2.Korinther 11
2 Corinthians 11 Kingcomments Bibelstudien

Die Einfalt gegenüber dem Christus

Paulus fährt fort, die falschen Apostel zu entlarven, die Lügen über ihn verbreiteten. Vielleicht denkst du inzwischen: Ist es denn wirklich notwendig, dass wir so ausführlich von seiner Verteidigung Kenntnis nehmen? Ja, diese Verteidigung ist sehr wichtig, auch für unsere Zeit. Es gibt nämlich immer noch Menschen, die behaupten, dass man dem, was Paulus geschrieben hat, keine Autorität beizumessen brauche. Sie behaupten auch ruhig, dass Paulus in bestimmten Fällen daneben lag, dass er nicht mit der Zeit gegangen sei. Die Menschen, die so etwas behaupten, tun so, als würden sie die Bibel kennen. Viele haben sogar eine theologische Ausbildung. Aber Kritik an dem, was Paulus geschrieben hat, ist letztlich immer Kritik an Gott, der Paulus den Auftrag gegeben hatte zu schreiben. Deshalb ist es gut, dass du alle seine Argumente in dich aufnimmst, damit du dich nicht aus der Fassung bringen lässt, wenn du Menschen begegnest, die an Paulus etwas auszusetzen haben.

An der Art und Weise, wie der Apostel die Korinther anspricht, merkst du, dass sie durch die falschen Apostel schon ziemlich stark beeinflusst waren. Paulus wird gezwungen, sein Tun und Lassen mit dem jener Menschen zu vergleichen, die die Korinther für sich beanspruchten. Dieser Vergleich musste den Korinthern die Augen öffnen für die Unaufrichtigkeit dieser Leute, die so taten, als ob sie mit einer Botschaft Gottes kämen.

2Kor 11,1. Er fragt zuerst, ob sie bereit seien, ein wenig Torheit von ihm zu ertragen, denn es ist töricht, über sich selbst zu reden. Er hatte ja am Ende des vorigen Kapitels noch gesagt, dass es nur wichtig sei, vom Herrn empfohlen zu werden, und nun empfiehlt er sich selbst. Aber es geschieht notgedrungen, merk dir das gut. Er bittet sie, ihn zu ertragen, denn er muss ihnen doch ein paar Dinge sagen, die sie vielleicht nicht so gut finden.

2Kor 11,2. Aber er tut das, weil er eifersüchtig ist. Eifersucht wird hier im guten Sinn des Wortes gebraucht. Normalerweise denkt man bei Eifersucht an etwas Falsches, etwas Negatives. Wenn dein Freund oder deine Freundin etwas besitzt, das du nicht hast, kannst du leicht ein Gefühl der Eifersucht in dir aufsteigen fühlen. Bei Paulus geht es um eine Eifersucht, die auch Gott hat. Das kann nichts Falsches sein. Es ist eine Eifersucht, die mit Liebe zu tun hat.

Paulus hatte die Gläubigen in Korinth durch seinen Dienst mit Christus in Verbindung gebracht. Er vergleicht das mit einer Verlobung. Wenn sich junge Leute verloben, so ist eine Verbindung zustande gekommen, die über Freundschaft weit hinausgeht. Du kannst viele Freunde, aber nur eine(n) Verlobte(n) haben. Es wäre schwer verständlich, wenn sich dein(e) Verlobte(r) nicht viel aus dir machen und vielleicht sogar mit anderen Männern bzw. Frauen ausgehen würde. Dann würdest du eifersüchtig werden. Du möchtest die Liebe deines bzw. deiner Verlobten ganz für dich haben – und das mit Recht. Das ist die Eifersucht des Herzens Gottes, die bei Paulus zum Ausdruck kam, weil die Korinther sich von dem Christus abwandten, den Paulus ihnen gepredigt hatte, und stattdessen auf das hörten, was Betrüger zu erzählen hatten. Er vergleicht die Korinther (und das gilt für die ganze Versammlung) mit einer keuschen Jungfrau. Eine keusche Jungfrau hat noch mit keinem Mann Geschlechtsverkehr gehabt. Wenn die Versammlung (und das gilt auch für jeden Gläubigen persönlich) ihre Verbindung mit Christus vergisst und sich mit der Welt verbindet, bereitet das dem Herrn Jesus großen Kummer.

2Kor 11,3. Paulus befürchtet, dass die Versammlung sich immer weniger bewusst ist, dass ihre Liebe sich nur auf den Herrn Jesus, ihren Bräutigam, richten darf. Das kommt daher, dass sie die Listen Satans nicht genügend durchschaut, gerade so, wie es bei Eva der Fall war.

