewinnst du dabei immer und lernst mehr von den Wegen seiner Macht kennen. Abraham hat durch den Glauben gelernt, über eine Erfüllung in seinen Tagen hinaus nach etwas Besserem auszuschauen als nach irdischem Besitz. Hatte er nicht den Gott der Herrlichkeit gesehen (Apg 7,1)? Das gab seinem Glauben eine ungekannte und im Alten Testament nicht offenbarte Reichweite. Das siehst du hier. Abraham schaute höher als auf ein irdisches Volk und ein irdisches Land. Er sah eine himmlische Stadt, das ist das himmlische Zentrum des zukünftigen Zeitalters, des Friedensreiches.

Es ist eine Stadt, die Grundlagen hat. Das steht im Gegensatz dazu, auf der Erde in Zelten zu wohnen. Gott ist sowohl der Designer (oder Techniker, Künstler, Architekt, jemand, der die Baupläne entwirft) als auch der Erbauer. Dann muss das eine vollkommene Stadt sein. Es kann nicht anders sein, als dass alle Pracht heutiger Städte, von unvollkommenen Menschen entworfen, dabei verblasst und jede Anziehungskraft verliert. Es muss auch eine Freude sein, in Gottes Stadt zu wohnen. Jeder Bewohner wird sich dort vollkommen zu Hause fühlen. Alles an und in dieser Stadt trägt das Kennzeichen des Entwerfers und Erbauers.

Heb 11,11. In diesem Vers ist es eine Frage, ob es um den Glauben Abrahams oder den Glauben Saras geht. Von jeher hat man gedacht, dass es um Sara geht, aber es erscheint nicht unmöglich, dass es doch um Abraham geht. Weil ich es schwierig finde, eine eindeutige Wahl zu treffen, will ich bei diesem Vers zu beiden etwas sagen. Als Sara die Mitteilung hörte, dass sie ein Kind haben würde, zeigte sie nicht gleich Glauben an die Verheißung (1Mo 18,12). Sie war ja schon neunzig Jahre alt (1Mo 17,17) und also viel zu alt, um noch schwanger werden zu können. Aber in der Beschreibung der Geburt Isaaks liest man, dass der HERR sich Sara zuwandte und ihr tat, wie Er geredet hatte (1Mo 21,1; 2). Es sieht dann doch so aus, dass Sara der Zusage Gottes schließlich glaubte. In seinem ersten Brief stützt Petrus diesen Gedanken, indem er sie als eine Frau beschreibt, die ihre Hoffnung auf Gott setzte (1Pet 3,5; 6). Ihr Glaube schöpfte Kraft aus der Treue Gottes zu seiner Verheißung. Dadurch empfing sie die Kraft, den Samen Abrahams zu empfangen.

Aber bei diesem Ereignis zeigte sich auch der Glaube Abrahams. Von ihm liest du nicht, dass er an der Zusage Gottes zweifelte. Im Gegenteil. Er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes (Röm 4,19-21). Er wusste von sich sehr wohl, dass es unmöglich war, ein Kind zu zeugen. Er war ja hundert Jahre alt (1Mo 17,17; 1Mo 21,5). Das war für seinen Glauben jedoch kein Hindernis, Gott zu vertrauen, dass Er in der Lage war, Nachkommenschaft zu geben. Nein, gerade weil es körperlich unmöglich war, dass die Verheißung von Nachkommenschaft erfüllt würde, verließ er sich ganz auf Gott. Abraham erachtete Gott für treu und in der Lage, denn Er hatte Nachkommenschaft verheißen.

Heb 11,12. Darum hat dieser eine Mann (ein ist im Griechischen männlich und muss sich also auf Abraham beziehen) eine Nachkommenschaft bekommen, die unzählig ist. Von diesem einen wird noch einmal ausdrücklich gesagt, dass er „erstorben“ war. Das weist nachdrücklich darauf hin, dass Gott Leben aus dem Tod gibt. Der Sohn Abrahams, der Sohn der Verheißung, kommt gleichsam aus dem Tod hervor, ebenso wie auch seine gesamte Nachkommenschaft. Das weist auf das voraus, was Gott mit der Auferstehung Christi getan hat. Die Auferstehung Christi ist der Beginn von etwas gänzlich Neuem, damit beginnt die Erfüllung aller Verheißungen Gottes, die im Friedensreich ihre Vollendung finden wird. Dann wird die Nachkommenschaft, die im Himmel ist („Sterne“) und die auf der Erde ist („Sand“), Gottes Segnungen in vollem Umfang genießen.

Heb 11,13. Wie schon gesagt, unterbricht der Schreiber mit Heb 11,13 seine Darlegung und setzt sie in Heb 11,17 fort. In diesem Einschub macht er einige Bemerkungen über das Glaubensleben der Erzväter. Sie lebten nicht nur im Glauben, sie starben auch im Glauben. Was ihnen verheißen war, empfingen sie zu Lebzeiten nicht. Aber dadurch verloren sie die Verheißungen nicht – sie nahmen sie mit ins Grab, sie sahen sie von fern. Ihr Glaube sah voraus, und was sie im Glauben sahen, damit rechneten sie. Sie vertraten diesen Glauben öffentlich (1Mo 23,4; Ps 119,19).

An ihrer Lebensweise siehst du, dass sie kein irdisches Zuhause hatten, sondern Fremdlinge waren und kein Bürgerrecht hatten. Sie beanspruchten keine Rechte, denn sie hatten sie nicht und bildeten sich auch nicht ein, sie zu haben. Das ist bei vielen Christen anders.

