Habakuk 1
Habakkuk 1 Kingcomments Bibelstudien

Einleitung

In diesem Buch sehen wir, wie der Glaube trotz allem auf den HERRN vertraut. Habakuk klagt zuerst in Habakuk 1 über die Ungerechtigkeit, die ihn in Juda umgibt. Er ist entsetzt über die Sünden des Volkes. Als Reaktion darauf zeigt ihm Gott, dass er die Chaldäer – oder: die Babylonier – als Zuchtrute zu seinem Volk schickt, weil es gesündigt hat. Habakuks Reaktion darauf zeigt die Liebe, die er zu Gottes Volk hat, denn er beschwert sich bei Gott über diesen Unterdrücker, der sein geliebtes Volk so grausam behandelt.

In Habakuk 2 kommt die Antwort Gottes auf Habakuks Klage. Er sagt, dass Er die Gottlosigkeit der Chaldäer kennt und sie dafür richten wird. Er wird dieses Gericht sicherlich kommen lassen, aber nicht direkt. Für diese Zeit des Wartens sagt Er dem Gläubigen, dem Gerechten, wie er diese Zeit ertragen kann, und zwar durch seinen Glauben: Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.

Am Ende des Buches, in Habakuk 3, erhebt sich der Prophet über alle Umstände. Er vertraut auf Gott selbst und freut sich in Ihm, egal was passieren mag, selbst wenn noch gar kein Segen zu sehen ist. Das ist es, wozu ein lebendiger Glaube, also ein lebendiges Vertrauen auf Gott, den Gläubigen bringt. So gelangt der Gläubige von der Angst zum Vertrauen, und wird, statt ein Gläubiger voller Sorgen und Fragen an Gott zu sein, ein Anbeter Gottes.

Über die persönliche Geschichte von Habakuk ist nichts bekannt. Sein Name bedeutet „Umarmung“. Er umarmt sein Volk, nimmt es in den Arm und tröstet es, wie eine Mutter ein weinendes Kind tröstet. Er versichert dem Volk, dass alles in Gottes Händen liegt und dass Er in der Lage ist, alles zum Guten zu wenden. Er umarmt auch Gott in dem Sinn, dass er sich an Gott klammert mit all den Fragen, die er über das Handeln Gottes hat. Wir sehen das in den Dialogen, die er mit Gott führt. Seine Fragen und Gefühle der Verzweiflung veranlassen ihn nicht, sich von Gott zu distanzieren, sondern sich umso inniger an Gott zu hängen. Das kann auch die Wirkung bei uns sein. Wir dürfen mit allen Fragen, die wir haben, zu Ihm gehen.

Die Zeit, in der Habakuk weissagt, hat mit der Ankündigung des Kommens der Chaldäer wegen der Untreue des Volkes Gottes zu tun. Dieses Kommen ist nahe, weil es in seinen Tagen stattfinden wird (Hab 1,5). Es betrifft also die Generation, die vor den Jahren 606-586 v. Chr. lebte. Das ist die Zeit, in der auch Jeremia und Hesekiel geweissagt haben.

Es ist eine Zeit der Krise. Das macht Habakuks Prophezeiung für uns aktuell, denn auch wir leben in Tagen, die auf die große Krise der Endzeit zueilen. Wir können von Habakuk lernen, wie wir die Entwicklung des Bösen betrachten und wie wir mit Gott darüber sprechen können.

Die Ungerechtigkeiten des Volkes Gottes erregen in diesem Mann Gottes einen heiligen Zorn und großen Kummer. Aber während sein Herz von ihrem bösen Verhalten gequält wird, fühlt er gleichzeitig, wie elend sie sind, und möchte ihre Sache zu seiner eigenen machen. Er verbindet sich mit ihnen in ihrem Elend. Das macht Habakuk zu einem Propheten, der Jeremia mehr ähnelt als jeder andere Prophet. Er lebt in den Szenen, die er beschreibt, viel persönlicher als andere Propheten. Er fühlt oder erlebt alles auf die gleiche Weise wie Jeremia. Er spricht nicht nur als Prophet, sondern er lebt und erlebt dies auch als Prophet.

Dieser letzte Aspekt unterscheidet sein Buch auch von dem der anderen Propheten, denn sein Buch ist eine Darstellung der Erfahrungen seiner Seele. Habakuk ist einzigartig unter den Propheten, weil er nicht so sehr zu dem Volk im Namen Gottes spricht, sondern mehr zu Gott über das Volk. Sein Reden zu Gott zeigt, dass er mit Ihm über sein Handeln mit dem Volk ringt. Er will wissen, wie Gott wirkt und warum Er dies tut. Er ruht nicht eher, bis er Gottes Gedanken dazu kennt.