Die Begebenheit, die Paulus hier zur Illustration anführt, findest du in 1. Mose 3. Im Paradies kam die Schlange zu Eva. Die Schlange ist der Teufel (Off 12,9; Off 20,2). Er tritt sehr schlau an Eva heran. Er beginnt nicht mit einer groben Lüge. Nein, zuerst zitiert er etwas, das Gott gesagt hat. Aber pass auf, er verdreht die Worte Gottes (vgl. 1Mo 3,1; 1Mo 2,16). Das ist das erste Kennzeichen des Teufels: Er zitiert das Wort Gottes immer in einer Weise, die Zweifel weckt. Daraufhin sagt er knallhart, dass Gott das, was Er gesagt hat, doch nicht wahrmacht (1Mo 3,4; 1Mo 2,17). Schließlich ersetzt er das, was Gott gesagt hat, durch seine eigene Lüge (1Mo 3,5). Das Verlockende dieser Lüge wird durch das unterstrichen, was Eva sieht, wenn sie zum Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen hinschaut. Wie prächtig sieht er aus! Es ist genau so, wie die Schlange gesagt hat. Kann sie denn dann im Unrecht sein? Wenn es so weit gekommen ist, ist das Böse schon geschehen. Eva hat vergessen, was Gott gesagt hat, und ihre Gedanken sind verdorben durch das, was die Schlange gesagt hat. Was hätte sie tun sollen? Sie hätte einfach an dem festhalten sollen, was Gott gesagt hatte.

Aber ist es mit der Versammlung besser gegangen? Hat die Versammlung immer das Wort Gottes zu Rate gezogen, wenn etwas zu geschehen hatte, oder hat sie sich auch durch Schönrednerei irreführen lassen? Ich befürchte das Letzte. Die Versammlung ist abgewichen von der Einfalt und der Reinheit gegenüber dem Christus. Ihre Gedanken sind nicht auf Christus allein gerichtet geblieben. Einfalt bedeutet, dass es nur einen Gegenstand gibt, auf den sie ausgerichtet ist. Die Reinheit ist aufgegeben worden, die Versammlung ist durch ihren Umgang mit der Welt beschmutzt worden. Sie hat begonnen, immer mehr so zu denken und zu handeln, wie die Welt es tut. Die Kirche ist ein Betrieb geworden, der verwaltet werden muss. Was soll man vom Weltrat der Kirchen halten, der sich in allerlei politische Angelegenheiten mischt, manchmal sogar Geld für Waffenkäufe bereitstellt? So weit kann es kommen, wenn die Gedanken verdorben werden und Christus nicht mehr der einzige Gegenstand für das Herz der Gläubigen ist.

2Kor 11,4. Was die Korinther betrifft, so liefen sie Gefahr, Paulus fallen zu lassen, weil er doch kein echter Apostel sei. Was er ihnen gesagt hatte, war doch wohl etwas zu einfach und zu radikal. Mussten sie denn wirklich ganz und gar nur für Christus leben? Musste Er das volle Recht auf ihr Leben haben? Die Lehrer, die nach Paulus aufgetreten waren, hatten Auffassungen, mit denen sie besser zurechtkamen. Der andere Jesus, den sie predigten, lag ihnen besser. Das war jemand, der nicht alles von einem verlangte, wie Paulus es ihnen gepredigt hatte. Dabei wurde das, was der Herr Jesus für sie getan hatte, in den Hintergrund gedrängt. Diesen andersartigen Geist, den Geist, den diese Lehrer mitbrachten, ließen sie sich leicht gefallen, denn der ließ noch etwas Raum für das, was sie sich selbst ausdachten. Der Heilige Geist, den sie empfangen hatten, gab diesen Spielraum nicht. Dass der Heilige Geist sie in die ganze Wahrheit leiten wollte (Joh 16,13), wurde in den Hintergrund gedrängt. Ein andersartiges Evangelium, ein bequemes Evangelium, das keine radikale Bekehrung forderte, kein gründliches Selbstgericht, das war leichter anzunehmen als das, was sie von Paulus gehört und angenommen hatten. Paulus ging vom völligen Bankrott des Menschen aus, aber gab es nicht doch auch noch etwas Gutes im Menschen?

Alle diese Argumente, die bei den Korinthern vorkamen, zeigen, wie sehr sie sich dem verderblichen Einfluss dieser falschen Apostel geöffnet hatten und wie dieser Einfluss sein Werk tat. Nimm dir die Lektion zu Herzen: Halte dich an das, was Gott in seinem Wort gesagt hat, und halte dein Auge nur auf den Herrn Jesus gerichtet.

Lies noch einmal 2. Korinther 11,1–4.

