1.Thessalonicher 1
1 Thess. 1 Kingcomments Bibelstudien

Einleitung

Als Paulus auf seiner zweiten Missionsreise nach Thessalonich kommt (Apg 17,1) und predigt, entsteht dort eine Versammlung oder Gemeinde. Allerdings entsteht nicht nur eine Gemeinde, sondern auch Verfolgung. Satans Widerstand ist oft ein Beweis dafür, dass ein echtes Werk Gottes geschieht. Es brauchen also keine Zweifel aufzukommen, dass Gott wirklich bei den Thessalonichern am Werk war. Sie zeugten vom Herrn Jesus. Dann tritt der Satan in Aktion. Du wirst wenig von Satan merken, wenn du nicht als Christ lebst.

Die Brüder raten Paulus zu fliehen (Apg 17,10). Er ist nur sehr kurze Zeit dort gewesen, nur drei Sabbate. Er hat also höchstens vier Wochen lang sowohl das Evangelium gepredigt als auch die Neubekehrten unterwiesen. Aus seinem ersten Brief ist zu ersehen, dass er trotz seines kurzen Aufenthalts schon viel von der Wahrheit Gottes weitergeben konnte.

Nachdem Paulus aus Thessalonich geflohen ist, kommt er nach Beröa. Dort entsteht ebenfalls Verfolgung, denn dorthin kommen die Juden aus Thessalonich, um ihn ins Gerede zu bringen. Auch dort verlässt Paulus auf Anraten der Brüder die Stadt (Apg 17,14). Man sieht, dass Paulus sich nicht als Held aufspielt, und auch, dass er die Empfehlungen der Brüder nicht als unter seiner Würde erachtet, sondern sie annimmt.

Er geht nach Athen, während seine Begleiter Silas und Timotheus in Beröa zurückbleiben. In Athen muss Timotheus sich ihm wieder angeschlossen haben, denn von dort aus sendet er Timotheus nach Thessalonich (1Thes 3,1). Er selbst reist aus Athen ab und kommt nach Korinth (Apg 18,1), wo Silas und Timotheus sich ihm wieder anschließen (Apg 18,5). Timotheus hat nun Nachrichten von den Thessalonichern (1Thes 3,6).

Als Paulus von Timotheus die guten Berichte über sie vernimmt, bedeutet ihm das großen Trost, wofür er Gott dankt. Diener des Herrn sind keine Betonklötze. Sie haben Gefühle. Paulus wird durch den Bericht erquickt. Aus dem Bericht von Timotheus geht auch hervor, dass es nötig ist, auf einige Dinge einzugehen. Er wartet nicht damit, bis er gelegentlich noch einmal in der Nähe ist. Nein, sofort nachdem er die guten Nachrichten von Timotheus vernommen hat, schreibt er diesen Brief. Auf diese Weise halten wir, so wie alle Christen zu allen Zeiten, ein Dokument von unschätzbarem Wert in Händen.

Man kann die Briefe des Paulus an die verschiedenen Gemeinden als Mittel betrachten, womit der Apostel über seine Arbeit wachte. Jeder Brief hat einen eigenen Charakter in Übereinstimmung mit dem Zustand jeder Gemeinde, an die er schrieb. Gott hat das gebraucht, um so in der Bibel das festzulegen, was durch die Jahrhunderte hin für die Gemeinde nötig sein würde.

Die beiden Briefe, die Paulus an die Thessalonicher schrieb, sind die ersten, die er geschrieben hat. Den ersten Brief schrieb er als Ergänzung zu dem, was er ihnen bereits mündlich mitgeteilt hatte. So ergänzt er, was ihnen an Erkenntnis noch fehlte. Sein zweiter Brief war nötig, weil falsche Lehren in Bezug auf die Wiederkunft Christi unter ihnen auftauchten. Wenn sie sich diesen Irrlehren öffneten, würde das ihren Glauben ernsthaft untergraben und sie zu unwürdigen Praktiken bringen. Sein zweiter Brief ist daher korrigierend. Er entlarvt die Irrlehre, um zu verhindern, dass ihr Glaube Schiffbruch erleidet.