Die Kenntnis der Gedanken Gottes wird nur in persönlichen Glaubensübungen gewonnen. Was andere in Glaubensübungen gelernt und aufgeschrieben haben, kann uns helfen, aber wir werden die Wahrheit Gottes niemals ohne persönliche Übungen lernen. Wenn wir eine durchschnittliche Intelligenz haben, können wir viele Wahrheiten auswendig lernen, aber das ist nicht dasselbe wie die Gedanken Gottes zu kennen. Wenn wir viele Wahrheiten nur intellektuell kennen, ist das Ergebnis „hohe Wahrheit, niedriger Wandel“.

Die Form des Buches ist ein wechselseitiges Gespräch, ein Dialog. Was den Inhalt des Dialogs betrifft, so kann man einen Vergleich mit Jona und mit Hiob anstellen. Jona und Hiob hatten auch Dialoge mit Gott über seine Handlungsweise, die ihnen unverständlich war.

Habakuk ist der Prophet des Glaubens. Der Schlüsselvers seiner Prophezeiung lautet: „Durch den Glauben leben“ (Hab 2,4). Das Hauptthema ist auf der einen Seite die Bedrückung und Qual, die das Teil des Gottesfürchtigen sind und auf der anderen Seite der Wohlstand der Gottlosen. Dieses Thema hat oft großes Ringen unter den Gläubigen verursacht (vgl. Ps 73,1-17).

Das Neue Testament zitiert ein paarmal aus diesem Buch.
1. Paulus, der große Apostel der Nationen, zitiert den Schlüsselvers dieses Buches (Hab 2,4) dreimal in seinen Briefen, um die grundlegende Wahrheit der Rechtfertigung durch den Glauben zu veranschaulichen (Röm 1,17; Gal 3,11; Heb 10,38).
2. In der Apostelgeschichte zitiert Paulus in einer Rede einen weiteren Vers aus Habakuk (Apg 13,40; 41; Hab 1,5).
3. Im Brief an die Philipper gibt es einen deutlichen Hinweis auf die Praxis des Lebens durch Glauben (Phil 4,4; 10-19; Hab 3,17; 18).
Wir werden dies in der Betrachtung der zitierten Verse näher erläutern.

Einteilung des Buches

1. Überschrift (Habakuk 1,1)
2. Erste Klage Habakuks (Habakuk 1,2–4)
3. Gottes Antwort auf die erste Klage (Habakuk 1,5–11)
4. Zweite Klage Habakuks (Habakuk 1,12–2,1)
5. Gottes Antwort auf die zweite Klage (Habakuk 2,2–20)
a) Einleitung (Habakuk 2,2.3)
b) Anklage (Habakuk 2,4.5)
c) Gericht (Habakuk 2,6–20)
6. Das Gebet Habakuks (Habakuk 3,1–19)
a) Einleitung (Habakuk 3,1)
b) Gebet (Habakuk 3,2)
c) Theophanie oder Erscheinung Gottes (Habakuk 3,3–15)
d) Antwort (Habakuk 3,16–19a)
e) Nachwort (Habakuk 3,19b)

Die Last Habakuks

Die Prophezeiung wird „Ausspruch“ oder „Last“ genannt. Sie wird „Last“ genannt, weil die Botschaft, die Habakuk erhält, wie eine Last auf sein Herz gelegt wird. Er spürt ihr Gewicht. Diese Last lastet so schwer auf ihm, dass er von ihr niedergeworfen wird, aber nicht so, dass er dadurch umkommt (vgl. 2Kor 4,9b). Die Last bringt ihn auf die Knie und er bringt die Last zu Gott. Wir sehen in ihm die Schwäche des irdenen Gefäßes, in dem die Kraft Gottes offenbar wird (2Kor 4,7-9). Wir sehen dies in dem wunderbaren Zeugnis, zu dem er durch Gottes Gnade in den letzten Versen seines Buches gebracht wird.

Habakuk wird „der Prophet“ genannt. Er spricht Worte, die er im Namen Gottes an das Volk weitergeben soll. Die Botschaft, die er weitergeben soll, ist nicht in Worten zu ihm gekommen, sondern ist etwas, das er „geschaut hat“. Habakuk klagt über die Sünden Israels und dann über die Sünden ihrer Feinde. Was er geschaut hat, ist das Gericht über Israel und über seine Feinde.

Wie lange, HERR?

Dieser Eröffnungsvers des Dialogs zwischen Habakuk und dem HERRN gibt den Ton für das vor, was in diesem Kapitel folgt. Wir spüren in diesem Kapitel die Spannung, die ein Gerechter erlebt, wenn sein Gebet nicht zufriedenstellend erhört wird oder auf eine Weise beantwortet wird, die noch mehr Fragen aufwirft.

Die Weissagung ist für das Volk bestimmt. Doch Habakuk wendet sich nicht an das Volk, sondern an den HERRN. Indem er in einem Buch niederschreibt, was er zu Gott spricht, wird das Volk in sein Gebet einbezogen. Er ruft um Hilfe (vgl. Jona 2,2) und um Rettung, die nicht kommt. Dieser Ruf ist nicht egoistisch, sondern hat mit der Ehre Gottes zu tun. Wie lange wird Gott die Schmach ertragen, die seinem Namen zugefügt wird? Habakuk drückt die Gefühle des gottesfürchtigen Überrestes des Volkes aus. Er spricht über die Sünden des Volkes nicht mit seinen Landsleuten, sondern mit Gott.