Frage oder Aufgabe: Wie kannst du am besten verhindern, dass du von der Schlange verführt wirst?

Paulus und die falschen Apostel

2Kor 11,5. Paulus war allerhand in die Schuhe geschoben worden. Allerlei gemeiner Klatsch über ihn machte die Runde. Die falschen Apostel brachten Geschichten in Umlauf, die bei den Korinthern gut ankamen. Da ihr gesamtes Christsein auf dem Spiel stand, ging Paulus in die Verteidigung. Er hatte die Korinther zu lieb, um sie zur Beute dieser Betrüger werden zu lassen. Deshalb fühlt er sich gedrängt, über sich selbst zu sprechen und den Korinthern den Unterschied zu zeigen zwischen der Art, wie er unter ihnen gearbeitet hatte, und der Art, wie diese Verführer sich unter ihnen aufgehalten hatten. Du erkennst die Ironie, wenn er in 2Kor 11,5 sagt, dass er sich sehr wohl mit diesen „Superaposteln“ messen könne.

2Kor 11,6. Hatten sie von ihm behauptet, dass er nicht gut reden und keine flüssige Ausführung machen konnte? Nun, das war schon möglich (obwohl er darauf nicht eingeht), aber was er besaß, war Erkenntnis. Da konnten sie nicht umhin – das mussten sie zugeben. Hatte er ihnen die nicht mitgeteilt? In seinem ersten Brief, in Kapitel 1 hatte er ihnen geschrieben, dass sie in Christus reich gemacht geworden waren, indem sie alle Erkenntnis besaßen (1Kor 1,5). Wie waren sie daran gekommen? War er nicht das Mittel dazu gewesen? Das hatten sie wirklich nicht den Eindringlingen zu verdanken, die sich zwischen sie und ihn drängen wollten.

2Kor 11,7. Es gab noch einen weiteren großen Unterschied zwischen ihm und den anderen. Er hatte nie einen Cent Unterstützung von ihnen angenommen, während die anderen das sehr wohl getan hatten. Die Art und Weise, wie er das sagt, muss die Korinther berührt haben. Es scheint, als ob sie ihn einer Sünde beschuldigten, weil er sich von ihnen so unabhängig gehalten hatte. Die so genannte Sünde bestand dann darin, dass er sich geweigert hatte, Geld von ihnen anzunehmen. Er lässt sie wissen, dass er sich so demütig verhalten hatte, damit sie erhöht würden. Angesichts seiner unentgeltlichen Verkündigung konnten sie schwerlich sagen, dass er zu ihnen gekommen sei, um an ihnen etwas zu verdienen. Er hatte ausschließlich ihr Wohl im Auge gehabt, nämlich dass sie aus der Macht der Sünde befreit und zum Herzen Gottes gebracht würden.

In seiner Selbstlosigkeit hatten die falschen Apostel ein neues Argument gefunden, um ihn zu verleumden. Sie sagten, dass jeder Diener, der sich selbst achtet, von einer Versammlung, in der er arbeitet, auch Geld annimmt. Mit Paulus sei wohl etwas nicht in Ordnung, weil er kein Geld genommen hatte. Nun, es war auch etwas nicht in Ordnung, aber das lag nicht an Paulus, sondern an den Korinthern selbst. Sie hätten dadurch wieder einen Grund mehr gehabt, sich zu rühmen. Sie hätten sich auf die Schulter klopfen und sagen können, dass sie ihm doch immerhin geholfen hätten, seine Arbeit zu tun. Das wollte Paulus nicht. Es ging ihm darum, dass Gott allein verherrlicht wurde.

2Kor 11,8. Von anderen Versammlungen, die viel geistlicher waren als die Korinther, hatte er durchaus Geld angenommen. Er hatte das in dem Bewusstsein getan, dass die Versammlungen das Geld aus guten Beweggründen gegeben hatten. Sie steuerten Geld bei, um das Werk des Herrn dadurch zu unterstützen, und nicht, um sich ihrer Freigebigkeit zu rühmen. Sie hatten auch nicht gegeben, um dadurch einen gewissen Anspruch auf Paulus zu gewinnen. Du siehst: Geben ist nicht nur eine Tat, sondern auch eine Gesinnung.

