Markus 1
Mark 1 Kingcomments Bibelstudien

Einleitung

Wenn wir eine Person beschreiben, können wir das aus verschiedenen Blickwinkeln tun. So können wir beispielsweise jemand als Vater einer Familie beschreiben. Danach können wir dieselbe Person auch möglicherweise als einen Kollegen oder einen Nachbarn beschreiben. Wir sehen, wie auf diese Weise vier Evangelisten – unter der Inspiration des Heiligen Geistes – über das Leben des Herrn Jesus während seines Hierseins auf der Erde berichtet haben. In den vier Lebensbeschreibungen, die wir dadurch in der Bibel haben, berichtet Matthäus in seinem Evangelium über den Herrn Jesus als König, Markus stellt Ihn als Diener vor, Lukas beschreibt Ihn als den wahren Menschen und Johannes schreibt schließlich über Ihn als den ewigen Sohn Gottes.

Die vier lebendigen Wesen im Buch der Offenbarung (Off 4,7) stehen jeweils für jedes der vier Evangelien. Das zweite der vier lebendigen Wesen ist wie ein Kalb. Dieses Symbol passt zu dem Evangelium, das den Herrn Jesus als Knecht vorstellt. Man kann auch einen Vergleich machen zwischen den Farben der Stiftshütte und den vier Evangelien. Die Farbe, die zu diesem Evangelium passt, ist Purpur (Mk 15,17).

Das Ziel dieses Evangeliums besteht darin, dass wir auf den Herrn Jesus als Knecht schauen. Deshalb die Aufforderung „Siehe, mein Knecht“ (Jes 42,1) als Titel dieses Buches. Wer dieses Evangelium mit dem Wunsch liest, Ihn als Knecht zu sehen, wird Ihn als den kennenlernen, der „Knechtsgestalt“ angenommen hat (Phil 2,7), um in Ewigkeit Knecht zu sein (Lk 12,37).

Middelburg, September 2009
Ger de Koning

Das Ziel des Markusevangeliums

Markus ist derjenige der vier Evangelisten, der am genauesten in der historischen Reihenfolge über den Dienst des Heilandes berichtet. Er stellt Ihn als den wahren Knecht vor (Jes 53,11), im Gegensatz zu Israel, das ein untreuer Diener geworden war. Wir sehen Ihn in diesem Evangelium in der niedrigen Gestalt eines Knechtes (Phil 2,6-8; vgl. 2Mo 21,6; Lk 12,37; Heb 5,8). Markus schreibt an Christen aus den Heiden, damit sie in der Nachfolge des wahren Dieners lernen können, wie sie dienen sollen.

Im Vergleich mit den anderen Evangelien finden wir im Markusevangelium nur wenige Worte des Herrn – wir lesen mehr über sein Werk und seinen Dienst. Das wird in dem Schlüsselvers dieses Evangeliums, der zugleich als Überschrift dienen kann, kernig ausgedrückt: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). Dieser Vers verbindet auch die beiden Teile dieses Evangeliums. Der Abschnitt davor handelt von seinem Dienst, der Abschnitt danach handelt von Ihm als dem Opfer, und zwar als dem Sündopfer.

Der Schreiber ist Markus

Dass gerade Johannes Markus dieses Evangelium schreiben durfte, ist ein besonderer Beweis der Gnade Gottes. Als Begleiter von Paulus und Barnabas hatte er sie während ihrer ersten Missionsreise, die sie im Werk des Herrn unternahmen, im Stich gelassen (Apg 12,12; 25; Apg 13,13). Er wird sogar der Anlass zu einer Verbitterung und Entfremdung zwischen Paulus und Barnabas (Apg 15,37; 39). Doch Gott ist der Gott der zweiten Chance. Von diesem Versagen wurde er wiederhergestellt (Kol 4,10; 2Tim 4,11; 1Pet 5,13), so dass er, der selbst ein untreuer Diener gewesen war, nun über den treuen Diener schreiben kann und darf.

Anfang des Evangeliums

Vom Anfang des Evangeliums an wird darüber gewacht, dass wir nicht vergessen, dass der vollkommene Diener zugleich der Sohn Gottes ist. Markus stellt Ihn, unter der Leitung des Heiligen Geistes, deshalb auch zuallererst in seiner Herrlichkeit vor: Er ist Jesus Christus, der Sohn Gottes. Markus untermauert das in den Mk 1,2; 3 mit einigen Zitaten aus dem Alten Testament.

Seine Würde als Sohn Gottes zeigt, dass Er freiwillig Knecht wurde, ohne dass Ihn jemand dazu gezwungen hätte. Auch fehlt hier ein Geschlechtsregister, denn das ist für einen Diener nicht wichtig. Über seine Geburt und seine Jugend wird ebenfalls nichts mitgeteilt. Bei einem Diener ist nur eine Sache wichtig, und das ist sein Dienst.

Bei dem „Anfang“, von dem Markus hier spricht, geht es daher auch nicht um die Schöpfung (1Mo 1,1) und noch weniger um seine ewige Existenz (Joh 1,1). Es geht auch nicht um sein Kommen auf die Erde (1Joh 1,1), sondern um den Anfang seines Dienstes auf der Erde (vgl. 2Thes 2,13; Phil 4,15). Es ist der Anfang des Evangeliums, der guten Botschaft. Jesus Christus kommt mit einer guten Botschaft von Gott.