Sein Hilferuf scheint nicht gerade erst begonnen zu haben. Er befindet sich schon lange in einer Situation, in der er um Hilfe ruft. Das geht aus den Worten „wie lange“ hervor. Er fragt, „wie lange“ er noch um Hilfe rufen muss, bevor eine Antwort von Gott kommt. Der Ausruf „wie lange?“ ist ein typischer Ausruf bei einer Klage. Er wird in einer Krisensituation getan, aus der der Sprecher befreit werden möchte und für die er um Hilfe bittet (Ps 13,1; 2; Ps 6,4; Ps 89,47; Jer 12,4; Sach 1,12).

Habakuk fragt Gott, warum Er nicht hört. Das Wort „hören“ bedeutet, dass eine Antwort auf die Frage erwartet wird. Gott hört sein Rufen, aber die Antwort wird nicht gegeben. Das kann zu einer Glaubenskrise führen. Wenn auf eine Bitte um Hilfe keine Antwort gegeben wird, kann das die Frage nach der Gerechtigkeit des Fragenden oder desjenigen, an den die Frage gestellt wird, aufwerfen (vgl. Hiob 19,7; Hiob 30,20; Ps 18,42). Ist einer von ihnen vielleicht ungerecht? Habakuk kämpft mit dieser Frage.

Habakuk schreit zu Gott, dass Gewalttaten begangen werden. Er möchte, dass Gott ihn davon befreit. Er benutzt dieses Wort „Gewalt“ – hebräisch hamas – mehrere Male in seinem Buch (Hab 1,2; 3; 9; Hab 2,8; 17). Es ist ein Schlüsselwort in seiner Prophezeiung. Gewalt ist eine böse Handlung, die einer Person oder ihrem Eigentum Schaden zufügt.

Gewalt ist unter Gottes Volk weit verbreitet. Habakuk beobachtet, dass Ausbeutung umfangreich auf grausame Art und Weise stattfindet, nur um des eigenen Vorteils willen. Er möchte, dass Gott davon befreit, den Druck davon nimmt. Gewalt ist eine der Hauptmanifestationen der Sünde. Sünde lässt sich in zwei Begriffen zusammenfassen: Begierde und Gewalt. Die Sünde ist durch die Begierde in die Welt gekommen: Eva begehrte, wie Gott zu sein. Die zweite Sünde, als eine Folge der ersten, ist die der Gewalt: Kain tötete seinen Bruder. Wenn die Bindung an Gott aufgegeben ist, gibt es keinen Respekt vor dem, was dem anderen gehört. Lust führt zu Gewalt. Diese beiden Hauptströme der Sünde haben die Flut verursacht (1Mo 6,11).

Wir sehen, wie das Paar von Begehren und Gewalt in allen möglichen Ausdrucksformen in der Zeit, in der wir leben, immer stärker wird. Auf die Begierde nach bestimmten Dingen folgt die gewaltsame Aneignung des Begehrten. Ein Jugendlicher, der nach einem Raubüberfall auf einen Juwelier befragt wird (März 2014), illustriert dies eindrucksvoll. Er zeigt ein gewisses Verständnis dafür, dass ein Raubüberfall begangen wird, „um sich etwas Schönes kaufen zu können“. Nur durch die Reue über die Sünden und die Umkehr zu Gott können Begierde und Gewalt besiegt werden.

Warum?

Wie die Frage „wie lange noch?“ im vorigen Vers ist auch die Frage „warum?“ in diesem Vers eine typische Frage des treuen Überrestes. Der Prophet als Typus des treuen Überrestes fragt sich, warum er, der nichts dagegen tun kann, all diese Ungerechtigkeit sehen muss, ohne dass jemand etwas dagegen tut, nicht einmal Gott. Sicherlich sieht Gott alles, auch all die Ungerechtigkeit und den Ärger, den sie verursachen, nicht wahr?

Der Prophet befindet sich inmitten eines Volkes, das auf Gott keine Rücksicht nimmt. Er beobachtet eine Vielzahl von bösen Sachen, die Ausdruck von Gewalt sind. Er spricht von „Unheil“, „Mühsal“, „Verwüstung und Gewalttat“, „ Streit … und Hader“. Der Prophet verwendet drei Wortpaare: „Unheil“ und „Mühsal“, „Verwüstung“ und „Gewalttat“, „Streit“ und „Hader“. Jedes Wortpaar besteht aus Wörtern, die ihrer Bedeutung nach miteinander verbunden sind. Sie beschreiben die gleiche Situation, aber mit einem anderen Akzent.