2Kor 11,9. Es geht hier jedoch nicht in erster Linie um den Geber, sondern um den Empfänger. Paulus war nicht jemand, der unbesehen annahm, was ihm gegeben wurde. Selbst als er während seines Aufenthalts bei den Korinthern Mangel litt, hatte er ihnen nichts davon gesagt. Das ist etwas, das du von Paulus lernen kannst. Wenn du knapp bei Kasse bist, versuche dann nicht, es anderen zu erzählen. Sage es dem Herrn, und Er wird handeln. „Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles nötig habt. Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,32-33). Es werden recht viele Bettelbriefe von christlichen Werken oder über sie verschickt. Ich kann diese Briefe nicht gerade eine Zierde des Glaubensvertrauens nennen. Es spielt für solche Arbeiter auch gar keine Rolle, von wem sie das Geld bekommen. Auf diese Art ging Paulus jedenfalls nicht vor.

Es wird für die Korinther, die allgemein ziemlich wohlhabend waren, ein Schock gewesen sein, hier hören zu müssen, dass Paulus bei ihnen Mangel gelitten hatte. Ich stelle mir vor, dass ihnen die Schamröte ins Gesicht gestiegen ist, als sie lasen, dass die armen Versammlungen in Mazedonien Paulus das gesandt hatten, was er brauchte. Wie dem auch sei, er hatte ganz bewusst auf finanzielle Unterstützung durch die Korinther verzichtet und würde sie auch vorläufig nicht annehmen.

2Kor 11,10. Er unterstreicht seine Haltung in dieser Sache ganz stark, indem er sagt: „Die Wahrheit Christi ist in mir.“ Er wusste, was er sagte und was er tat. Er ließ sich nicht ohne weiteres zu einer anderen Handlungsweise bewegen. Dazu musste erst eine Veränderung bei den Korinthern erkennbar werden. Für ihn stand die Verkündigung des Christus im Mittelpunkt. Alles andere musste dem untergeordnet werden. Wenn er von den Korinthern Geld annehmen würde, bestünde die Gefahr, dass dieses „Rühmen“ – das ist die Verkündigung des Christus und weiter nichts – bei ihm verhindert würde.

2Kor 11,11-12. Auch das konnte wieder falsch ausgelegt werden. Es konnte gesagt werden: Jetzt wollten die Korinther gern etwas geben, aber jetzt durften sie von Paulus aus nicht; er liebte sie sicher nicht. Darüber diskutiert er jedoch gar nicht. Wer misstrauisch ist, ist nicht von seinem Unrecht zu überzeugen.

Paulus ruft Gott als Zeugen seiner Liebe zu ihnen an. Er würde sich unaufhörlich für seine geliebten Kinder im Glauben einsetzen und jedes Argument der Betrüger entkräften. Sie sollten als falsche Apostel offenbar werden, so wie er als echter Apostel offenbar geworden war.

2Kor 11,13-14. Und dann sagt er rundheraus, um was für eine Art von Menschen es sich handelte, die bei den Korinthern eingedrungen waren: Diener Satans. Es sah so aus, als wären sie Apostel Christi, aber in Wirklichkeit war Satan ihr Herr. Sie konnten wunderschön reden, aber ihre Worte waren voll von tödlichem Gift. Genau das tut Satan. Er stellt sich als Engel des Lichts dar, aber er führt dich in die Finsternis. In der Welt laufen ihm zahllose junge Menschen mit offenen (aber geblendeten) Augen nach. Er verspricht ihnen eine glänzende Erfahrung, aber er führt sie auf den Weg des Todes. Auf christlichem Gebiet ist es nicht anders. Er weiß die Dinge so zu drehen, dass du denkst, du hättest es mit etwas Christlichem zu tun, obwohl es um etwas Antichristliches geht. Lass dich nicht hereinlegen!

Es gibt eine gute Art, seinen Listen zu entgehen, und das ist, sich mit Christus und mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. Falsches entdeckt man dadurch, dass man es mit Echtem vergleicht. Wer mit Geldscheinen arbeitet und durch eingehendes Studium weiß, wie ein echter Geldschein aussieht, kann die falschen Scheine leicht herausfinden. Er braucht nicht zuerst einmal alle möglichen falschen Geldscheine zu studieren. Fälscher versuchen es sowieso immer wieder anders. Das ist ein guter Vergleich, um zu entdecken, ob das, was auf dich zu kommt, echt oder falsch ist. So tut Paulus es hier auch immer. Er zeigt, was ein echter Apostel tut. Wenn er gleich über seine Leiden als Apostel spricht, tritt das ebenfalls deutlich hervor.

2Kor 11,15. Was Satan tut, zeigt sich auch bei seinen Dienern. Da brauchst du dich nicht zu wundern. Sie geben sich als Vorkämpfer der Gerechtigkeit aus, ziehen dich aber vom wahren Ziel deines Lebens ab. Das wahre Ziel ist: Christus in allen Bereichen deines Lebens zu verherrlichen. Die Menschen, die sich bewusst bemühen, dieses Ziel unerreichbar zu machen, werden ein Ende haben, das mit ihren Werken übereinstimmt. Sie werden, nachdem sie Satans Werk getan haben, das Ende Satans teilen und nach ihm in die Hölle geworfen werden.