Heb 11,14. Das Bekenntnis derer, die im Glauben gestorben waren, war kein Lippenbekenntnis, das durch ihre Praxis Lügen gestraft wurde. In ihrer Praxis sah man, was sie mit ihrem Mund bekannten. Sie zeigten deutlich, dass sie auf der Suche waren, das heißt, dass sie nach einem Vaterland verlangten. Das tust du nur, wenn du sicher weißt, dass du noch nicht dort bist.

Heb 11,15. Ihre Suche brachte sie nicht auf den Gedanken, zu dem Vaterland zurückzukehren, das sie verlassen hatten. Die Begierden des Fleisches, die Reize der Welt, die Verpflichtungen durch Familienbeziehungen, die geschäftlichen Sorgen – das alles waren auf verschiedene Weisen und zu unterschiedlichen Zeiten Anlässe, zurückzukehren. Aber das taten sie nicht. Der Unterschied zwischen Lot und Abraham ist ein gutes Beispiel dafür. Lot war mit Abraham auf die Reise zum verheißenen Land gegangen. Aber er hatte kein Verlangen danach. Einmal dort angekommen, sieht er ein anderes schönes Gebiet und entscheidet sich dafür (1Mo 13,10; 11). Abraham hätte zurückgehen können, er war nicht aus seinem Land hinausgeworfen worden, er war selbst weggezogen. Aber Abraham blieb. Er verlangte nach der Stadt Gottes.

Heb 11,16. Die Erzväter hatten kein Verlangen nach ihrem alten Vaterland, sondern trachteten nach einem himmlischen, das ist nach einem besseren Vaterland. Durch dieses Verlangen ehrten sie Gott. Er hatte ihnen etwas Besseres in Aussicht gestellt, und sie glaubten Ihm aufs Wort. Ihr Glaube war so groß, dass sie erkannten, dass seine Verheißungen mehr bedeuteten als ihre buchstäbliche Beschreibung vermuten ließ. Hinter der Beschreibung der herrlichen Verheißungen sahen sie Ihn, der sie erfüllen wird und zugleich deren Mittelpunkt ist.

Viele Dinge im Christentum sind „besser“ als im Judentum, und dazu gehört nun auch „ein besseres Vaterland“. Dieses Vaterland ist nicht der Himmel. Es geht um die Auferstehung. Es ist der Platz, wo die auferstandenen und verherrlichten Heiligen in Ewigkeit wohnen werden. Im Rahmen dieses Briefes ist dieses himmlische Vaterland „der zukünftige Erdkreis“ oder „das zukünftige Zeitalter“, und zwar dessen himmlische Seite. Es ist das Friedensreich, der Tag des Herrn Jesus, nach dem die Erzväter schauten (Joh 8,56). Der Glaube der Erzväter sah die Wirklichkeit, nicht mehr etwas Unbestimmtes.

Gott schämt sich solcher Gläubigen nicht. Er trägt gleichsam mit Freude ihren Namen als seinen „Nachnamen“. So ist es doch, wenn man liest, dass Er der „Gott Abrahams“ ist. Meinst du, dass Er auch mit Freude deinen Namen als „Nachnamen“ tragen würde? Das wird Er sicher, wenn auch du die Wirklichkeit des himmlischen Vaterlandes und dieser himmlischen Stadt siehst und danach lebst. Seine Stadt ist bereit, dich dort zu empfangen. Gott hat dafür gesorgt. Es ist das Erbe, das in den Himmeln aufbewahrt und dort gut für dich aufgehoben ist (1Pet 1,4).

Lies noch einmal Hebräer 11,9–16.

Frage oder Aufgabe: Welche Kennzeichen des Glaubens kommen im Leben Abrahams zum Ausdruck, und was kannst du davon lernen?

Aus Glauben leben (IV)

Heb 11,17. Nach dem Einschub der Heb 11,13-16 sagt der Schreiber nun etwas über die einzelnen Erzväter und darüber, wie sie Gott glaubten. Der erste ist wieder Abraham. Du bist schon verschiedenen Beweisen seines Glaubens begegnet. Das sind beeindruckende Beweise, findest du nicht? Aber der Schreiber führt nun ein Beispiel seines Glaubens an, das von nie gekannter Größe ist. Dieser Beweis seines Glaubens hat es wieder mit dem Sohn zu tun, den er und Sara bekamen.

Als er und Sara zu alt waren, um noch Kinder zu bekommen, hielt er an dem Glauben fest, dass Gott ihm doch einen Sohn geben konnte. Hatte Gott das nicht verheißen? Und weil Gott treu zu dem steht, was Er verheißen hat, geht es also darum, auf Gottes Zeit zu warten, wenn Er das Verheißene geben wird. Bei Abraham traf wirklich zu, dass das, was bei Menschen unmöglich ist, bei Gott möglich ist (Mk 10,27). Doch nun fordert Gott von ihm, seinen Sohn zu opfern. Das ist eine Prüfung von nie gekannter Schwere.