Dass es nicht um das Böse im Allgemeinen in der Welt geht, sondern um das Böse des Volkes Gottes, zeigt sich daran, dass Gott in den Hab 1,5; 6 die Chaldäer erweckt, um sein Volk dafür zu züchtigen. „Verwüstung und Gewalttat“ wird begangen. Jeder will sich auf Kosten der anderen bereichern. Deshalb gibt es Streit, der zu Hader führt. Es gibt keine Einigkeit und keinen Frieden. Habakuk fühlt sich machtlos, aber er weiß, dass Gott es nicht ist. Warum tut Er dann nichts dagegen?

In der Gemeinde sehen wir leider auch Streit und Hader. Diese entstehen, wenn es unter den Gläubigen „Unheil“ gibt, das „Mühsal“ verursacht. Oft ist das die Folge von herrschsüchtigen Leitern, die sich nicht korrigieren lassen. Sie sind Hirten, die sich selbst weiden. Diotrephes ist ein Beispiel dafür (3Joh 1,9; 10). Solche Leiter missbrauchen ihre Position und gehen zerstörerisch und gewalttätig gegen jeden vor, der sich ihnen nicht unterordnet. Ein solches Verhalten bewirkt kein Miteinander, sondern Streit und Hader. Die Folge ist, dass die Gemeinde schließlich auseinanderfällt.

Das Schweigen Gottes in menschlichen Angelegenheiten war schon immer schwer zu verstehen. Aber es bedeutet nicht, dass es keine Antwort gibt und dass die göttliche Weisheit nicht in der Lage ist, diese Schwierigkeiten zu lösen. Gott sieht alles und alles bleibt unter der Kontrolle seiner mächtigen Hand. Das gilt auch für all die Ungerechtigkeiten, die wir in der Christenheit sehen. Gott will nicht, dass wir sie als gering betrachten, noch will Er, dass wir ihnen erliegen, sondern dass wir sie Ihm vorlegen und Ihn fragen, was Er will, dass wir tun.

Das Gesetz wird kraftlos

Die Zersplitterung der Gesellschaft und der Zusammenhalt im Volk Gottes hängt eng mit der Verwerfung von „dem Gesetz“ und „dem Recht“ zusammen. Die Ordnung in Israel basiert auf „dem Gesetz“, während „das Recht“ dafür sorgt, dass die Menschen nach dem Gesetz leben (5Mo 17,11). Wenn man sich an das Gesetz und das Recht hält, bewirken sie die von Gott gewünschte Einheit. Das Gesetz – hebräisch torah, die fünf Bücher Mose – bezieht sich fast immer auf das Gesetz Gottes, in dem Er seinen Willen offenbart und das Leben des Menschen lenkt. Recht – hebräisch mispat – bezieht sich nicht nur auf die Ausübung und Aufrechterhaltung gesetzlicher Verordnungen, sondern auch auf alle Funktionen der Regierung, die damit betraut sind.

Weil das Gericht nicht sofort vollstreckt wird, verliert das Gesetz seine Autorität und Kraft über die Gewissen (Pred 8,11). Es kommt zu einer Abkühlung der Gefühle gegenüber dem Gesetz. Dadurch hat das Gesetz keinen Eingang mehr in die Herzen und Gewissen. Es kann mit Händen verglichen werden, die unbrauchbar werden, wenn sie gefroren sind. Gottes Gesetz wird wegen der geistlichen Kälte in den Herzen der Menschen kraftlos. Die Ursache ist nicht das Gesetz, sondern das harte, kalte Herz des Menschen.

Wenn das Gesetz keine Autorität mehr hat, kann der Gottlose den Gerechten ungehindert in die Enge treiben. Das Recht wird nur noch in verdrehter Form offenbar. Der Gottlose nimmt den Gerechten in die Zange, sodass dieser das Gesetz nicht ausführen kann; er handelt nach eigenem Ermessen, sodass das Gesetz verzerrt wird und sich in das Gegenteil des Gesetzes verkehrt (vgl. Ps 82,2). Das ist eine dramatische Veränderung, bei der Gott völlig ins Abseits gerät und alles völlig auf den Kopf gestellt wird.

Gott wirkt ein Werk

Als Habakuk seine Klage ausgesprochen hat, bekommt er von Gott eine Antwort. Das zeigt, dass Gott alles andere als ein uninteressierter Zuschauer dessen ist, was auf der Erde geschieht. Gott informiert Habakuk über seine Reaktion und verspricht, dass Er das Böse richten wird. Damit Habakuk das sieht, lädt Er ihn und das Volk von Juda ein, sich umzusehen und unter den Nationen aufmerksam zu beobachten, was Er tun wird.

Dann werden sie sehen, dass das assyrische Reich zerstört wird, unter anderem von den Babyloniern, dem Volk, das Er für sein Werk benutzen wird. Dieses Werk ist, dass Er Jerusalem durch die Chaldäer oder Babylonier in drei aufeinanderfolgenden Belagerungen bedrängen wird, mit dem endgültigen Ergebnis der Zerstörung Jerusalems.