Lies noch einmal 2. Korinther 11,5–15.

Frage oder Aufgabe: Was kannst du aus Paulus’ Haltung gegenüber falschen Beschuldigungen lernen?

Paulus töricht und von Sinnen

2Kor 11,16. Der Apostel musste es immer wieder sagen, dass er gezwungen war, über sich selbst zu reden. Sein Herz war von Christus erfüllt, und er wollte nur über Ihn sprechen. Da nun aber seine Apostelschaft angegriffen worden war und damit indirekt auch sein Auftraggeber und das Evangelium, das er den Korinthern gepredigt hatte und durch das sie zum Glauben gekommen waren, musste er jetzt seine Apostelschaft verteidigen. Er liebte Christus und die Gläubigen in Korinth zu sehr, um geduldig zuzusehen, wie Diener Satans weiter ihr verderbliches Werk unter ihnen tun konnten. Sie brauchten also nicht zu denken, er sei töricht. Und dachten sie das trotzdem, dann mussten sie ihn eben so annehmen. Ein bisschen wollte er sich rühmen, nur ein paar Dinge aufzählen, die ihnen zeigten, was für ein Diener er war. Noch einmal: Er tat das nicht gern.

2Kor 11,17-19. Er wusste auch, dass der Herr solches Rühmen nicht will. Aber er wusste auch, dass der Herr es ihretwegen für nötig hielt, dass er es tat. Es ist wie mit einem widerspenstigen Kind, das eine Zurechtweisung braucht. Man tut es nicht gern, aber es ist doch notwendig.

Die Korinther hatten törichte Menschen wie die falschen Apostel, die sich über alles und jedes rühmten, sehr gut ertragen. Sie hielten sich selbst für weise und dachten, sie könnten beurteilen, was diese Menschen brachten. Nun, wenn sie wirklich so weise waren, konnten sie wohl auch beurteilen, was er, der echte Apostel, zu sagen hatte.

2Kor 11,20. Paulus zählt auf, was sie alles von diesen falschen Aposteln ertragen hatten. Sie hatten sich in Sklaverei führen lassen. Sie hatten sich von diesen Betrügern in ihrem Denken gefangen nehmen lassen, wahrscheinlich weil diese wieder das Gesetz als Lebensregel gepredigt hatten. Das steht im Gegensatz zur Freiheit in Christus, die Paulus ihnen gepredigt hatte, wodurch er sie an Christus gebunden hatte und nicht an sich selbst. Sie hatten es ertragen, dass sie „aufgezehrt“ wurden und dass ihnen etwas abgenommen wurde. Diese Menschen hatten von den Korinthern einen Beitrag zu ihrem Lebensunterhalt gefordert. Sie waren in die Häuser eingedrungen, hatten sich dort gütlich getan, und wenn sie weiterzogen, hatten sie Geld von ihnen mitgenommen. Das steht im Gegensatz zur Haltung von Paulus, der nichts von ihnen hatte annehmen wollen. Diese Menschen hatten sich über die Korinther gestellt und eine angesehene Stellung eingenommen. Die Korinther mussten auf sie hören, sie würden es ihnen schon beibringen. Das steht im Gegensatz zu der demütigen Gesinnung, die Paulus auszeichnete, als er bei ihnen war. Sie hatten sich wahrscheinlich nicht einmal vor körperlicher Gewalt gescheut. Das scheint der Ausdruck „ins Gesicht schlagen“ zumindest zu bedeuten. Es kann auch sein, dass er bedeutet, dass sie eine verletzende, spottende Sprache gebrauchten, um die Korinther zu demütigen. Das steht im Gegensatz zu der liebevollen Haltung von Paulus, der von sich selbst als von einem Vater sprach und so auch mit ihnen umging (1Kor 4,15).

2Kor 11,21. Ich weiß wohl, sagt der Apostel, dass mein Auftreten mir „Unehre“ einbringt und dass ich „schwach“ gewesen bin, als ich so handelte, wie ich gehandelt habe. Er nahm das gern hin, denn das war die Art und Weise, wie er ihnen dienen wollte. Es ist merkwürdig, was Gläubige alles von falschen Lehrern ertragen können und wie wenig sie von echten Dienern Gottes ertragen können. Es kann geschehen, dass Gläubige Dinge festhalten wollen, die falsch sind. Wenn darauf hingewiesen wird, so wird das nicht dankbar angenommen. Nein, dann lieber die anderen! Die lassen dein Gewissen wenigstens in Ruhe. Sie verlangen zwar viel, aber das betrachtet man dann bloß als Bezahlung für erwiesene Dienste. Solche Gläubigen können sich dann noch einreden, dass sie damit ihre Pflicht erfüllt haben und ihr Leben weiterhin so einrichten können, wie sie es selbst gern wollen. Denk daran, dass es hier um Gläubige und nicht um Ungläubige geht. Das muss dich und mich ansprechen.