In dem Zitat aus Maleachi 3 wird deutlich, dass der, dessen Weg bereitet werden muss, in seiner Gottheit gesehen wird, nämlich als „Jahwe“ (Mal 3,1). Hier in Markus steht „vor deinem Angesicht her“ (vor “deinem ...“, das ist der Herr Jesus), und in Maleachi steht, dass der HERR sagt „vor mir her“, das ist Jahwe. Der „Bote“ ist Johannes der Täufer. Er bereitet den Weg in den Herzen der Menschen, so dass Jahwe in ihre Herzen kommen kann. Dieser niedrige Mensch ist kein anderer als Jahwe, Gott selbst. Das geht auch aus dem zweiten Zitat hervor. Darin spricht Jesaja über die Zubereitung des Weges „des Herrn“, und auch das ist kein anderer als Jahwe selbst (Jes 40,3).

Der Ort, wo Johannes auftritt, ist die Wüste. Dieser Platz weist auf den geistlich toten Zustand hin, den Israel in den Augen Gottes hat. Johannes ist nicht mehr als eine „Stimme“. Es geht nicht darum, wer er ist, sondern es geht um seine Botschaft. Die Zubereitung des Weges muss im Herzen des Menschen durch Reue und Bekehrung geschehen.

„Gerade“ ist im Griechischen dasselbe Wort wie „sogleich“, ein Wort, das häufig in diesem Evangelium vorkommt. Wenn wir keine geraden Wege gehen, also Wege ohne Kurven oder Umwege, können wir auch nicht „sogleich“ handeln. Was Johannes tut, ist auch ein Auftrag für uns. Auch wir sollen predigen, dass Menschen den Weg des Herrn bereiten müssen und unverzüglich seine Wege gerade machen müssen.

Die Predigt von Johannes dem Täufer

In diesem Abschnitt sehen wir den Wegebreiter und die Weise, wie er den Weg bereitet. Dazu hat Johannes sich außerhalb der Gesellschaft begeben, die er verurteilen muss. Der Ort, an dem er sich aufhält, ist nicht Jerusalem, sondern die Wüste, weil diese mit dem Zustand des Herzens der Menschen übereinstimmt. Die Menschen müssen die Stadt verlassen und zu ihm kommen.

Johannes ist hier außerhalb des Lagers, das ist das religiöse System, das von Gott eingerichtet wurde, wo Er aber keinen Platz mehr hat. Er tauft auf einen lebenden Messias, denn nur dadurch können die Juden an den verheißenen Segnungen teilhaben, die mit der Ankunft des Messias verbunden sind. Dazu ist zunächst Bekehrung nötig und im Anschluss daran die Taufe.

Alle, die die richtige Einstellung zum Empfang des Messias haben, kommen aus ihrer Umgebung zu ihm und bekennen ihre Sünden. Um dem Messias anzugehören, ist es nötig, aus dem Lager heraus und zu Ihm zu gehen (Heb 13,13). Sowohl der Ort, wo Johannes ist (die Wüste, Mk 1,4), als auch seine Kleidung und seine Speise zeigen, dass er sich von der Masse des Volkes abgesondert hat (vgl. 2Kön 1,8). Heuschrecken sind reine Tiere (3Mo 11,22), und Honig ist die Frucht des Landes (4Mo 13,27).

Er spricht hier nicht die Masse an, sondern legt Zeugnis über Christus ab. Die Person, deren Bote er ist, ist weit über ihn erhaben. Trotz des enormen Zulaufs sehen wir bei Johannes eine tiefe Demut und das Bewusstsein, unwürdig zu sein. Das ist immer so, wenn wir im Licht der Gegenwart Gottes leben.

Er erkennt auch an, dass die Taufe, die die Person ausführt, deren Bote er ist, weit erhaben ist über seine Taufe. Er kündigt den Herrn Jesus als den an, der mit Heiligem Geist taufen wird, was dann am Pfingsttag in Apostelgeschichte 2 geschehen ist. Wer auf diese Weise den Heiligen Geist ausgießen kann, kann kein anderer sein als Gott selbst. Hier wird die Taufe mit Feuer nicht erwähnt – wie in Matthäus 3 und Lukas 3 (Mt 3,11; Lk 3,16) –, weil der Herr das Evangeliums in Gnade verkündigt.

Die Taufe des Herrn Jesus

Der Herr kommt aus Nazareth in Galiläa, einer verachteten Stadt (Joh 1,46). Das Land Galiläa ist wegen seiner Vermischung mit den Heiden verachtet (Mt 4,13-15); die Menschen dort sprechen einen Dialekt (Mt 26,73). In diesem zurückgebliebenen Gebiet ist Er aufgewachsen. Auch in dieser Hinsicht hatte Er kein Ansehen. Der Weg Gottes führt Ihn von Nazareth in Galiläa zum Jordan, denn dort muss Er von Johannes getauft werden. Von dort aus wird Er seinen Dienst beginnen.

In der Taufe nimmt der Herr Jesus den Platz seines Volkes vor Gott ein. Er hat nichts mit Sünde zu tun. Doch indem Er sich taufen lässt, zeigt Er sein Verlangen, sich denen im Volk anzuschließen, die unter dem Einfluss des Wortes den ersten Schritt in die richtige Richtung tun.

Als Er aus dem Wasser heraufsteigt, sieht Er sogleich, wie sich die Himmel teilen und der Geist wie eine Taube auf Ihn herabkommt. In diesem Evangelium kommt das Wort „sogleich“ ungefähr vierzigmal vor. Dieses Wort weist nicht auf Hast hin, sondern auf ein unverzügliches Handeln und ein bestimmtes Auftreten.