Zuerst wurde ihm ein Sohn verheißen. Den bekam er durch Glauben. Nun fordert Gott ihn auf, seinen Sohn zu opfern, wo dieser Sohn doch der Erbe war, durch den Gott alle seine Verheißungen erfüllen würde. Das konnte doch nicht wahr sein?! Diese Prüfung seines Glaubens war noch viel schwerer als die vorhergehende. Aber Abraham opferte seinen Sohn, als Gott das von ihm verlangte (1Mo 22,1-10). Mit diesem Opfer legte Abraham alle Verheißungen, die er empfangen hatte, auf den Altar. Ihm war sowohl Nachkommenschaft verheißen als auch ein Land. Aber in Isaak gab er Gott das alles zurück, als Er das forderte. Er opferte seinen „Eingeborenen“ (1Mo 22,2).

Heb 11,18. Abraham tat das nicht impulsiv. Er dachte über die Forderung Gottes nach. Er wird sich mit der Frage herumgeschlagen haben, wie Gott das nur fordern konnte. Passte das denn zu Gottes früheren Zusagen? Gott wollte seine Verheißungen doch in Isaak erfüllen und nicht in einem anderen Sohn, zum Beispiel in Ismael? Ja, Gott hatte ausdrücklich den Namen Isaak genannt, als Er sagte: „In Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt werden.“ So überlegte er, das heißt, er kam durch Überlegung und Berechnung zu einer Überzeugung. Dann konnte es nur eine Antwort geben: Gott würde Isaak aus den Toten auferwecken. Darum sagt er in 1. Mose 22 auch: „Wir [Isaak und ich] wollen … anbeten und dann zu euch zurückkehren“ (1Mo 22,5) Das bedeutete, dass er an die Macht Gottes glaubte, eine Macht, die so groß ist, dass Er sogar Tote auferwecken kann.

Der Glaube Abrahams ist auch deshalb so groß, weil nicht bekannt ist, dass Abraham ein Beispiel für Totenauferweckung erlebt hätte. Aber als er so überlegte, was Gott gesagt hatte und dass Er die Macht hatte, sein Wort auch auszuführen, kam er zu dieser Schlussfolgerung, dass Gott Tote auferwecken kann. Echter Glaube ist kein „wishful thinking“, kein Visualisieren von Dingen, wodurch man bekommt, was man will, wenn die Visualisierung nur stark und anhaltend genug ist. Echter Glaube stützt sich immer auf die eine oder andere Aussage Gottes in seinem Wort. Durch einen solchen Glauben wird Gott auf besondere Weise geehrt.

Heb 11,19. Als Abraham seinen Sohn Isaak band, auf das Holz legte und das Messer aufhob, um seinen Sohn zu schlachten, wusste er nicht, dass der HERR ihm sagen würde, dass er Isaak nicht zu opfern brauchte (1Mo 22,11; 12). Für Gott war der Beweis geliefert, dass Abraham an Ihn glaubte als den Gott der Auferstehung. In gewissem Sinn bekam Abraham Isaak aus dem Tod zurück. Gott ersparte Abraham einen Schmerz, den Er sich selbst nicht ersparen würde. Gott gab seinen Sohn in den Tod.

Für die Hebräer war dieses Beispiel des Glaubens Abrahams eine große Ermutigung. Sie hatten ja auch so lange in dem Glauben gelebt, dass ihr wunderbares nationales Erbe ein Geschenk Gottes war. Nun mussten sie das aufgeben. Sie waren von dort weggezogen, und doch hatte das, was sie zurückgelassen hatten, noch seine Anziehungskraft. Um es wirklich loszulassen und darauf zu verzichten, war es nötig, an einen Gott zu glauben, der bessere Verheißungen für sie hatte als alles, was sie preisgaben.

Heb 11,20. Auch Isaak tat Dinge, die nur durch Glauben möglich sind: Er segnete seine beiden Söhne in Bezug auf zukünftige Dinge. Und bei dem Segen für jeden der beiden zeigt sich sein Glaube an die Verheißungen Gottes. In dem Segen, den er Jakob gibt, wird deutlich, dass Jakob in der Linie der Verheißungen steht. Isaak überträgt den Segen Abrahams auf Jakob: die Verheißung von Nachkommenschaft und dem Land.

Er segnet auch Esau, aber mit einem anderen Segen. Aus dem Segen für Esau wird deutlich, dass Isaak ihn bewusst aus der Linie der Verheißung heraushielt. Auch das zeugte von seinem Glauben. Obwohl er in seiner Schwachheit Esau vor Jakob vorzog, schloss er sich, was den Segen betraf, den Gedanken Gottes an. Es ist wichtig, dass du dich in der Beurteilung der Verheißungen Gottes nicht durch menschliche Schwachheit leiten lässt, sondern von Gottes Gedanken. Dann wird es dir gelingen.

Heb 11,21. Bei Jakob zeigt sich der Glaube ebenfalls in dem Segen, den er gibt. Auch Jakob segnet zwei Söhne. Es sind nicht seine eigenen Söhne, sondern zwei seiner Enkelsöhne, die Söhne Josephs. Und ebenso wie Isaak gibt er dem Jüngeren einen größeren Segen als dem Älteren. Es sind die Söhne Josephs, „des Abgesonderten unter seinen Brüdern“ (1Mo 49,26; 5Mo 33,15), dem das Erstgeburtsrecht zuteilwurde (1Chr 5,1; 2). Indem Jakob die beiden Söhne Josephs segnet, gibt er Joseph den doppelten Segen des Erstgeborenen (5Mo 21,17). Joseph ist ein wunderschönes Bild vom Herrn Jesus, dem Erstgeborenen, den Gott in Kürze wieder in den Erdkreis einführen wird (Heb 1,6).