Die Kennzeichen der falschen Apostel, die Paulus den Korinthern vorstellt, findest du bei vielen Sektenführern wieder, die sich auf christlichem Gebiet befinden. Sektenführer sind meistens Menschen mit einer charismatischen Ausstrahlung, die auf alles eine Antwort aus der Bibel haben. Sie können sich in jeder Glaubensgemeinschaft zeigen. Sie entnehmen der Bibel bestimmte Wahrheiten und vermischen sie so klug mit Irrtum, dass der Irrtum ganz einleuchtend wird und dadurch umso tödlicher. Der Grund, warum sie bei vielen Gläubigen Eingang finden, liegt darin, dass die Gläubigen die Bibel nicht selbst untersuchen. Zahllose Christen überlassen das Studium der Bibel ihren „Führern“. Das geschieht in nahezu jeder Glaubensgemeinschaft. Das ist ein schlimmes Übel, durch das falsche Arbeiter mühelos ihr verderbliches Werk tun und viele unwissende Gläubige vom Weg der Wahrheit wegführen können. Deshalb die Empfehlung an dich: Höre auf das, was Paulus sagt. Er sagt dir die Wahrheit.

Um das zu unterstreichen, berichtet Paulus nun von seinen Erlebnissen im Dienst für den Herrn. Darauf wussten die falschen Apostel keine Antwort. Bevor er damit beginnt, spricht er zuvor erneut seinen Widerwillen dagegen aus. Er gebraucht die Wörter „Torheit“ und „von Sinnen“, um die Korinther spüren zu lassen, wie weit sie abgewichen waren, dass er das tun musste. Die andere Seite der Medaille ist, dass Gott diese Situation unter den Korinthern benutzt, um dir einen Einblick zu gewähren in das, was dieser Mann in seinem Dienst für den Herrn mitgemacht hat. Wagten die falschen Lehrer es, über sich selbst zu sprechen? Nun, er hatte diesen Mut auch, wie töricht und unweise er es auch fand, über sich selbst reden zu müssen. Er konnte sich mit ihnen messen, und ob!

2Kor 11,22. Konnten sie sich ihrer jüdischen Abstammung rühmen? Er auch! In Klammern: Daraus kann man ableiten, dass diese falschen Apostel wahrscheinlich einen jüdischen Hintergrund hatten. Ich habe das bei der Erklärung des Ausdrucks „wenn jemand euch knechtet“ schon kurz angedeutet (2Kor 11,20). Mit „Hebräer“ bezeichnet er ein Volk, das getrennt von den anderen Völkern durch diese Welt zieht. Mit „Israeliten“ bezeichnet er ein Volk, das Gott angehört. Mit „Abrahams Same“ bezeichnet er ein Volk, dem Gott Verheißungen gegeben hat. Diese Umschreibungen dienen dazu, seine Abstammung und seinen Hintergrund aufzuzeigen. Darin stand er den andern nicht nach.

2Kor 11,23. Nun folgen beeindruckende Beispiele seiner Hingabe im Dienst für Christus. Dabei kommt es nicht mehr auf schönes Reden an, sondern es geht darum, was man für den Herrn übrig hat. Wagten sie, sich Diener Christi zu nennen? Er könnte ein ganzes Buch über seinen Dienst für Christus schreiben. Mussten sie nicht zu der Überzeugung kommen, dass er ihnen in diesem Dienst haushoch überlegen war? Er fühlte sich wie von Sinnen, er empfand großen Widerwillen, das überhaupt sagen zu müssen, aber er konnte nicht anders. Den Korinthern musste klar werden, dass die Menschen, die bei ihnen eingedrungen waren, keine echten Diener Christi waren. Ihr Verhältnis zu Paulus und damit auch ihr Verhältnis zu Christus stand auf dem Spiel. Denn wenn sie sich von Paulus verabschiedeten und ihn sozusagen gegen die anderen, falschen, Apostel eintauschten, verabschiedeten sie sich auch von seinem Dienst, aber dann nahmen sie auch Abschied von dem Christus, den er ihnen gepredigt hatte. Um der Ehre Christi willen und wegen der Glaubenssicherheit der Korinther musste er so sprechen.