Gott zeigt Ihm, dass Er die Himmel teilt. Das Teilen der Himmel kommt nur in diesem Evangelium vor, das den Sohn als den vollkommenen Knecht vorstellt. Es zeigt die völlige Freude Gottes an Ihm, der sich in seiner Taufe mit dem bußfertigen Volk einsmacht. Der Herr Jesus sieht die Himmel sich teilen, es geschieht für Ihn. Auch das Empfangen des Geistes geschieht für Ihn persönlich, weil Er persönlich würdig ist. Die Taube ist das Sinnbild von Reinheit und Frieden. Wir empfangen den Geist, weil Er uns aufgrund seines Blutes würdig gemacht hat.

Danach ergeht eine Stimme aus dem Himmel, die auch wieder dem Herrn persönlich gilt. Die Worte sind an Ihn auf der Erde gerichtet. Zuvor erging die Stimme (von Johannes) in der Wüste an das Volk. Nun gibt der Vater Zeugnis über seinen Sohn, während der Geist auf den Sohn herabkommt. Gott zeigt sein Wohlgefallen an seinem Knecht (Jes 42,1). Hier wir die Dreieinheit zum ersten Mal vollständig offenbart.

Durch dieses Zeugnis des Vaters aus dem Himmel über seinen Sohn kann niemand seine Taufe missverstehen, als wäre Er einer von vielen Sündern, die sich taufen ließen. Dieses Zeugnis geht seinem Dienst voraus und unterstützt diesen Dienst. Es ist für die Umherstehenden bestimmt, ist aber an den Herrn Jesus persönlich gerichtet. Es ist eine persönliche Ermutigung für den Beginn seines Dienstes.

Der Herr wird in der Wüste versucht

Nachdem der Herr Jesus durch himmlisches Licht beschienen wurde, begibt Er sich nun, getrieben durch den Geist, in die Gegenwart des Fürsten der Finsternis. Die erste Handlung des Geistes ist, Ihn in eine Gegend zu führen, wo Er geprüft werden soll, bevor Er seinen öffentlichen Dienst beginnt. Auch das geschieht „sogleich“, ohne Verzögerung.

Er wird auch „getrieben“, was auf Energie und Bereitschaft zum Dienen hinweist. Dieses Wort unterstreicht die gewaltige Kraft des Geistes, die Ihm als Mensch zur Verfügung steht, damit Er den Schrecknissen der Wüste, wo der Satan Ihn versucht, begegnen kann. Es ist für Ihn natürlich, in der Nähe Gott zu sein, aber die Liebe und der Gehorsam bringen Ihn überall dahin, wohin die Sünde uns gebracht hat, zu unserer Befreiung.

Als der erste Mensch erschien, wurde dieser auch nahezu sofort von dem Teufel versucht – und versagte. Jetzt, wo der zweite Mensch erscheint, muss auch Er vom Teufel versucht werden. Markus spricht über den „Satan“, denn es geht um den Widerstand, den Er in seinem Dienst von diesem Feind erfahren wird, der nichts und niemand verschont. In völlig anderen Umständen als die, in denen Adam war, bleibt Er standhaft. Der erste Mensch war in einem Paradies, der zweite Mensch befindet sich in einer Wüste. Zu solch einer Wüste ist die Welt durch die Sünde des ersten Menschen geworden, und dort ist Satan der Gastgeber.

Er ist „unter den wilden Tieren“, Tieren, die durch die Sünde des Menschen wild geworden sind. Sie erkennen in Ihm ihren Schöpfer. Er hat den Rachen der Löwen verschlossen, als Daniel bei diesen Tieren in der Grube war (Dan 6,23). Er ist in Majestät bei ihnen, während Er zugleich der demütige Diener ist. Diese Tatsache sehen wir auch in den Engeln, die nach der Versuchung kommen, um Ihm zu dienen. In Eden wandten sich Engel gegen den ungehorsamen Menschen (1Mo 3,24), hier dienen sie dem gehorsamen Menschen.

Wir hören hier keine Besonderheiten über die Versuchungen, sondern nur die Tatsache, dass Er versucht wurde, die Umstände, in denen das geschah, das Ergebnis und dass die Versuchungen 40 Tage dauern. Die Zahl 40 weist auf eine vollständige Zeit der Prüfung hin. Satan gebraucht all seine Listen, so wie er später (in Gethsemane) all seine Schrecknisse benutzen wird, um den Herrn vom Weg des Gehorsams abzubringen.

Wir haben im vorhergehenden Abschnitt (Mk 1,1-3) die Einleitung zum Auftreten des Herrn. Es ist eine kurze Einleitung, aber voller Würde seiner Person. Wir finden dort vier Zeugnisse:
1. Das Zeugnis des Wortes Gottes in zwei Zitaten: Er ist Jahwe (Mk 1,2; 3).
2. Das Zeugnis des Johannes: Er ist mehr als Johannes (Mk 1,7; 8).
3. Das Zeugnis seiner persönlichen Herrlichkeit als der geliebte Sohn, was bezeugt wird in
a. dem Herniederkommen des Geistes auf Ihn und
b. dem, was der Vater von Ihm sagt (Mk 1,10; 11).
4. Das Zeugnis von Engeln: Sie dienen Ihm (Mk 1,13).

Der Beginn des Dienstes des Herrn in Galiläa

Johannes bekommt es mit der Feindschaft der Welt zu tun. Er, der Elia, der kommen soll (Mal 3,23), verlässt den Schauplatz auf eine ganze andere Weise, als das Elia beschieden war (2Kön 2,1). Dies ist der geeignete Zeitpunkt für den Herrn, seinen öffentlichen Dienst zu beginnen. Die brennende und scheinende Lampe (Joh 5,35) verschwindet mit dem Aufgehen des Lichts.