In Verbindung mit Joseph wird Jakob zum Anbeter. Im Glauben sieht er, wie der Ratschluss Gottes und seine Wege, die zur Erfüllung seines Ratschlusses führen, in dem wahren Joseph zusammentreffen. Es ist das Ziel Gottes, dass die Hebräer und auch wir Ihn ehren und anbeten für die Erfüllung seines Ratschlusses und für die Wege, die Er dazu geht. Der Stab Jakobs ist das Symbol seiner langen Geschichte. Darauf stützte er sich als Pilger und als Krüppel. Als er am Ende seines Lebens ankam, stützte er sich noch immer darauf, nun aber nicht mehr, um zu wandern, sondern um anzubeten. Unser Lebensweg endet beim Herrn. Dann werden wir Ihn anbeten für all die Gnade, mit der Er uns auf unserem Weg umgeben hat, um uns in das Land zu bringen, das Er uns verheißen hat.

Heb 11,22. War der Glaube Jakobs mit der Person des wahren Joseph verbunden, so war der Glaube Josephs mit dem Volk und dem Land Gottes verbunden. Im Glauben sah er die Erlösung des Volkes aus Ägypten und den Einzug in das Land Kanaan. Alle Herrlichkeit, die er in Ägypten besaß, verblasste vor der kommenden Herrlichkeit Israels unter der Herrschaft des Messias, die er im Glauben voraussah. Da wollte er dabei sein, und im Blick darauf gab er den Befehl, dass seine Gebeine aus Ägypten in das verheißene Land mitgenommen werden sollten. Was für ein Beweis seines Glaubens an die Auferstehung! Auch die Hebräer mussten lernen, von der Welt (Ägypten) abzusehen und nach allem vorauszuschauen, was sie durch ihre Verbindung mit dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus bekommen hatten. Und gilt für dich nicht dasselbe? Sein Tod ist dein Tod, und seine Auferstehung ist deine Auferstehung. In seiner Auferstehung werden alle lebendig gemacht werden, die mit Ihm verbunden sind, um an seinem Königreich teilzuhaben (1Kor 15,20-28).

Heb 11,23. Der Abschnitt, den wir gerade vor uns hatten, hat den Glauben in seiner Wirkung im Blick auf die Zukunft gezeigt, als eine „Verwirklichung dessen, was man hofft“ (Heb 11,1a). In dem nun folgenden Abschnitt (Heb 11,23-28) stellt der Schreiber eine Reihe Beispiele des Glaubens vor, die zeigen, wie der Glaube wirkt als „Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht“ (Heb 11,1b). Nach dem Glauben, der vorausschaut, nun also der Glaube, der aufwärtsblickt. Glaube, der aufwärtsblickt, vertraut darauf, dass Gott in den Schwierigkeiten anwesend ist und Kraft gibt, um hindurchzugehen. Hier siehst du die Energie des Glaubens, der inmitten der Umstände in Gott ruht. Dieser Glaube überwindet die Macht des Teufels und die Reize und die Schwierigkeiten der Welt.

Das erste Beispiel ist Mose. Ein Vergleich des Glaubens Moses mit dem Abrahams macht den Unterschied zwischen „vorwärtsglauben“ und „aufwärtsglauben“ auf schöne Weise deutlich. Man kann sagen, dass der Glaube Abrahams mit der zukünftigen Welt verbunden war und der Glaube Moses mit der gegenwärtigen Welt. Der Glaube Abrahams schaute aus nach der zukünftigen Welt, und der Glaube Moses überwand die gegenwärtige Welt. Die Übereinstimmung ist, dass keiner von beiden die Erfüllung der Verheißungen Gottes zu Lebzeiten erfuhr.

Bevor der Schreiber auf den Glauben Moses eingeht, weist er zuvor auf den Glauben der Eltern Moses hin. Durch ihren Glauben trotzten sie dem Gebot des mächtigen Pharaos. Normalerweise muss man der gesetzlichen Autorität gehorchen. Aber dies war eine Situation, wo man Gott mehr gehorchen musste als Menschen (Apg 4,19; Apg 5,29). Der Glaube der Eltern entdeckte in dem Kind etwas Besonderes für Gott (Apg 7,20). Darum lieferten sie ihn nicht den Mörderhänden aus, sondern verbargen ihn zu Hause. Das war keine einfache Sache, umso mehr, als ihr Haus, wie es scheint, nahe beim Königspalast stand. Aber sie rechneten darauf, dass Gott für ihn sorgen würde.

Das ist ein schönes Beispiel für alle jungen Eltern, die sich der Mordgier der Welt bewusst sind, in der sie leben und in der sie auch ihre Kinder lehren müssen, ihren Weg zu finden. Der Glaube verlässt sich auf Gott, dass Er sie behütet, und bemüht sich, das Kind zu schützen und auf seinem Lebensweg zu begleiten.

Lies noch einmal Hebräer 11,17–23.

Frage oder Aufgabe: Welche Aspekte des Glaubensvertrauens auf Gott mit Bezug auf die Zukunft werden hier vorgestellt? Was lernst du daraus für die Praxis deines Glaubenslebens?

Aus Glauben leben (V)

Heb 11,24. Durch Glauben hatten die Eltern Moses also die Furcht vor der Welt überwunden. Mose wuchs in einer völlig anderen Umgebung auf als seine Eltern, und auch die Umstände waren ganz anders. Doch man sieht, dass in seinem Leben derselbe Glaube wirksam war wie in seinen Eltern. Weil seine Umstände so anders waren, zeigte sich sein Glaube auf eine andere Weise. Sein großer Feind war die Gunst der Welt, und sein Glaube überwand diesen Feind.