Der Auftrag umherzusehen, bedeutet, dass der Zustand der Welt um sie herum sorgfältig betrachtet werden muss, damit sie nichts von dem verpassen, was geschehen wird. Für uns bedeutet es, die aktuellen Nachrichten im Hinblick auf das, was Gottes Wort über zukünftige Ereignisse sagt, genau im Auge zu behalten. Die Menschen denken, dass Gott nichts tut, aber wenn sie aufmerksam sind, werden sie sehen, wie sehr sie sich irren.

Dass sie dann erstaunt sein werden, bedeutet, dass die Antwort auf Habakuks Gebet alles andere als vorhersehbar ist. Das Erstaunen wird in zwei Verbformen wiederholt – erstaunen und staunen –, um das wiederholte und schließlich totale Erstaunen zu betonen, das sie überkommen wird (vgl. 1Mo 43,33; Ps 48,5; 6; Jes 29,9). Wenn sie sich von dem einen Erstaunen erholt haben, wird sie ein anderes Erstaunen überkommen.

Paulus zitiert diesen Vers nach einer Predigt, um die Spötter vor dem Gericht zu warnen (Apg 13,40; 41). Mit „einem Werk“ meint er das Werk Christi zur Erlösung der Sünden für alle, die glauben. Weil es nicht angenommen wird, wird Er, der dieses Werk vollbracht hat, sie richten. Es ist schon immer so gewesen, dass der Mensch sich geweigert hat, das anzunehmen, was Gott über das Gericht sagt. So war es mit der Sintflut, mit dem Gericht über Sodom und Gomorra, mit Ahab und Isebel, jetzt im Hinblick auf das Gericht über Jerusalem durch die Chaldäer (Jer 5,12) und auch im Hinblick auf das Evangelium (Jes 53,1).

Gott erweckt die Chaldäer

So wie Jesaja den Charakter der Assyrer beschreibt (Jes 5,26-30), so beschreibt der HERR für Habakuk den Charakter der Chaldäer (Hab 1,6-11). Er beschreibt das Wesen dieses Feindes, seine Methoden und Absichten, seine Waffen, seine Haltung gegenüber anderen und den tiefsten Grund für seinen endgültigen Fall.

Gott selbst erweckt diesen Feind, um sein Volk zu züchtigen (vgl. Ps 105,25). Er „erweckt die Chaldäer“ (vgl. Ri 2,16). In unserer Kurzsichtigkeit würden wir nur das Bestreben Satans sehen, Gottes Volk zu vernichten. Aber es ist wichtig zu sehen, dass der HERR selbst Satan benutzt, um sein Volk zu züchtigen. Das bedeutet, dass wir in seiner Hand sind und nicht in der Hand unserer Feinde.

Der HERR gibt diesem grausamen Volk die Möglichkeit, über die ganze Erde zu ziehen (5Mo 28,49). Dies deutet auf die Machtausübung über ein unbegrenztes Gebiet hin. Infolgedessen werden die Chaldäer auch Israel und das Land Gottes erobern, „um Wohnungen in Besitz zu nehmen, die ihm nicht gehören“. Damit wird Gottes Volk die gerechte Vergeltung für das Verhalten empfangen, das es selbst so oft gegenüber anderen gezeigt hat, indem es sich des Besitzes anderer bemächtigt hat (Mich 2,9).

Babylon ist selbst Gott

Babylons Auftreten ist „schrecklich und furchtbar“. Babylons Charakter ist in Selbstzufriedenheit verwurzelt. Er erkennt keine höhere Autorität und keine Abhängigkeit von jemandem an, was einer Selbstvergötterung gleichkommt. Sein einziges Gesetz ist das, was er will, was aus ihm herauskommt, und das bestimmt die Norm seines Handelns. Babylon verhält sich nach Regeln, die es für sich selbst aufgestellt hat, und betrachtet sich als eine Macht, die niemandem Rechenschaft schuldig ist, nicht Gott und keinem Menschen.

Es denkt nicht, dass jemand höher sein könnte als es selbst (vgl. Pred 5,7). Das ist seine Einstellung vom Beginn seiner Existenz an (1Mo 11,4). Die Babylonier erkennen nicht, dass sie in der Rolle, die sie einnehmen, das tun, was Gott will und dass Er die Kontrolle über sie hat.

Babylons Reiterei

Militärisch gesehen mangelt es Babylon an nichts, nicht an Ausrüstung und nicht an Eroberungsgier. Alles ist bis ins kleinste Detail vorbereitet. Die Entfernung ist kein Hindernis. In rasender Geschwindigkeit werden sie ihr Ziel erreichen, denn ihre „Pferde sind schneller als Leoparden“. Sie kommen mit einer Wildheit an, die schlimmer ist als die von hungrigen Abendwölfen. Sobald sie ihre Beute sehen, schießen sie wie ein Adler auf sie zu, um sie zu verschlingen (vgl. Jer 48,40; Jer 49,22; Klgl 4,19).