Als Erstes predigt der Herr hier das Evangelium. In seinem Dienst kommt stets die Macht seines Wortes zum Ausdruck. Wir merken das, wenn sein Wort erschallt: „Kommt, folgt mir nach“ (Mk 1,17). Das Wort bewirkt, dass vier Jünger Ihm sogleich folgen. Danach lehrt Er das Volk mit Vollmacht (Mk 1,22). Auch spricht Er mit Vollmacht, so dass ein unreiner Geist ausfährt (Mk 1,25; 27).

Er predigt, dass das Reich Gottes nahe gekommen ist. Er, der König dieses Reiches, stellt sich ja vor. Wir werden jedoch sehen, dass die öffentliche Macht dieses Reiches wegen seiner Verwerfung aufgeschoben wird.

In der Welt ist die Herrschaft Satans sichtbar. Dennoch gibt es jetzt schon einen Bereich, wo der Herr Jesus Herr und Meister ist. Das ist das Reich Gottes in seiner verborgenen Form. Obwohl das Reich noch nicht sichtbar ist, ist es dennoch da, nämlich in den Herzen derer, die Ihn als Herrn ihres Lebens annehmen (Röm 14,17).

In der Mitteilung, dass Johannes überliefert wurde und der Herr Jesus gleich darauf zu predigen beginnt, steckt eine weitere wichtige Lektion. Wenn eine Stimme zum Schweigen gebracht wird, erweckt Gott immer eine neue Stimme, sein Evangelium zu predigen. Bin ich bereit, gebraucht zu werden, wenn anderen Schweigen auferlegt wird? Bin ich bereit, weiterzugehen, selbst wenn mir bewusst ist, dass mich (möglicherweise) dasselbe Los erwartet?

Der Inhalt der Predigt des Herrn ist nicht anders als der Inhalt der Predigt von Johannes: Die Zeit ist erfüllt, dass das Reich Gottes errichtet werden kann, weil der König da ist. Um in das Reich eingehen zu können, sind Bekehrung und Glaube an das Evangelium notwendig. Die Macht des Reiches kann jedoch nicht nach außen entfaltet werden; das wird aufgeschoben, weil der Prediger verworfen wird. Doch so weit ist es noch nicht. Der Herr beginnt mit Verkündigung der guten Botschaft, dass Gott sein Reich einführt, wobei Er alles der Autorität seines Sohnes unterwirft. Wer sich bekehrt, wird erfahren, dass Gott dem Glaubenden alles zum Guten wenden wird.

Der Herr beruft die ersten Jünger

Der Herr will Nachfolger und Mitarbeiter in seinem Dienst haben. Er will sie mitnehmen, damit sie sehen, wie Er sein Werk tut, und von Ihm lernen. Er will sie dadurch formen, so dass auch sie in seiner Nachfolge die gute Botschaft in der Welt verkündigen. Die vier Jünger, die berufen werden, sind eifrig in ihrer täglichen Arbeit. Der Herr ruft Menschen in seinen Dienst, die auch in der Gesellschaft ihre Ärmel hochkrempeln.

Petrus und Andreas sind beim Fischen. Ihr Beruf ist ein eindrucksvolles Bild von der Arbeit, wozu der Herr sie bestimmt: Fische aus dem Völkermeer fangen. So sehen wir, dass Petrus am Pfingsttag 3000 Fische fängt (Apg 2,41).

Der Herr beruft sie zu seinem Dienst. Er hatte sie bereits früher, als sie noch Sünder waren, gerufen, um ihnen ewiges Leben zu geben (Joh 1,41-43). Nun will Er, dass sie Mitarbeiter in seinem Dienst werden. Erst die Bekehrung, dann die Berufung, Ihm zu folgen und von Ihm zu lernen, und drittens folgt dann das selbstständige Dienen. Es fängt an mit „mir nach“. Das bedeutet, nicht vor Ihm her, sondern ganz nah bei Ihm sein, so dass sie gut sehen und hören können, wie Er seinen Dienst ausübt. So können sie und auch wir lernen, zu dienen.

Der große Diener Gottes beruft sie, und augenblicklich gehorchen sie als Diener, die Ihm untergeordnet sind. Wenn Er ruft, muss alles zurückgelassen werden. Das geschieht nicht aus Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Besitz, sondern im Vertrauen darauf, dass Er für das sorgen wird, was zurückgelassen wurde.

Er beruft noch zwei Brüder: Jakobus und Johannes. Sie sind mit der Ausbesserung der Netze beschäftigt. Das ist ein Bild davon, dass Beziehungen unter Gläubigen wiederhergestellt werden. Das wird in 1. Korinther 1 eindrucksvoll wiedergegeben, wo dasselbe griechische Wort, das hier mit „ausbessern“ übersetzt ist, mit „vollendet sein“ (zurechtgebracht) wiedergegeben wird (1Kor 1,10). Das wird später ihre Aufgabe sein, wie die Briefe, die sie geschrieben haben, klarmachen. Deshalb gehen sie jetzt beim Herrn in die Schule. Wir sehen, dass Diener unterschiedliche Aufgaben haben. Niemand kann einen anderen nachmachen oder ersetzen. Jeder ist an seinem Platz nötig.

Auch bei diesen beiden Brüdern ist der Ruf des Herrn mächtig. Sie verlassen ihre Familienbeziehungen und ihre Beschäftigungen, um Ihm nachzufolgen. Die Berufung durch den Herrn steht über irdischen Verbindungen, ohne sie jedoch im Geringsten zu verachten.