Das zentrale Thema in beiden Briefen ist die Wiederkunft Christi. Und das nicht nur als formale Lehre. Die Wiederkunft Christi hat Einfluss auf alle geistlichen und natürlichen Beziehungen, in denen wir uns befinden. Sie kommt in allen Umständen des Lebens als Christen zum Ausdruck.

Jedes der fünf Kapitel des ersten Briefes schließt mit einem Hinweis auf dieses Kommen, jedes Mal aus einem anderen Blickwinkel.
1. In Kapitel 1 ist die Erwartung dieses Kommens u. a. die Folge unserer Bekehrung (1Thes 1,10).
2. Das Ende von Kapitel 2 weist auf das Kommen Christi als das Ereignis hin, bei dem die Gläubigen die Früchte ihrer Arbeit sehen werden (1Thes 2,19).
3. Kapitel 3 schließt mit seinem Kommen in Verbindung mit der Heiligkeit, die dann in ihrem ganzen Wert gesehen wird (1Thes 3,13).
4. Im letzten Abschnitt von Kapitel 4 wird das Kommen Christi als Trost für Gläubige vorgestellt, die Geliebte zu Grabe tragen mussten (1Thes 4,13-18).
5. Am Schluss von Kapitel 5 steht das Kommen Christi in Verbindung mit dem unerwarteten Gericht, das die Welt treffen wird – wie es der erste Abschnitt des Kapitels beschreibt –, und die heiligende Wirkung, die das auf den Gläubigen haben sollte (1Thes 5,23).

Wir gehen noch kurz zurück zur ersten Begegnung des Paulus mit den Einwohnern von Thessalonich. Im Bericht, den Lukas davon in Apostelgeschichte 17 gibt, beschreibt er in lebendiger Weise, wie es dabei zugegangen ist (Apg 17,1-10). Er erwähnt Besonderheiten aus dem Inhalt der Predigt des Paulus und wie sie aufgenommen wurde.

Nach seiner Gewohnheit geht Paulus zuerst zu einer Synagoge, weil er zuerst seinen „Brüdern nach dem Fleisch“ (vgl. Röm 9,3) das Evangelium verkündigen will. Er unterhält sich mit ihnen über die ihnen bekannten Schriften. Anhand der Schriften erklärt und beweist er, dass Jesus der Christus ist, der leiden und aus den Toten auferstehen musste. Einige von ihnen werden überzeugt. Auch von den Heiden kommen einige zum Glauben. Das ist jedoch nicht nach dem Sinn Satans. Er weiß Juden und böse Männer dazu zu bewegen, einen Volksauflauf zu verursachen.

Ein Zug macht sich zum Haus Jasons auf, der Paulus und Silas offensichtlich Unterkunft gewährt hatte. Als die Menge sie nicht antrifft, muss Jason dafür büßen. Jason und einige andere Brüder werden vor die Stadtverwaltung geschleppt. Die Anklage wird eingereicht. Sie besteht aus zwei Teilen: Die Menschen, die Jason aufgenommen hat, haben den Erdkreis aufgewiegelt, und sie predigen einen anderen König als den Kaiser, nämlich Jesus (Apg 17,6-7). Wie es häufig in der Geschichte des Christentums geschehen ist, so ist auch hier die Anklage eigentlich ein Kompliment für Christen, die sich des Evangeliums nicht schämen. Ein klares Zeugnis für den Herrn Jesus bringt Aufregung zustande. Menschen finden es überhaupt nicht schön, mit ihrer Sündhaftigkeit konfrontiert zu werden, auch wenn es geschieht, um sie zu einem Bekenntnis zu bringen, damit sie errettet werden.

Auch die Predigt über Christus, der im Himmel verherrlicht ist, ist ein Anstoß und ein Ärgernis. Erzähl einmal in deiner Umgebung, dass du dein Leben der Autorität Jesu Christi unterworfen hast. Erzähl einmal, dass sich die Macht nicht in Händen von weltlichen Herrschern befindet, sondern dass Gott alle Macht im Himmel und auf der Erde in die Hände dessen gelegt hat, der von der Welt verachtet und ermordet wurde. Erzähl einmal, dass du, so wie die Thessalonicher es damals gemacht haben, dich bekehrt hast und dass du für Ihn leben willst und entsprechend seinen Geboten deinen Weg gehen willst. Darauf reagiert die Welt.