Die Reiterschar Babylons wird mit drei Raubtieren verglichen, „Leoparden“, „Abendwölfen“ und „einem Adler“. Diese drei Raubtiere sind Symbole für das Gericht Gottes über Juda (vgl. Jer 5,10). Die Abendwölfe sind hungrig, weil sie tagsüber nicht genug zu fressen hatten, und deshalb gehen sie abends auf Beutefang (Zeph 3,3). Als Mose dem Volk sagt, was mit ihm geschehen wird, wenn es untreu ist, spricht er von einem grausamen Volk, das zu ihnen kommen wird, und vergleicht dieses Volk mit einem Adler. Was Habakuk hier sagt, ist die Erfüllung dessen, was Mose gesagt hat (5Mo 28,49; 50).

Gewalttat

Sie kommen mit der Absicht, Gewalt zu begehen. Gewalttätigkeit ist die Sünde Israels (Hab 1,2; 3). Nun wird das Volk selbst mit Gewalt bestraft werden. Die Absicht, Gewalt zu begehen, treibt sie „allesamt“ an. Es ist nicht nur eine kollektive Absicht, bei der es Ausnahmen geben mag, sondern jeder Soldat in dieser Armee ist bereit, Gewalt zu begehen. Ihr Vormarsch ist unaufhaltsam.

„Das Streben ihrer Angesichter ist vorwärts gerichtet“ deutet an, dass sie völlig zielstrebig, ohne zurück oder zur Seite zu schauen, unterwegs sind. Alles, was ihnen auf dem Weg zu ihrem Ziel an Widerständen begegnet, wird niedergeschlagen. Die Zahl der Kriegsgefangenen, die sie machen, ist zahllos wie der Sand.

Babylon verspottet jede Macht

Die Autonomie Babylons bringt es dazu, alle anderen Regierungen zu verachten (vgl. Hiob 41,26). Es verhöhnt jede Opposition und jeden Gegner. Es handelt mit dem größten Selbstbewusstsein, so sicher ist es sich seiner Macht. Jeder Widerstand ist zwecklos und fruchtlos. Mit Leichtigkeit wird jede Festung eingenommen. Ohne jede Anstrengung werden Trümmer an der Mauer einer Stadt aufgehäuft, danach kommt es über die Mauer und erobert die Stadt.

Seine Kraft ist sein Gott

Wenn Babylon so beschäftigt ist, wird es seine Meinung ändern, wie der Wind seine Richtung ändert. Dass es weiterzieht, bedeutet, dass es in seiner Behandlung Israels zu weit geht. Dadurch macht es sich schuldig, es lädt die Schuld auf sich, indem es übertreibt. In seinem Stolz schwelgt es in exzessiver Gewalt.

Babylon macht sich schuldig, weil es nur auf seine eigene Kraft vertraut, seine Kraft zu seinem Gott macht. Auf den Gott des Himmels, den Gott Israels, nimmt es überhaupt keine Rücksicht. Es missbraucht die Kraft, die Gott ihm gegeben hat, um seine eigenen Interessen zu verfolgen. Seine Lust am Erobern überwiegt.

Habakuk fragt weiter

Nach dieser Beschreibung der Handlungen Babylons als Zuchtrute für Gottes Volk ist das Problem für Habakuk nicht verschwunden. Die Aussagen Gottes über die Zuchtrute haben ihn völlig aus der Fassung gebracht. Vielmehr hat sich sein Problem dadurch verschlimmert. Sollte dieses Volk, dessen Gottlosigkeit viel größer ist als die von Israel, als Zuchtrute für Israel dienen? Das kann doch wohl nicht wahr sein?

Er spricht darüber mit Gott. Das gibt ihm eine gewisse Ruhe in seinem gequälten Geist. Dies ist ein Beispiel für uns. Wir dürfen mit allem, was wir erleben, mit unserer Freude und unserem Kummer zum Herrn gehen. Dann werden unsere täglichen Erfahrungen uns dazu führen, Ihn besser kennenzulernen.

Habakuk spricht zu Gott als dem Vertreter seines Volkes. Er spricht Gott mit einigen bekannten Namen an:
1. „HERR“ ist der Gott des Bundes. Das ist Er „von alters her“, was anzeigt, dass Er von Ewigkeit ist. Er ist der Ewige.
2. Er ist „Gott“, der damals sein Volk zu seinem Eigentum erwählt hat.
3. Er ist der „Heilige“, der vollkommen rein ist, der das Böse nicht sehen oder dulden kann.

Indem er von „meinem Gott“ und „meinem Heiligen“ spricht, macht er sich diese Namen zu eigen und ergreift so gleichsam Besitz von Gott in dieser besonderen Glaubensprüfung.

Aus dieser persönlichen Beziehung zu Gott im Wissen um Ihn als den Ewigen, den Reinen und den Heiligen weiß Habakuk im Glauben, dass Gottes Pläne nicht scheitern werden. Diejenigen, die glauben, werden nicht sterben und daher den verheißenen Segen nicht verpassen. Die Aussage „wir werden nicht sterben“ ist eine Gewissheit und kein Wunsch. Habakuk klagt, aber er ist nicht rebellisch. Er glaubt, dass Gott gerecht ist und an seinen Plänen festhält. Er wird sein Volk bewahren, trotz der Verwüstung, die die Chaldäer anrichten werden.