Paulus legt los. Er präsentiert eine beeindruckende Liste. Ohne jede Übertreibung zählt er auf, was er getan hat, was ihm alles begegnet ist und wie er sich gefühlt hat.

Es ist keine „Erfolgsgeschichte“, keine Großtuerei. Es sind nur einfache Tatsachen aus dem Leben eines Dieners, der sich mit Herz und Seele der Aufgabe widmete, die der Herr Jesus ihm aufgetragen hatte. Wenn du meinen solltest, dass man den Dienst für den Herrn so mit links erledigen kann, dann siehst du hier, dass er mit Angst und Widerstand verbunden ist. Dieser Abschnitt steht nicht in der Bibel, um dich zu entmutigen, sondern um dir zu zeigen, was ein Mensch, der seinen Herrn liebt, ertragen kann. Verschiedene Dinge, aber längst nicht alles, kannst du in der Apostelgeschichte wiederfinden. Der Herr ist immer noch derselbe und will auch dir in deinen Leiden für Ihn helfen. In den meisten Fällen wird es nicht so schwer sein wie das, was Paulus hier aufzählt. In manchen Fällen kannst du dich aber tatsächlich so für den Herrn einsetzen.

Nimm gleich das Erste, das er nennt: „In Mühen überreichlicher“. Ist das nicht etwas, das auch bei dir gesehen werden könnte? Paulus hatte einen ganz besonderen Dienst, und was er mitgemacht hat, hat kein anderer Mensch mitgemacht, aber trotzdem bleibt es wahr, dass auch du dich völlig für das einsetzen kannst, was der Herr dir zu tun gibt. Dann spricht er über seine Umstände. Er hat oft im „Knast“ gesessen. Das sind nicht die „Luxusappartements“, die man heutzutage Gefängnis nennt. Es waren oft dunkle Kerker, unterirdische Gewölbe, die von Ungeziefer wimmelten, wo es feucht war und muffig roch. Die Behandlung, die man dort erfuhr, war nicht gerade höflich. Nie war er dort gelandet, weil er ein Verbrechen begangen hatte. Es war immer wieder eine Folge des Hasses der Juden, weil er an dem betreffenden Ort den Herrn Jesus verkündigt hatte. Körperliches Leiden blieb ihm nicht erspart. Er hat eine Menge Schläge bekommen. Das muss man erlebt haben. Aber er war nicht kleinzukriegen. Sein Eifer für den Herrn blieb ungebrochen. Es ist bemerkenswert, dass er die besondere Kraft des Geistes, die in ihm war, nie gebraucht hat, um sich aus einer schlimmen Situation zu retten; darin war er ein Nachfolger des Herrn Jesus.

Todesgefahren waren nichts Besonderes für ihn. Das steht hier so einfach, aber denk dich einmal da hinein, was in diesen Augenblicken in ihm vorgegangen sein mag, als sein Leben auf dem Spiel stand. Da ging es nicht um eine gefährliche Krankheit, an der man sterben konnte, sondern um eine feindliche Haltung von Menschen, die nach seinem Blut dürsteten.

Lies noch einmal 2. Korinther 11,16–23.

Frage oder Aufgabe: Wann darfst du für dich selbst eintreten und wann nicht?

Paulus’ Leiden

2Kor 11,24. Die Juden hatten ihm nicht weniger als fünfmal 39 Stockschläge gegeben. Das Gesetz erlaubte es, in bestimmten Fällen eine Strafe von 40 Stockschlägen zu geben (5Mo 25,3). Um sicher zu sein, dass man die erlaubte Menge nicht durch einen Fehler beim Zählen überschritt, hörte man bei 39 Schlägen auf. Stell dir einmal vor, was das gewesen sein muss. Schon beim ersten Mal wird es kein Vergnügen gewesen sein, aber bei jedem folgenden Mal wusste er, was ihn erwartete.

2Kor 11,25. Durch die Ruten, die Geißelungen, wurde sein Rücken dreimal aufgerissen. „Nur“ einmal wurde er gesteinigt. Normalerweise passiert einem das auch nur einmal. Deshalb ließen ihn seine Feinde als tot liegen (Apg 14,19). Dreimal war er als Passagier auf einem Schiff, das Schiffbruch erlitt. Dabei ist er einmal 24 Stunden im Wasser umhergetrieben, bevor er gerettet wurde.

2Kor 11,26. Er war ständig auf Reisen, um überall das Evangelium zu predigen. Das Reisen war in jener Zeit keine ungefährliche Sache. So gab es kein modernes Straßennetz mit Brücken und Tunneln, wie wir das hier im Westen kennen. Einen schnell strömenden Fluss zu überqueren war eine riskante Sache. Hinzu kamen die Gefahren von Seiten der Menschen: von Räubern, Juden und Heiden. Die Stadt bot keinen Schutz und die Wüste und das Meer erst recht nicht. Nirgends war er sicher, nirgends gab es ein Plätzchen, wo er Ruhe hatte.