Der Herr heilt einen Besessenen

Im Abschnitt der Mk 1,21-39 sehen wir einen Tag im Leben des Herrn: von Samstagmorgen in der Frühe bis Sonntagmorgen in der Frühe. Für Ihn ist es ein Tag voller Aktivität, denn durch die Sünde kann es für Ihn keine Ruhe geben (Jes 43,24; Joh 5,17).

In Mk 1,16 haben wir gelesen, dass der Herr „entlangging“. Hier lesen wir, dass „sie“, das sind Er und seine vier Jünger, nach Kapernaum hineingehen. Die Jünger bekommen hier ihren ersten Unterricht. Kapernaum ist „seine eigene Stadt“ (Mt 9,1), die Stadt, wo Er wohnte (Mt 4,13). Diese Stadt hat dadurch eine große Verantwortung, Ihn anzunehmen (Mt 11,23). Diese Stadt bildet das Zentrum des Dienstes des Herrn in Galiläa. So haben auch andere Städte ein bestimmtes Kennzeichen in Verbindung mit Ihm. Bei Betlehem ist das seine Geburt, Nazareth ist die Stadt, in der Er aufgewachsen ist, und Bethanien ist das Dorf seiner Freunde.

Es ist Sabbat. Der Sabbat ist der Ruhetag, jedoch nicht für den Diener. Am Sabbat gehen der Herr und seine Jünger in die Synagoge. Die Synagoge ist der Ort, wo das Wort geredet und ausgelegt wird. Der Herr lehrt dort. Sein Wort äußert sich in Kraft. Er verkündigt keine Theorien, sondern das lebendige Wort Gottes, das Herzen und Gewissen erreicht.

Die Schriftgelehrten mit all ihrer Schriftkenntnis geben Kenntnis weiter und legen den Hörern ein Joch auf. Sie leben nicht in und von dem Wort, sondern wollen lediglich ihre Kenntnis zur Schau stellen. Ihre Lehre ist Sauerteig. Der Herr verkündigt keine Meinung, sondern lehrt mit Vollmacht. Die Auswirkung davon ist nicht, dass die Hörer dadurch sofort zum Glauben kommen, sondern dass sie das Gewicht dessen spüren, was Er sagt. Sein Wort bewirkt immer etwas (Jes 55,11). Was Er sagt, leitet Er nicht ein mit: „So spricht der HERR“, denn das ist Er selbst.

Das Wort Gottes muss mit Vollmacht geredet werden. Er tut das hier als Diener. Mit Vollmacht reden steht nicht im Gegensatz zu einer demütigen Gesinnung, sofern keine Zweifel an den Gedanken Gottes bestehen. Die Schriftgelehrten vertreten nur Meinungen. Der Herr hat es nicht nötig, seine Belehrungen durch das Zitieren der Quellen menschlicher Autoritäten zu untermauern, wie seine Gegner das tun (Mk 7,7; 8).

Er bringt nicht bloß Worte, sondern spricht Worte, die mit der Autorität Gottes bekleidet sind. Es geht nicht nur um das, was ein Diener sagt, sondern auch, wie er es sagt. Menschen müssen empfinden, dass es nicht nur interessant ist, was gesagt wird, sondern dass Gott hier spricht. Die Schriftgelehrten sprechen über ihre Theorien, der Herr spricht mit Vollmacht. Er redet nicht aus sich selbst, sondern aus Gott.

Er kommt mit der Autorität dessen, der die Wahrheit kennt, die Er verkündigt. Es ist die Autorität, die in Wirklichkeit von Gott ist, von dem, der die Wahrheit bekanntmachen kann. Er spricht auch als jemand, der diese Autorität besitzt und die entsprechenden Beweise dafür gibt. Das Wort, das so zu den Menschen kommt, hat Macht über die Dämonen.

Wo der Herr spricht, kann die Macht des Bösen nicht verborgen bleiben. Immer wird das, was eindeutig von Gott ist, den Bösen aktiv werden lassen. In den Evangelien scheint es, als hätten sich alle Besessenen um den Herrn versammelt. Sie werden immer schon da gewesen sein, nur bringt die Gegenwart des göttlichen Lichts sie in die Öffentlichkeit. Durch die Gegenwart des Sohnes Gottes wird Satan in die Enge getrieben und demaskiert. In gewissem Maße können wir das überall feststellen, wo die Kraft der Wahrheit Gottes und seine Heiligkeit am Werk sind.

Es geschieht in „ihrer“ Synagoge, weil dort die Autorität des Menschen gilt (der Schriftgelehrten). Ihre Synagoge wird durch einen unreinen Geist beherrscht; das ist die Atmosphäre, die dort herrscht. Das hängt unmittelbar mit der Lehre der Menschen zusammen. Eine Lehre von Menschen ist nicht in der Lage, einem unreinen Geist zu wehren. Der Mann ist „in einem unreinen Geist“, d. h. in der Macht eines unreinen Geistes. Das steht im Gegensatz dazu, „im Heiligen Geist“ zu sein. Wie ist das mit uns? Sind wir in einem unreinen Geist? Hat dieser das Sagen, oder sind wir im Heiligen Geist, so dass Er das Sagen hat?

Dämonen anerkennen, dass es zwischen ihnen und dem Herrn Jesus keine einzige Verbindung gibt. Auch erkennen sie an, dass Er die Macht hat, sie zu verderben, und dass dies auch ihr schlussendliches Los ist. Menschen mögen die Rechte Christi ablehnen, die Dämonen tun das nicht. Er war jedoch noch nicht gekommen, um sie zu verderben, wohl aber, um die Werke des Teufels zu vernichten (1Joh 3,8). Die Dämonen bekennen Ihn als den Heiligen Gottes. Sie haben auf Ihn keinerlei Zugriff, weil Er vollkommen abgesondert (= heilig) für Gott lebt.