Hier sehen wir die Regierung oder Vorsehung Gottes. Es geht um die Frage, wie Gott die Welt regiert. Oft laufen die Dinge anders, als wir erwarten. Gott ist der heilige Gott, der die Sünde nicht ertragen kann, während die Sünde weitergeht und zunimmt. Im Gegensatz dazu verspricht Gott, den Gerechten zu segnen. Aber wir sehen, dass die Gerechten leiden, dass sie verfolgt und unterdrückt werden. Wie geht die Regierung Gottes damit um? Die Gottlosen umzingeln die Gerechten. Wie ist es möglich, dass Gott das zulässt? Wie ist es möglich, dass die Gottlosen gedeihen und die Gerechten leiden?

Auch Asaph kämpfte mit diesem Problem (Ps 73,10-14), bis er Gottes Heiligtum betrat und lernte, die Dinge aus Gottes Perspektive zu sehen (Ps 73,15; 16). Es geht um Geduld und das Vertrauen, dass Gott nichts aus dem Ruder läuft. Es wird alles gut werden. Auch Hiob kämpfte damit, wie wir in seinem Buch lesen. Hiob argumentiert: „Gott belohnt die Gerechten und straft die Gottlosen. Ich bin ein Gerechter und doch straft mich Gott. Wie ist das möglich?“ Seine Freunde glauben, die Antwort zu kennen, und sagen, dass er schwer gesündigt haben muss, weil er so sehr leidet.

Wir sehen das gleiche Problem im Buch Esther, wo das Böse ebenfalls zu herrschen scheint. Gott scheint nicht anwesend zu sein, aber Er ist trotzdem da. Das Buch Prediger handelt auch von der Regierung Gottes, in dem so vieles beschrieben wird, das wir nicht verstehen können, aber woraus wir lernen, dass wir alles Ihm überlassen dürfen.

Aus all diesen Beispielen lernen wir, dass Gott es nicht zulässt, dass Er zur Rechenschaft gezogen wird. Was wir auch lernen, ist, dass die große Antwort auf dieses Problem Gott selbst ist und dass wir Ihm vertrauen können. Letztlich wird sein Recht triumphieren. Wir können Gott nicht verstehen, aber wir können Ihm vertrauen. Wir können versuchen, unseren Kindern etwas zu erklären, und merken dann oft, dass sie es nicht verstehen. Dann sagen wir, dass sie zu klein sind, um es zu verstehen, aber dass sie uns vertrauen können. Überlassen wir es dem Vater. Wir müssen lernen, uns auf Gott zu verlassen und unseren Weg im Vertrauen auf Ihn zu gehen.

Dies ist immer die Antwort des Glaubens auf Dinge, die den Gläubigen überwältigen, Dinge, über die er keine Kontrolle hat. Der Gerechte vertraut auf Gott, der der Fels ist. Er ist allmächtig und unerschütterlich. Gottes Absichten können durch nichts und niemanden zunichtegemacht werden. Habakuk sagt dann im Glauben, dass die Chaldäer „zum Richten“ und nicht zum Zerstören berufen sind. Eine Zuchtrute ist dazu da, um wiederherzustellen, nicht um zu zerstören.

Ein Vater straft sein Kind nicht, um es zu töten, sondern um seinen Charakter zu formen (Heb 12,10). Gott erkennt uns als seine Kinder an, wenn er uns straft. Er straft uns gerade deshalb, weil wir seine Kinder sind (Spr 3,12; Hiob 5,17). Das ist auch das, was Habakuk zutiefst glaubt. Deshalb lässt er nicht zu, dass das Problem, das er sieht, seinen Glauben untergräbt. Seine Fragen kommen nicht aus Misstrauen, sondern aus Unvermögen und Unverständnis.

Warum greift Gott nicht ein?

Obwohl es Vertrauen gibt, hat der Glaube seine Übungen, wenn er sieht, dass Gott eine solche Ungerechtigkeit sieht und schweigt. Habakuk ist sich sicher, dass Gott „zu rein von Augen“ ist, „um Böses zu sehen“. Er weiß das aus der Lehre des Wortes Gottes und durch seinen eigenen Umgang mit Gott. Die Reinheit Gottes ist etwas, das das Volk Gottes ständig gelehrt wird. In der Wüste musste ihr Lager rein sein wegen der Gegenwart des heiligen Gottes in ihrer Mitte. Niemand, der unrein war, durfte das Heiligtum des HERRN betreten (2Chr 23,19). Habakuk weiß auch, dass Gott Mühsal nicht anzuschauen vermag.

Gerade das Wissen, dass Gott das alles nicht sehen kann, führt zu der quälenden Frage, warum Gott ungerührt bleibt, wenn Er sieht, wie es Menschen gibt, die „Räuber“ seines Volkes sind. Das Wort „Räuber“ bedeutet auch verräterisch sein, Absprachen oder Vereinbarungen nicht einzuhalten. Es ist das skrupellose Versprechen von etwas, mit der Absicht, es nicht einzuhalten. Wie kann Gott ein solches Verhalten tolerieren? Wie kann Er schweigen, wenn Er sieht, dass „der Gottlose“ als Zuchtrute für jemanden dient, der „gerechter“ ist als dieser Gottlose? Mit „der gerechter ist“ ist der gläubige Überrest gemeint.