Die Thessalonicher haben, so wie der Herr Jesus das vor Pontius Pilatus getan hat, das gute Bekenntnis abgelegt (1Tim 6,13). Der Herr Jesus bezeugte gegenüber Pilatus, dass sein Reich nicht von dieser Welt war (Joh 18,36). Sein Königreich würde noch kommen. Er wird es bei seiner Wiederkunft errichten. Das ist es, was die Thessalonicher bekannten. Die wahre Hoffnung eines jeden, der Jesus als Herrn bekennt – und damit ausdrückt, dass er ein Untertan des Herrn ist –, ist auf die Wiederkunft Christi gerichtet, damit Er sein Königreich aufrichte.

Alle diese Dinge sind nicht nur für fortgeschrittene Gläubige. Die Thessalonicher waren gerade erst bekehrt. Bei ihnen siehst du die jugendliche Frische eines lebendigen Glaubens, der in allen Umständen mit Gott rechnet. Darauf könnte man neidisch werden. Ihr Vorbild ist zugleich beschämend und ermutigend.

Eingangsworte, Segenswunsch und Danksagung

1Thes 1,1. Der Brief stammt nicht nur von Paulus, sondern auch von Silvanus und Timotheus. Das ist auch verständlich. Sie haben zusammen mit ihm die Grundlage für die Gemeinde in Thessalonich gelegt. Glaubst du nicht auch, dass die Thessalonicher große Dankbarkeit empfanden, als sie die drei Namen lasen? Das waren die Männer, die ihnen das Evangelium gebracht haben. Sie haben dadurch den Herrn Jesus kennengelernt. Die enorme Veränderung, die das zustandegebracht hat, wird in diesem Brief auf ansprechende und dadurch ansteckende Weise vorgestellt.

Paulus wird für die Unterstützung dieser beiden Männer sehr dankbar gewesen sein. Silvanus (so nennt Paulus ihn in seinen Briefen; in der Apostelgeschichte nennt Lukas ihn Silas) war ein treuer Bruder, der Paulus auf seiner zweiten Missionsreise begleitete. Er kam aus der Gemeinde in Jerusalem, wo er ein Führer und auch ein Prophet war (Apg 15,22; 27; 32). In dem jungen Timotheus hatte Paulus einen Gefährten, dem er sehr eng verbunden war (Phil 2,20-22). Du siehst hier ein eindrucksvolles Zusammengehen eines älteren Gläubigen mit einem jungen, hingegebenen Gläubigen. Zwischen ihnen gab es keinen Generationsunterschied .

Es fällt auf, dass Paulus sich nur mit seinem Namen vorstellt. Das ist schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass er sich in anderen Briefen vor allem als Apostel vorstellt. Das tut er hier nicht. Der Grund dafür ist, dass er an eine junge Versammlung schreibt. In Kapitel 2 wirst du sehen, wie er sich mit einer Mutter und einem Vater vergleicht (1Thes 2,7; 11). Diese Haltung passt besser zu jemandem, der sich an Babys im Glauben richtet, als die formelle Weise, sich als Apostel vorzustellen.

Es gibt noch etwas Bemerkenswertes zu Beginn des Briefes. Das Wort „Versammlung“ bedeutet „Herausgerufene“. In ihrem Fall geht es darum, dass sie aus dem heidnischen Götzendienst gerufen wurden. Solche, die die Versammlung oder Gemeinde des lebendigen Gottes bilden, sind zwar „herausgerufen“ aus der Welt, aber nicht, um in einem Vakuum zu leben. Darum wird die Versammlung in Thessalonich als „in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ angesprochen. Das ist einmalig. Eine solche Anrede kommt nur noch im zweiten Brief an dieselbe Gemeinde vor. Auch das passt zu der „Zielgruppe“. Die Absender wollen diese junge Gemeinde spüren lassen, dass sie eine Gemeinschaft von Gläubigen sind, die in Gott, dem Vater, und in dem Herrn Jesus Christus geborgen ist.