2Kor 11,27. Und wenn er dachte, dass er in der Versammlung etwas Atem holen konnte, dann hatte er es dort mit falschen Brüdern zu tun, mit Menschen, die so taten, als gehörten sie zur Versammlung, aber in Wirklichkeit die Wahrheit Gottes verdrehten.

Dem großen Apostel war kein leichtes Leben beschieden. Es bedeutete, knochenhart zu arbeiten, gut aufzupassen, wenig zu essen und zu trinken zu haben, manchmal auch freiwillig darauf zu verzichten (das ist Fasten), Kälte zu erleiden und wenig Kleidung zu haben, um warm zu werden. Dass Paulus bei diesen Entbehrungen durchaus nicht stoisch blieb, kannst du z. B. aus 2. Timotheus 4 ersehen, wo er Timotheus bittet, ihm seinen Mantel mitzubringen (2Tim 4,13). Mir scheint, dass er nicht darum gebeten hätte, wenn er sich behaglich von der Sonne hätte erwärmen lassen können.

2Kor 11,28. Was ihn wahrscheinlich am meisten schmerzte, war die tägliche Sorge um alle Versammlungen. Wir lesen, dass das auf ihn „andrang“. Überall, wo er das Evangelium gepredigt hatte, waren Versammlungen entstanden. Das war eine freudige Sache gewesen, aber dabei blieb es nicht. Es war wichtig, dass die Gläubigen in diesen entstandenen Versammlungen in der Gnade und Erkenntnis des Herrn Jesus wuchsen und im Kennenlernen der Gedanken Gottes über ihr Leben nicht nachließen. Der Feind, der Teufel, tat (und tut) alles, um Gläubige dazu zu bringen, wieder Dinge in ihrem Leben zuzulassen, durch die der Herr Jesus entehrt wird. Darüber war Paulus sehr besorgt.

2Kor 11,29. Diese Aufzählung zeigt, dass wir es bei Paulus nicht mit einem „Kraftprotz“ zu tun haben, sondern mit jemand, der sehr schwach ist. Niemand kann diese Entbehrungen in eigener Kraft überstehen. Gibt es wohl jemand, der noch mehr mitgemacht hat und dadurch beweisen kann, dass er noch schwächer ist? Nur der Herr Jesus übertrifft in der Schwachheit Paulus bei weitem. Er wurde in Schwachheit gekreuzigt (2Kor 13,4). Alles, was Paulus erlebt hatte, wäre für andere vielleicht ein Anlass zum Fallen gewesen, d. h. die Nachfolge Christi aufzugeben, aber seine brennende Liebe zu Christus hatte ihn auf den Beinen gehalten.

2Kor 11,30. Machte das Paulus groß? Nein, er lehnt alle Ehrenerweisung für sich ab. Was es an Ruhm gibt, das ist ein Rühmen seiner Schwachheit. Diese Schwachheit hat er durch alle Erfahrungen hin immer tiefer empfunden.

2Kor 11,31. Jede Beschuldigung der Ehrsucht, des Eigendünkels oder der Selbstsucht weist er zurück mit einer kraftvollen Berufung auf den „Gott und Vater des Herrn Jesus, der gepriesen ist in Ewigkeit“. Er weiß, dass Paulus nicht lügt, und Paulus preist Ihn trotz aller Leiden, die ihm begegnet sind.

2Kor 11,32-33. O ja, es gibt noch etwas, das ihm in den Sinn kommt, etwas, das ihn noch schwächer und geringer macht, als er schon war. Er ist einmal auf eine sehr demütigende, fast lächerliche Weise einer misslichen Lage entkommen. Nicht durch irgendein Wunder, indem er z. B. seine Feinde mit Blindheit schlug oder sie lähmte oder sie auf eine kluge Weise täuschte. Nichts von alledem. Als er einmal in einer Stadt gefangen saß, wurde er in einem Korb an der Stadtmauer hinuntergelassen. Da siehst du ihn, den großen Apostel, in einem Körbchen hängen. Das war alles andere als eine spektakuläre Flucht, bestimmt nichts, womit man Eindruck machen konnte. Ja, so war dieser Apostel.

Lies noch einmal 2. Korinther 11,24–33.

Frage oder Aufgabe: Welche Schwachheiten, wie hier von Paulus geschildert (es brauchen nicht dieselben zu sein), hast du?

© 2023 Autor G. de Koning

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