Wehrlose Menschen

Habakuk ist bestürzt, dass Babylon so gegen das Volk wütet. Gott gibt die Menschen „wie Fische“ und „wie Gewürm“ in seine Hand. Indem Gott die Babylonier, für die das Leben eines Menschen wie das Leben eines Fisches und Gewürm ist, auf sein Volk loslässt, macht er das Leben seines Volkes so billig wie diese Tiere. Fische werden mit einem Netz gefangen, ohne Chance zu entkommen.

Fische und Gewürm sind stumm, sie geben keinen Laut von sich und haben kein Recht und keine Verteidigung, es gibt niemanden, der sie beschützt und verteidigt. So sind sie, die in die Hände der Babylonier fallen, unfähig, sich selbst zu helfen. Außerdem haben sie „keinen Herrscher“, das heißt, es fehlt ihnen eine wirksame Führung, die ihre Verteidigung organisiert. Der König, der über sein Volk regiert, gibt keine Führung, sondern ist nur damit beschäftigt, wie er sich selbst retten kann. Es scheint, als ob Gott aufgehört hat, ihr König zu sein (Jes 63,19).

Der Erfolg und die Freude Babylons

Der vorherige Vers zeigt Juda als wehrlosen Fisch, der aus seinem Land gefischt und nach Babylon gebracht wird. In diesem Vers sehen wir die Materialien, die Mittel, die die Chaldäer einsetzen, um ihre Erfolge, die Unterwerfung und Ausrottung von Völkern, zu erreichen. Sie werden als „Angel“, „Netz“ und „Garn“ bezeichnet. Der Chaldäer „ freut … sich und frohlockt“ über diese Mittel und die damit erzielten Erfolge.

Die Worte „freut sich“ und „frohlockt“ werden oft im Zusammenhang mit Anbetung und Lobpreis verwendet (1Chr 16,31; Ps 14,7; Joel 2,21; 23; Sach 10,7). Es ist nicht nur Freude, sondern eine Reaktion auf etwas, das geschätzt und geehrt wird. Es bedeutet hier, dass Babylon sich selbst vergöttert. Es lobt seine Mittel und ist stolz auf sich selbst für die Erfolge, die es erreicht hat. Der folgende Vers zeigt noch deutlicher die religiöse Huldigung gegenüber sich selbst.

Tribut an die Götzen

Das Wort „darum“ verbindet diesen Vers mit dem vorhergehenden, wo die Vergötterung seiner Macht bereits angedeutet wurde. Er führt seine Erfolge nicht auf Gott zurück, sondern auf seine Mittel. Deshalb bringt er ihnen Opfer dar. Damit vergöttert er diese Mittel, wobei wir besonders an seine militärische Stärke denken müssen (Hab 1,11). Die Opfer bestehen aus Tieren, die geschlachtet werden und den Götzen geopfert werden. Es ist eine falsche, götzendienerische Anbetung, die aus der größten Überheblichkeit entsteht. Ein deutliches Beispiel dafür haben wir in dem goldenen Bild, das Nebukadnezar von und für sich machen ließ und das angebetet werden sollte (Dan 3,1-7).

Aufgrund seiner enormen militärischen Stärke ist sein „Teil fett“ d. h., dass sein Fang groß ist und seine „Speise feist“. Alles, was er erbeutet hat, dient dazu, dass er sein Leben in Luxus und Wohlstand leben kann. Mit seiner Angel, seinem Netz und seinem Garn schleppt Nebukadnezar unter anderem die Bewohner von Juda in die Verbannung in sein Land. Für ihn sind sie eine fette Beute.

Hält das Böse immer an?

Habakuk kehrt zu seiner Frage in Hab 1,13 zurück. Kann die in den Zwischenversen dargestellte Ungerechtigkeit immer von einem Gott der Gerechtigkeit geduldet werden? In seiner Verzweiflung und Niedergeschlagenheit fragt der Prophet, wie lange die Chaldäer erfolgreich sein werden, ohne aufgehalten zu werden. Wird der Gottlose sein Netz, in dem sich eine reiche Beute befindet, immer wieder leeren, um dann neue Beute zu machen? Kann er weiterhin rücksichtslos Nationen unterjochen und ausrotten? Die Antwort wird im nächsten Kapitel kommen.

Habakuk fragt den HERRN, wie Er das zulassen kann. Er hadert mit der Tatsache, dass Gott nicht eingreift. Schließlich hat Er doch die Macht dazu, oder nicht? Wie Habakuk tun auch wir gut daran, unsere Zweifel und Verwirrungen zu Gott zu bringen und sie Ihm zur endgültigen Lösung zu überlassen.

© 2023 Autor G. de Koning

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