Der Herr will kein Zeugnis von Dämonen (vgl. Apg 16,18). Er tut, was Michael sagte (Jud 1,9), und gebietet dem unreinen Geist. So gebietet Er auch den Winden und dem See und dem Fieber (Mt 8,26; Lk 4,39). Er gebietet den Dämonen (es sind mehrere, was sich aus den Wörtchen „wir“ und „uns“ ergibt), von dem Besessenen auszufahren. Wir lesen nirgends, dass Er einen Besessenen berührt hat, was Er wohl bei körperlich kranken Menschen tut.

Dies ist das erste Mal in diesem Evangelium, dass Er seine Kraft zeigt. Wir sehen darin, was für den Segen auf der Erde entscheidend ist, nämlich dass der Satan hinausgeworfen wird. Wir können das mit dem ersten Zeichen vergleichen, das Mose tat, um seine göttliche Berufung als Befreier Israels zu beweisen: Er hebt den Stab auf, der eine Schlange geworden war (2Mo 4,4).

Die Dämonen widersetzen sich nicht dem Wort des Herrn und fahren aus. Sie gehorchen seinem Gebot; sie schweigen. Sie tun allerdings noch ihr Bestes, um dem Mann beim Hinausfahren noch so viele Leiden wie möglich zuzufügen. Wenn der Teufel kurz davor steht, seine Beute zu verlieren, greift er am heftigsten an und zeigt damit seinen wahren Charakter. Dadurch wird klar, dass er darauf aus ist, zu verderben. Wir lesen vom Austreiben von Dämonen auch in den Mk 1,34; 39. Der Herr ist der Stärkere und raubt dem Teufel seinen Hausrat (Mt 12,29).

Befreiung ist immer von Zuckungen und Geschrei begleitet. Befreit zu werden ist ein Kampf und ist mit Gewalt verbunden. Das gilt auch für uns, wenn wir uns geistlich frei machen wollen, um vom Herrn gebraucht zu werden. Die wahre Lehre der Schrift treibt die Unreinheit aus unserem Leben und Denken hinaus, und das kann, während wir befreit werden, weh tun.

Die Menschen entsetzen sich. Was sie da miterlebt haben, ist einzigartig. Das können sie nicht einordnen. Sie sprechen miteinander darüber, kommen aber nicht zum Herrn. Auch stellen sie fest, dass Er eine Lehre bringt, die vollkommen neu ist. Sie sehen einen großen Unterschied zwischen dem, was sie bis jetzt gehört haben, und was sie jetzt von Ihm hören. Ihre Fragen beziehen sich auf die Autorität seiner Worte und ihre tatkräftige Auswirkung auf unreine Geister. Zugleich zeigt das deutlich, wie sehr der Mensch in seinem Gewissen verhärtet ist. Es bleibt nämlich beim Entsetzen und Fragen.

Die Wunder des Herrn sind nicht nur ein Zeichen und ein Beweis von Kraft, sondern auch von Güte, die in göttlicher Macht handelt. All seine Werke sind die Frucht seiner Liebe und zeugen von der Liebe Gottes auf der Erde. Wird sie angenommen, so bedeutet das die Aufrichtung des Reiches in den Herzen von Menschen.

Sowohl seine Worte als auch seine Werke zeugen von der Autorität, mit der Er das Volk lehrt. Bei uns sollte es auch so sein, dass die Worte, die wir sagen, durch unsere Werke bestätigt werden. Wenn das nicht so ist, oder noch schlimmer, wenn unsere Werke im Widerspruch mit unseren Worten sind, dann ist unser Dienst schwach oder vergeblich.

Die Neuigkeiten von dem wunderbaren Auftreten des Herrn verbreiten sich schnell in der Umgebung. Es ist das Tagesgespräch.

Der Herr heilt die Schwiegermutter des Petrus

Der Herr geht, nachdem Er in der Synagoge gelehrt hat, mit Simon und Andreas zu deren Haus. Obwohl sein natürlicher Platz der Schoß und das Haus des Vaters ist, schämt Er sich nicht, bei seinen armen Jüngern zu verweilen. Er hat Gott öffentlich in der Synagoge verherrlicht, und tut das Er tut jetzt auch in der Privatsphäre. Die vier Jünger halten den Sabbat, doch kann dieser heiliger gehalten werden als in der Gegenwart und Gemeinschaft des Sohnes Gottes? Es ist schön, in der Zusammenkunft bei dem Herrn zu sein, und es ist auch schön, wenn Er mit uns mitgehen kann, wenn wir nach der Zusammenkunft nach Hause gehen.

So wie in der Synagoge seine Kraft zur Befreiung für einen Besessenen nötig war, so ist diese auch nötig im Haus von Petrus und Andreas. Fieber ist nicht dasselbe wie besessen zu sein von einem unreinen Geist. Es ist auch kein Bild von Widerstand gegen den Herrn, so wie die Dämonen ihn äußern. Fieber ist eine ungesunde Verschwendung von Kräften. Es ist ein Bild von Unruhe und von Rastlosigkeit als Folge der Sünde, die jemand zum Dienst unfähig macht.

Die Familie macht ihre Not dem Herrn bekannt. „... und sogleich sagen ihm von ihr.“ Sie schieben das nicht auf. Er hört zu und ist für jeden zugänglich. Das ist die Atmosphäre des Hauses, dort ist Ruhe und Vertraulichkeit.