Das beinhaltet eine gewaltige Ermutigung. Ist es nicht großartig, Gott seinen Vater nennen zu dürfen? Der Grund dafür ist, dass sie aus Gott geboren sind und den Sohn als ihr Leben besitzen. Wenn sie das auf sich wirken lassen, werden sie dadurch großen Trost inmitten der Verfolgung empfangen, in der sie sich befinden. Außerdem haben sie alle dieselbe Beziehung zum Herrn Jesus. Er wird hier mit seinem vollständigen Namen genannt. Er ist der erniedrigte Mensch Jesus, aber auch der Gesalbte (das ist die Bedeutung von Christus) Gottes, den Gott zum Herrn und zum Christus gemacht hat (Apg 2,36).

Hier steht nicht „in Gott, dem Vater, und in dem Herrn Jesus“. Das Wörtchen „in“ steht nur einmal dort. Dadurch werden Gott, der Vater, und der Herr Jesus sehr eng miteinander verbunden. In Gott zu sein, ist nicht ohne den Herrn Jesus möglich. Das weist auf einen bestimmten Lebensbereich hin, in dem wir uns wie in einem bestimmten Raum befinden. Das zeigt auch die innige Beziehung. Diese Beziehung kann nur durch den Heiligen Geist erlebt und erhalten werden, der ebenfalls regelmäßig in diesem Brief genannt wird (1Thes 1,5; 1Thes 4,8; 1Thes 5,19).

Hier ist keine Rede von einer falschen Mystik, als gäbe es eine Art Einführung in die Gottheit. „In“ Ihm zu sein, ist auch nicht die Folge menschlicher Anstrengung. Es ist ein göttliches Geschenk. Sie wurden nicht eine (örtliche) Gemeinde durch die offizielle Zustimmung von Menschen einer anderen Gemeinde, sondern einfach durch die Tatsache, dass Gott sie aus der Welt gerufen hatte, um eine Gemeinde zu sein. Um das praktisch umzusetzen, ist es tröstlich zu wissen, dass du dich zusammen mit deinen Geschwistern der örtlichen Gemeinde in göttlichen Personen befindest. Die Thessalonicher dürfen sich – und wir mit ihnen – in eine Atmosphäre göttlicher Liebe, Sorge und Kraft aufgenommen und geborgen wissen. Ich denke, dass Jesaja 40,11 dies sehr schön beschreibt (Jes 40,11).

Die Schreiber schließen die Eingangsworte mit dem Wunsch um Segen: „Gnade euch und Friede“. Es ist der Wunsch, dass die Thessalonicher in ihrem Leben Gnade und Friede erfahren mögen. Es ist eine große Gnade zu wissen, dass du vor der Hölle gerettet und ein Kind Gottes bist. Doch hier geht es darum, dass du die Gnade Gottes in deinem täglichen Leben erfährst und dass dir diese Gnade in allen Umständen, auch in den ganz schwierigen, genügt (2Kor 12,9). Wenn das so ist, wirst du auch in den schwierigen und manchmal unbegreiflichen Dingen, die du erlebst, Frieden im Herzen haben.

Es geht um das praktische Bewusstsein, in der vollen Gnade zu stehen (Röm 5,2), deren Frucht Friede ist. Dann kannst du dir sagen: Welchen Weg Gott mich auch führt, ich werde darauf Frieden haben.

1Thes 1,2. Es muss für die Thessalonicher auch ermutigend gewesen sein zu erfahren, dass Paulus und seine Begleiter beständig für sie alle dankten. Das bedeutet, dass sie regelmäßig gemeinsam zu Gott gekommen sind und Ihm für das gedankt haben, was Er in den Thessalonichern bewirkt hatte. Danksagen heißt: Gott verherrlichen und Ihm Ehre geben. Das ist eine erhabene Form einer Antwort Gott gegenüber. Es heißt, die Segnungen wertzuschätzen, die uns gegeben sind, und den wertzuschätzen, der segnet. Wenn Paulus daher für sie dankt, betrachtet er sie als Geschenk Gottes. Wie siehst du deine Mitgläubigen?

Dankbarkeit ist eine Grundhaltung des Gläubigen. Das ist keine geringe Beschäftigung. In Lukas 17 kehrt lediglich einer der zehn Aussätzigen zurück, um dem Herrn Jesus zu danken (Lk 17,15). Der Herr Jesus sagt von ihm, dass er Gott die Ehre gab. Undankbarkeit ist eines der Kennzeichen der letzten Tage (2Tim 3,1; 2). Danken bringt dich in die richtige Stellung vor Gott, um bitten zu können. Ansonsten wird das Gebet zum Besuch eines Klagebüros, und es kann sogar dazu missbraucht werden, Mitgläubige vor Gott anzuklagen.