Man sieht, dass in den ersten Jahren, als seine gottesfürchtigen Eltern ihn erzogen, ein gründliches Werk in ihm geschehen war. Als er dann groß geworden war (groß weist sowohl auf sein Erwachsensein als auch auf seine hohe Position am Hof des Pharaos hin), weigerte er sich, ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen. Diese Weigerung geschah nicht aus „Undankbarkeit“ für alles, was er dort am Hof genossen hatte. Er war gestohlen worden und kehrte nun zu seinem Ursprung zurück, weil das, und nicht der Hof des Pharaos, der Platz war, wo Gott ihn gebrauchen wollte.

Weder natürliche Gefühle noch verstandesmäßige Überlegungen hielten ihn am Hof. Er zog nicht den Schluss, dass Gott es doch auf schöne Weise so geregelt hatte, dass er in einer einflussreichen Position gelandet war. Das war doch nicht umsonst. Könnte er den Einfluss am Hof nicht zugunsten seines Volkes gebrauchen? Doch Mose wollte kein Günstling des Pharaos sein, während sein Volk unterdrückt und ermordet wurde. Er wollte bei seinem Volk sein, zu ihnen gehören. Jemand hat einmal gesagt: „Die Vorsehung Gottes brachte ihn an den Hof des Pharaos und sein Glaube brachte ihn da heraus.“ Mit dem Ausdruck „die Vorsehung Gottes“ ist gemeint, dass Gott Ereignisse und Umstände lenkt. Dadurch kam Mose an den Hof des Pharao. Aber dass Mose weggeht, ist keine Folge der Vorsehung. Mose verlässt den Hof des Pharaos, weil er sich so entschieden hatte, und diese Entscheidung gründete sich auf seinen Glauben.

Heb 11,25. Mose lehnte etwas ab, aber er wählte auch etwas. Im Glauben wählte er den Weg des Volkes Gottes. Er war davon überzeugt, dass diesem Volk die Zukunft gehörte und nicht Ägypten. Mose wählte scheinbar das Schlechteste, was er nur wählen konnte, er wählte das meistverachtete Volk des Landes, die unerwünschten Fremden, die unterdrückt wurden und schwere Sklavenarbeit verrichten mussten. Die Menschen selbst waren verzweifelt. Mose sah den Kummer, die Schande und das Leiden Israels im Licht der Wahl Gottes. Der Glaube entscheidet sich immer für das, wofür Gott sich entschieden hat. Er steht immer auf der Seite Gottes, wenn es auch so aussieht, als wäre es eine Wahl, die nur Verlust bringt. Aber der Glaube stimmt für Gott, weil er Gottes gütige Absichten für sein Volk kennt und weiß, dass Er es für den Tag der Macht und Herrlichkeit bewahrt.

Mose hätte die Sünde genießen können, denn man kann Sünde genießen. Aber er war sich dessen bewusst, dass Sünde nur zeitlich, nur vorübergehend ist und keinen wirklich befriedigenden Genuss gibt. Die Sünden, um die es hier geht, sind nicht das, was wir vielleicht „grobe Sünden“ nennen würden, sondern Sünden, die mit einem erfolgreichen Leben in der Welt zu tun haben. Denk dabei an Ansehen genießen, Macht, Einfluss, Ruhm und Reichtum.

Heb 11,26. Du wirst diese Sünden nur aufgeben, wenn du etwas anderes und Größeres an ihre Stelle setzt. Das tat Mose. Er vertauschte die Schätze Ägyptens mit der Schmach des Christus und achtete sie für größeren Reichtum als diese Schätze. Was für eine Beleidigung des Pharaos, und was für ein Sieg für Christus! Doch was wäre dir lieber: eine Inschrift auf einem ägyptischen Grabstein oder im Buch Gottes angeschrieben zu sein? Was Mose wählte, ist klar. Dadurch wurde er statt zu einer Mumie zu einem berühmten Mann Gottes.

Mose traf diese Wahl, weil er auf nichts anderes schaute als auf die Belohnung. Er sah voraus auf das himmlische verheißene Land. In diesem Licht lernte er zu unterscheiden zwischen den materiellen Schätzen Ägyptens und den geistlichen Schätzen in Christus. Mit Christus auf der Erde zu sein, bedeutet zwar Schmach, aber in Ihm hat Gott alle Verheißungen Ja und Amen gemacht (2Kor 1,20). Wenn du dich also dafür entscheidest, die Schmach des Christus auf dich zu nehmen und für Christus zu leiden, bist du auf der richtigen Seite und auf dem richtigen Weg zu dem richtigen Ziel. Schmach gehört zu dem Weg hin zu der Erfüllung der Verheißungen.

Heb 11,27. Glaube ist die innere Kraft, die in die Lage versetzt, sowohl Hindernisse (den Zorn des Königs, das Rote Meer, Jericho) als auch Begierden (den Genuss der Sünde, die Reichtümer Ägyptens) zu überwinden. Der Glaube weiß um das Eingreifen Gottes, ohne Ihn zu sehen, und befreit auf diese Weise von der Furcht vor der Macht des Menschen. Dieser Glaube veranlasste Mose, Ägypten zu verlassen, nachdem er den Ägypter erschlagen hatte.