Wenn Ihm die Not gebracht ist, geht Er an die Arbeit. Unser Gebet bringt Ihn zum Handeln. Er hat persönlichen Kontakt mit dem leidenden Menschen. Diesen hatte Er nicht bei dem Besessenen (Mk 1,25), wohl aber hier und bei dem Aussätzigen (Mk 1,41) und auch bei dem Blinden (Joh 9,6), dem Stummen (Mk 7,33), bei Malchus (Lk 22,51), bei der Bahre (Lk 7,14) und bei den Jüngern auf dem Berg der Verklärung (Mt 17,7). Die Hand des Allmächtigen wird auf die Schwachheit des Menschen gelegt. Er ist ein Gott der Nähe und nicht der Ferne. Nicht nur Dämonen verschwinden, sondern auch Krankheit hat keinen Bestand, wenn Er eingreift. Nach dem Erstaunen in der Synagoge gibt es Freude im Haus.

Wie gesagt, Fieber ist verschwendete Energie und verursacht Unruhe. Es gibt viel Aktivität, doch gar kein Resultat. Die Hand ist kraftlos zum Dienst. Der Herr ergreift die Hand und richtet die Frau auf. Er nimmt die Unruhe weg und macht sie wieder fähig zum Dienst. Nachdem das Fieber verschwunden ist, ist keine Zeit der Wiederherstellung erforderlich, die Genesung geschieht sofort und ist vollständig. Die Frau kann ihren üblichen häuslichen Aufgaben sofort wieder nachkommen und dem Herrn und seinen Jüngern dienen.

Der Herr heilt noch andere

Es ist Abend an einem Tag, der für das Leben des Herrn kennzeichnend ist. Er ist öffentlich und in den Häusern mit seinem Dienst beschäftigt (vgl. Apg 20,20). Er lehrt und heilt und ist für jeden da, der sich an Ihn wendet. An erster Stelle geht es Ihm darum, den Willen Gottes zu tun. Er dient, wo Dienst nötig ist, in welcher Form auch immer.

Nachdem es Abend geworden und der Sabbat vorbei ist und der erste Tag der Woche beginnt, bricht eine neue Zeit an. Auch die neue Zeit zeigt Ihn als den, der dient. Es kommen jetzt keine besonderen Fälle mehr, sondern es kommen massenhaft solche zu Ihm, die in Not sind, und Er wirkt. Die, die es nicht wagten, am Sabbat zu Ihm zu kommen, kommen jetzt. Der Herr richtet sozusagen einen großen Empfang aus, doch für Ihn, der mehr ist als Salomo, ist unter diesen Menschen keine Königin von Scheba.

Nicht nur die Notleidenden kommen zu Ihm, sondern auch alle, die diese Notleidenden bringen. Sie sind an der richtigen Adresse, denn sie sind an der Tür des Hauses, wo Er segnend anwesend ist. Nach seinem Dienst in der Synagoge und dem Haus, gibt es auch einen Dienst in der Stadt, in der Öffentlichkeit, für jeden. Er ist Jahwe und Er ist unter seinem Volk als der, „der da heilt alle deine Krankheiten“ (Ps 103,3).

Während Er so beschäftigt ist, erlaubt Er den Dämonen nicht, zu reden. Niemals nimmt Er auf der Erde das Zeugnis von Dämonen an. Einmal wird Er ihr Zeugnis annehmen, wenn sie gezwungenermaßen ihre Knie beugen und bekennen werden, dass Er Herr ist (Phil 2,10; 11).

Der Herr predigt in ganz Galiläa

Nach einem Tag, an dem Er bis abends zum Nutzen anderer schwer gearbeitet hat, sucht Er sehr früh schon den Umgang mit seinem Vater (Jes 50,4; 5). Hierin allein finden wir das Geheimnis der Kraft und des Ausharrens im Dienst. Das steht im Gegensatz zu der Ablehnung und Zurückweisung des Zeugnisses durch den unreinen Geist und die Dämonen in den Mk 1,25; 34. Seine Macht führt Ihn nicht zu Unabhängigkeit. Ein großer Teil unserer Kraftlosigkeit findet seine Ursache im Mangel an Gebet in der Stille. Obwohl Er der Sohn Gottes ist, sucht Er doch als abhängiger Knecht in der Einsamkeit seine Kraft bei Gott.

Es scheint so, als würden Petrus und die anderen denken, dass diese Zeit eigentlich eine verlorene Zeit sei, der Verlust wertvoller Zeit, die ungenutzt verstreicht. Sie wissen, dass es viele gibt, die Ihn suchen, und jetzt ist Er nicht da. Sie sind voller Eifer für den Herrn, sehen jedoch nur die äußere Not der Menschen und nicht das innere Bedürfnis der Gemeinschaft mit dem Vater, die in der Einsamkeit genossen wird. Auch seine Jünger sehen in Ihm einen König und wollen, dass Er sich anderen so vorstellt.

Als sie Ihn gefunden haben, sagen sie Ihm, dass alle Ihn suchen, als wäre das ein Grund, zurückzukehren. Für uns als Diener ist es eine große Gefahr, wenn alle uns suchen. Er sucht jedoch keine öffentliche Anerkennung. Er sucht nicht den Beifall und die Zustimmung der Menschen. Er muss da sein, wo Not ist, und nicht da, wo Ehre ist. Er will nur das tun, wozu Er gesandt ist, und das ist Predigen. Das tut Er daher auch. Er spricht mit Autorität und tritt damit auf. So beweist Er, dass Gott wirklich in Güte und Gnade unter ihnen ist. Und überall, wo Er in den Synagogen spricht, wird dadurch der Teufel offenbar, und Er treibt die Dämonen aus. Das Austreiben unreiner Geister und Dämonen macht Teil seiner Lehre und seiner Unterweisungen mit Vollmacht aus (Mk 1,22). Es ist einfach die Auswirkung dessen, was Er sagt (Mk 1,25).

Der Herr heilt einen Aussätzigen

Jemand, der einen unreinen Geist hat, kann das geheim halten. Dieser Geist kann sich zwar durch Schreien äußern und auf diese Weise kundtun, sehen kann man ihn allerdings nicht. Jetzt kommt jemand zum Herrn, der aussätzig ist. Aussatz ist auch ein Bild von Unreinheit. Diese Unreinheit kann jedoch nicht geheim gehalten werden, sondern ist für jeden äußerlich wahrnehmbar.

Aussatz ist ein Bild der Sünde des Eigenwillens, der nach außen sichtbar wird. Ein Aussätziger veranschaulicht einen Sünder, in dem der Eigenwille des Menschen ausgebrochen ist (siehe Mirjam, 4Mo 12,10; Gehasi, 2Kön 5,27 und Ussija, 2Chr 26,19). Nur Gott kann einen Aussätzigen heilen (2Kön 5,7). Diese Krankheit hat zwei Folgen: Die erste Folge ist, dass der Aussätzige vom Dienst Gottes ausgeschlossen wird. Die zweite Folge ist, dass er jeden verunreinigt, der mit ihm in Berührung kommt.

Doch ein Aussätziger kann zu Christus kommen. Dieser Aussätzige glaubt an die Macht, die im Herrn ist. Er glaubt, dass Er ihn reinigen kann. Er ist sich jedoch nicht sicher, ob Er das will. Das bedeutet, dass Er kein Bewusstsein von der Liebe Christi hat. Seine Gedanken über sich selbst halten ihm die Größe der Liebe verborgen, die ihn besucht hat.

Die Antwort des Herrn zeugt von seiner Macht und seinem Erbarmen. Nachdem der Mann seinen Wunsch ausgesprochen hat, tut der Herr das, was jeden anderen verunreinigen würde: Er rührt den Aussätzigen an. Der Herr wird dadurch jedoch nicht verunreinigt. Er ist dem Unreinen so nahe gekommen, dass Er ihn berühren kann. Der einzige Reine unter den Menschen nähert sich der Sünde und nimmt das weg, wovon sie ein Zeichen ist. Es ist Ihm eine Freude, Aussatz wegzunehmen.

Das Ergebnis folgt unmittelbar, nachdem Er gesagt hat: „Ich will.“ Der Mann ist „sogleich“ von seinem Aussatz gereinigt. So ist es immer, wenn Gott spricht. Hier spricht Gott im Segen zu dem Menschen. „Ich will“ weist auf seine Majestät hin und auch auf seine Liebe und sein Mitempfinden gegenüber dem Aussätzigen. Hier sagt Er das im Hinblick auf die Reinigung eines Sünders von seinen Sünden. In Johannes 17 sagt Er noch einmal „Ich will“ (Joh 17,21). Dort sagt Er es im Hinblick auf die Zukunft aller, die Ihm angehören. Er will sie bei sich im Vaterhaus haben.

Weil der Herr nicht die Ehre von Menschen sucht, soll der Mann kein Aufhebens um seine Genesung machen. Das gebietet der Herr ihm streng. So streng, wie Er sich dazu äußert, so milde ist Er, als Er den Mann in die Freiheit entlässt. Allerdings muss der Geheilte noch nach der Vorschrift des Gesetzes handeln. Deswegen soll er zum Priester gehen.

Der Priester, das Gesetz, kann nicht reinigen. Er kann nichts anderes tun, als feststellen. In 3. Mose 13–14 wird ausführlich beschrieben, wie er damit umgehen muss. Der Priester wird verpflichtet sein, die Heilung anzuerkennen und Zeugnis davon abzulegen, dass Gott in Macht und Gnade in Christus gegenwärtig ist. Die Reinigung des Aussätzigen beweist, dass der Herr Gott ist.

Noch anerkennt der Herr das Gesetz und die Einsetzung Gottes hinsichtlich der Reinigung. Er befiehlt dem Mann, das vorgeschriebene Opfer darzubringen. Das Opfer spricht von dem Werk, das Er selbst auf dem Kreuz vollbringen wird. Nach der Darbringung des Opfers kann der gereinigte Aussätzige sein Leben im Dienst des Herrn leben.

Trotz des Verbots redet der Mann sehr viel über seine Heilung und macht sie überall bekannt. Er ist darin ungehorsam, denn der Herr hatte das verboten. Für uns gilt allerdings, dass unser Zeugnis dazugehört, errettet zu werden (Röm 10,9; 10).

Der Beifall von Menschen ist für den Herrn Jesus lediglich ein Grund, sich zurückzuziehen. Es gibt kaum etwas, was Menschen mehr interessiert und beeinflusst als ein Wunder der Heilung. Die modernen Heilungsbewegungen erregen viel Aufsehen, trotz der Tatsache, dass sie den Heilungen, die Christus verrichtete, nicht gleichen. Die meisten Heiler entziehen sich auch nicht der Begeisterung des Publikums, sondern genießen sie geradezu.

Anders als diese Heiler sucht der Herr nach geistlichen Auswirkungen und nicht nach Emotionen. Er ist der abhängige (betende), vollkommene (zurückgezogene), gehorsame (predigende) Diener. Er wechselt hier von der Stadt in wüste Örter, wohin niemand kommt, obwohl Er immer offen ist für das Flehen eines jeden, der in Not ist.

© 2023 Autor G. de Koning

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