Im zweiten Buch Mose wird sein Weggang als Flucht beschrieben. Er floh aus Furcht vor Pharao, weil er den Ägypter getötet hatte. Zugleich war das Töten des Ägypters das öffentliche Bekenntnis Moses, zum Volk Gottes zu gehören. Aus dieser Sicht verlässt er den Hof im Glauben, ohne Furcht vor dem Zorn des Königs. Der Totschlag ließ ihn fliehen, der Glaube an Gott und seine Verbundenheit mit dem Volk ließen ihn wegziehen. Er war öffentlich als Israelit aufgetreten und war nun demselben Zorn des Königs ausgesetzt, dem auch das Volk ausgesetzt war.

Er fürchtete jedoch den Zorn des Königs nicht, weil er auf den Unsichtbaren sah, der unendlich viel größer ist als der König von Ägypten. Und all die Jahre, die er sich in Midian aufhielt, blickte er standhaft auf den Unsichtbaren. Diese ganze Zeit vertraute er darauf, dass Gott seine Verheißungen erfüllen würde. Auch für dich liegt da die Kraft, auf dem Weg des Glaubens auszuharren, zusammen mit den anderen Gliedern des Volkes Gottes, die auch die Schmach und den Zorn der Welt ertragen müssen.

Heb 11,28. Als letzte Großtat des Glaubens Moses nennt der Schreiber das Feiern des Passahs. Bemerkenswert ist, dass das Feiern des Passahs hier nicht dem Glauben Israels, sondern dem Glauben Moses zugerechnet wird. Will der Schreiber damit vielleicht sagen, dass Israel das Passah aufgrund des Glaubens Moses feierte? Dass Mose das Passah in Ägypten feierte, war eine einmalige Tat. Bei allen späteren Malen, wenn es gefeiert wurde, geschah das außerhalb des Landes Ägyptens durch ein erlöstes Volk und zur Erinnerung. Dieses eine erste Mal wurde das Passah gefeiert, weil tatsächlich das Gericht Gottes drohte. Gott hatte dieses Mittel gegeben, damit sie dem Gericht entkommen konnten.

Es erschien verächtlich und nutzlos, doch in Wirklichkeit war dies das einzige Mittel, das Schutz vor dem Gericht bot. Nur wer Gott glaubte, wandte es an. Zur Passahfeier gehörte das Sprengen des Blutes. In Ägypten wurde es nicht gesprengt, dort wurde es gestrichen, und dieses Streichen fand nur einmal statt. Später im Opferdienst wurde es durch das Sprengen ersetzt. In beiden Fällen bedeutet die Handlung, dass man unter den Wert des Blutes kam und so vor dem Gericht bewahrt blieb. In Ägypten wurden die Erstgeborenen vor dem Gericht bewahrt. Als Erstgeborene waren auch die Hebräer und sind alle Gläubigen („die Versammlung der Erstgeborenen“; Heb 12,23) auf der Grundlage des Blutes dem Gericht entkommen.

Heb 11,29. Dann folgen zwei Glaubenstaten, die das Volk Gottes betreffen. Die erste Tat fand zu Beginn und die zweite fand am Ende der Wüstenreise statt. Die Wüstenreise selbst wird nicht erwähnt. Die war nämlich nicht die Folge des Glaubens, sondern gerade des Unglaubens.

Der Glaube führte sie aus der Sklaverei und in das verheißene Land. Das Volk hatte nicht nur das Passahlamm nötig, um vor dem Gericht verschont zu werden, sondern auch den Durchzug durch das Rote Meer, um endgültig und völlig von Ägypten befreit zu werden. Als Israel durch das Rote Meer zog, war das Glaube. Als die Ägypter das taten, war das Anmaßung des Fleisches. Der Feind wird auf demselben Platz verschlungen, wo das Volk die Erlösung findet. Der Platz, wo das Gericht stattfindet, ist auch der Platz der Erlösung. Das siehst du bei dem Kreuz, wo Christus starb.

Heb 11,30. Wenn die Erlösung vollbracht und die Befreiung zustande gebracht ist, heißt das nicht, dass die Schwierigkeiten überwunden sind. Aber für Gott verschwinden die Schwierigkeiten. Was für den Menschen eine Schwierigkeit ist, ist es für Ihn nicht. Israel erfuhr das, nachdem sie in das verheißene Land eingezogen waren. Jericho war für Israel eine Blockade, die sie hinderte, das Land einzunehmen. So gab es für die Hebräer (und gibt es auch für dich) Hindernisse auf dem Glaubensweg, die auf der Reise zum verheißenen Land überwunden werden müssen. Siege werden nur durch den Glauben an das, was Gott sagt, erzielt. Als die Mauern von Jericho fielen, geschah das nicht, weil sie sieben Tage die Stadt nur umzogen hatten. Die Mauern fielen, weil sie aufgrund des Glaubens an das Wort Gottes die Stadt umzogen hatten. Am siebten Tag waren die Mauern noch genauso dick und uneinnehmbar wie am ersten Tag. Aber sie fielen nach sieben Tagen, weil das Volk Glauben an Gott hatte.

Lies noch einmal Hebräer 11,24–30.

Frage oder Aufgabe: Welche Kennzeichen des Glaubens siehst du in diesem Abschnitt, und was kannst du davon lernen?

Aus Glauben leben (VI)

Heb 11,31. Bei Jericho sehen wir nicht nur den Glauben des Volkes und welche Auswirkung er hatte. Die Eroberung Jerichos ist auch die Gelegenheit, wo sich der Glaube einer einzelnen Bewohnerin der Stadt offenbart. Der Glaube Rahabs zeigte sich darin, dass sie sich für das Volk Gottes entschied, während die Macht ihres Volkes noch völlig ungebrochen und bei dem Volk Gottes noch nichts von dem erwarteten Sieg zu sehen war. Doch Rahab spürte, dass Gott mit ihnen war. Das ließ sie wählen, eine Wahl die der natürlichen Wahl für das eigene Volk entgegenstand. Darin ist sie ein Vorbild für die Hebräer, die sich auch entscheiden mussten: für das scheinbar schwache Volk Gottes und gegen ihre ungläubigen, ungehorsamen Volksgenossen.

Was Rahab tat, sieht nach Landesverrat aus, es ist aber eine Tat des Glaubens. Dadurch wandte sie sich von der Welt und einem Leben in der Sünde ab, um sich dem Volk Gottes anzuschließen. Ihr Volk wusste um die großen Taten Gottes, wollte sich aber nicht vor Ihm beugen (Jos 2,10). Es gab Widerstand und Aufstand. Damit wollte sie nichts zu tun haben. Indem sie die Kundschafter aufnahm, schloss sie Frieden mit dem Volk Gottes und machte sich mit ihnen eins. Zu ihren Volksgenossen, die hier „Ungläubige“ oder „Ungehorsame“ genannt werden, ging sie auf Abstand. Als sie den Kundschaftern Unterkunft bot, warf sie ihr eigenes Leben in die Waagschale. Sie verband ihr Los mit dem ihren. Ihr Glaube wurde dadurch reich belohnt. Sie bekam sogar einen Platz im Geschlechtsregister des Herrn Jesus (Mt 1,5).

Heb 11,32. Der Schreiber könnte weiter fortfahren, doch er geht nicht länger auf Einzelheiten ein. Die Zeit dazu würde ihm fehlen. Aber geleitet durch den Geist, nennt er noch in allgemeiner Form eine Anzahl Beispiele. An diesen Beispielen wird deutlich, wie der Glaube sich in allen Arten des Ausharrens wies und wie er die Gläubigen in allen möglichen Arten von Leiden aufrechterhielt. Eins hatten sie gemeinsam: Keiner von ihnen hatte etwas von dem empfangen, was verheißen war, wie das ja auch bei den Hebräern der Fall war, an die sich dieser Brief richtete.

Weil der Schreiber des Briefes nur die Namen nennt, will ich auch nicht ausführlich auf die Geschichte der Personen eingehen, die er nennt. Lies nur einmal ihre Geschichte. Oft wirst du verstehen, warum er sie nennt. Manchmal wird es dich auch, wenn du die Geschichte gelesen hast, verwundern, dass er sie nennt. Aber wenn der Geist Gottes Namen von Gläubigen aus dem Alten Testament im Neuen Testament anführt, ist das bis auf eine Ausnahme (und das ist Elia, Röm 11,3; 4) immer positiv. Gott sieht tiefer als bis zu dem, was an äußerer Geschichte beschrieben ist. Er sieht, welchen Platz Er im Herzen hat, auch wenn die Praxis oft dahinter zurückbleibt.

Wir wollen die Liste durchgehen. Als das Volk im Land ist, beginnt die Zeit der Richter. Vier von ihnen werden genannt. Gideon und Barak taten ihr Glaubenswerk in kleiner Kraft. Simson und Jephtha handelten ebenfalls im Glauben, aber ihr Handeln war ganz klar nicht einwandfrei. Bei beiden Paaren steht der Wichtigste voran, während chronologisch die Reihenfolge umgekehrt ist. Von allen Richtern gilt, dass ihre Befreiungen nur vorübergehender Art waren. Keiner von ihnen konnte für einen dauerhaften Frieden sorgen. Nach der Richterzeit folgte die Zeit der Propheten und Könige. Von den Propheten wird Samuel genannt und von den Königen David. Auch hier ist die Reihenfolge umgekehrt. Zuerst wird David genannt, danach Samuel. David war der König nach dem Herzen Gottes, Samuel war sein Vorläufer.

Propheten sprachen das Gewissen des Volkes an. Sie starben lieber, als dass sie Lügen predigten, und sie gingen lieber mit einem guten Gewissen zum Himmel, als dass sie mit einem schlechten Gewissen auf der Erde blieben. Obwohl David der König nach dem Herzen Gottes war, führte auch er das Volk nicht in die Ruhe ein (Heb 4,7; 8). Die endgültige Ruhe blieb auch für ihn eine Sache des Glaubens. Die Erfüllung wird durch den geschehen, der sowohl sein Sohn (Mt 1,1) als auch sein Herr war (Mt 22,41-45).

Heb 11,33. Nach diesen Namen folgt eine Anzahl von Taten, die durch Glauben getan wurden. Ich will versuchen, für jede Tat ein Beispiel zu geben:
1. Königreiche unterwarfen: Richter und David;
2. Gerechtigkeit wirkten: Richter und Könige, die das Recht wahrten;
3. Verheißungen erlangten: kann bedeuten, das Verheißene zu empfangen, aber auch, eine Verheißung zu bekommen;
4. der Löwen Rachen verschlossen: Daniel (Dan 6,23), Simson, David, Benaja;
5. Heb 11,34. des Feuers Kraft auslöschten: die drei Freunde Daniels, die zwar die Kraft des Feuers auslöschten, nicht aber das Feuer selbst, denn andere wurden dadurch verzehrt (Dan 3,17-18; 22; 23-25);
6. des Schwertes Schärfe entgingen: David, Elia (während andere mit dem Schwert getötet wurden; Heb 11,37);
7. aus der Schwachheit Kraft gewannen: Gideon, Jonathan; sie bewiesen, dass das Schwache Gottes stärker ist als die Menschen;
8. im Kampf stark wurden: Asa, Josaphat;
9. der Fremden Heere zurücktrieben: viele Richter und Könige;
10. Heb 11,35. Frauen erhielten ihre Toten wieder durch Auferstehung: die Witwe zu Zarpat, die Sunamitin.

In den soeben genannten Situationen hat sich der Glaube zugunsten des Gläubigen wirksam erwiesen, und das manchmal auf wunderbare Weise. Nun folgen Beispiele für Situationen, wo der Glaube auch wirksam war in solchen, die schwer litten oder sogar getötet wurden. Dieses Leiden und den Tod zu erdulden, wäre Torheit, wenn mit dem Tod alles aus wäre:
1. gefoltert, da sie die Befreiung nicht annahmen: manche erlitten grausame Folterung, während sie ein Angebot ausschlugen, das die Folterung beendet hätte, für den Glauben jedoch unannehmbar war; sie glaubten an eine bessere Auferstehung und sehnten sich danach;
2. Heb 11,36. verhöhnt durch Verhöhnung und Geißelung: Jeremia, Glaubenshelden aus den Makkabäern;
3. Fesseln und Gefängnis: dieselben, Joseph;
4. Heb 11,37. gesteinigt: Stephanus, Sacharja (= Sekarja), Nabot;
5. zersägt: der Tradition nach Jesaja durch König Manasse;
6. versucht: unter schweren geistigen oder körperlichen Druck gesetzt werden, damit sie den Glauben verleugnen, einen Kompromiss schließen, etwas widerrufen oder in jedem Fall ihren Herrn verleugnen;
7. starben durch den Tod des Schwertes: Massenmord mittels des Schwertes (Dan 11,33b; Apg 12,2; Jer 26,23, während andere der Schärfe des Schwertes entgingen; Heb 11,34);
8. gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen: Elia, Johannes der Täufer;
9. hatten Mangel: Hunger und Durst;
10. Drangsal: waren unter fremder Herrschaft;
11. Ungemach: allgemeine Peinigung;
12. Heb 11,38. die Welt war ihrer nicht wert: Die Welt maß Menschen, die so lebten, keinerlei Wert bei;
13. irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde: Sie boten vielen Glaubenshelden, die ohne ein Zuhause waren, Zuflucht, während sie selbst gejagt wurden, als seien sie wilde Tiere.

Heb 11,39. Gott hat gesehen und wahrgenommen, dass alle diese Gläubigen bis zum Ende am Glauben festgehalten haben. Sie haben auf der Erde nicht empfangen, was ihnen verheißen war. Das haben sie noch immer nicht, auch nicht im Paradies, wo sie jetzt sind.

Heb 11,40. Sie werden das Verheißene erst bekommen, wenn auch die Hebräer und auch wir es bekommen. Und wann ist das? Wenn Christus kommt und das Friedensreich aufrichtet. Das ist das „etwas Bessere“, das Gott vorgesehen hat. Das „Bessere“ hat immer mit Christus als dem verherrlichten Menschen im Himmel zu tun. Er hat diesen Platz dort von Gott bekommen, während Er auf der Erde verworfen ist.

Mit diesem Christus bist du verbunden, während du auf der Erde lebst. Abraham lebte im Glauben auf der Erde und hatte im Herzen eine himmlische Gesinnung, während er eine himmlische Stadt erwartete. Aber er war nicht durch Christus mit dem Himmel verbunden, der dort wirklich in Herrlichkeit sitzt, und er teilte nicht die Verwerfung Christi auf der Erde. Das ist unser Teil. Darum ist der Geringste im Reich der Himmel größer als der Größte unter denen, die vorausgingen (Mt 11,11). Darum hat Gott damit gewartet, seine Verheißungen zu erfüllen. Er wollte nicht, dass die alttestamentlichen Gläubigen ohne uns vollkommen gemacht würden, das heißt, zu diesem herrlichen Platz kämen, wo sie die Herrschaft Christi teilen werden.

Es ist das Vorrecht der Gläubigen aller Zeiten, an der Herrschaft Christi teilzuhaben. Aber es ist vor allem das Vorrecht derer, die auf der Erde die Verwerfung Christi geteilt haben. Das sind nur die Gläubigen, die zur Gemeinde gehören, und nicht die Gläubigen aus der Zeit des Alten Testaments oder aus der Zeit nach der Entrückung der Gemeinde. Der Schreiber geht nicht weiter auf die besondere Stellung dieser Gläubigen ein. Das ist nicht das Thema dieses Briefes. Aber aus anderen Briefen wissen wir, dass die Gemeinde auf eine besondere Weise mit dem Herrn Jesus verbunden ist (z. B. Eph 1,10; 11). So kommen alle zur Vollkommenheit, die im Glauben gelebt haben, und Gott erfüllt an jedem von ihnen seine unveränderlichen Verheißungen.

Lies noch einmal Hebräer 11,31–40.

Frage oder Aufgabe: Wie konnten Menschen zu solchen Glaubenstaten kommen? Wie kannst du zu Glaubenstaten kommen?

© 2023 Autor G. de Koning

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