Trotz vieler Sorgen konnte Paulus immer für sie danken. Er geht dabei nicht selektiv vor, sondern dankte für sie alle. Er ist auch nicht unbestimmt, sondern zählt auf, wofür er danken kann. Hier dankt er für die Art und Weise, wie sie ihren Glauben bezeugten; in Kapitel 2 dankt er sogar unablässig, dass sie Gottes Wort aufgenommen haben (1Thes 2,13); in Kapitel 3 sucht er gleichsam nach Worten, um Gott darzulegen, welche Freude sie ihm bereiteten durch das, was er bei ihnen sah und von ihnen hörte (1Thes 3,9). Es gibt immer etwas, wofür er danken kann. Er tut das immer, unablässig.

Danksagung und Gebet gehören zusammen (Eph 1,16; Phil 1,3). Nach dem Danken kommt das Bitten. Gemeinsam zu danken und gemeinsam zu beten bewirkt eine starke Verbundenheit, sowohl unter denen, die gemeinsam beten, als auch zwischen den Betenden und denen, für die gebetet wird. Die Kraft des Gebets wird oft unterschätzt. Deshalb werden Gebetszusammenkünfte so schlecht besucht. Deshalb wird auch so wenig aus dem Werk Gottes in einer Welt voller Not, und in Gemeinden, die immer mehr der Welt zum Opfer fallen. Wenn man dies so von Paulus und seinen Begleitern liest, kann man den Eindruck haben, als hätten sie nur wenig Kilometer geschafft, weil sie immer auf den Knien lagen (1Thes 3,10). Ist es nicht so, dass wir mehr auf den Beinen als auf den Knien sind?

Das kann sich ändern. Dazu musst du dich aber selbst einsetzen wollen, das heißt, du musst es wollen. Du kannst dich darin üben, zunächst dem Herrn gute Dinge über deine Geschwister zu sagen. Danach kannst du dann dem Herrn sagen, was du an ihnen schwierig findest. Es wird dein Gebetsleben reicher machen, und der Herr wird es zur Verherrlichung seines Namens gebrauchen.

Lies noch einmal 1. Thessalonicher 1,1.2.

Frage oder Aufgabe: Woran erkennt man die liebevolle Weise, in der die Absender diese jungen Gläubigen ansprechen?

Kennzeichen des Christen und die Auserwählung

1Thes 1,3. Wenn Paulus für die Thessalonicher dankte und betete, wurde er immer wieder an die Weise erinnert, wie sie ihr Christsein verwirklichten. Ihr Verhalten zeigte, dass sie keine Mitläufer waren, sondern Christen, die im wahrsten Sinn des Wortes Leute waren, die Christus angehörten.

Die drei großen Grundsätze, die dem Christentum eigen sind, waren ganz ausgeprägt unter den Thessalonichern zu sehen. Sie sind die Ergebnisse einer echten Bekehrung. Nicht nachgemacht, nicht so getan, als ob, sondern rein und sauber. Daher stellt man auch so viel Frische in ihrem geistlichen Zustand fest. Darauf könnte man wirklich neidisch werden. Und das ist kein verkehrter Neid.

Lasst uns die drei Dinge, die für das Christentum so besonders kennzeichnend sind – also auch für dich und mich –, etwas näher besehen. Du findest sie in 1Thes 1,3. Es sind Glaube, Liebe und Hoffnung. Das sind die Quellen, die Triebfedern des Christentums in der Welt. Sie sind in keiner anderen Religion zu finden. Diese drei Dinge bilden unseren Charakter als Christen.

Nun kann man Glauben, Liebe und Hoffnung nicht sehen. Doch sie können sichtbar gemacht werden. Und das ist es, was die Thessalonicher taten. Darum liest man hier: „... gedenkend eures Werkes des Glaubens und eurer Bemühung der Liebe und des Ausharrens der Hoffnung“. Glaube zeigt sich in Werken, Liebe zeigt sich im Bemühen und Hoffnung zeigt sich in Ausharren. Werke und Bemühung und Ausharren haben es mit dem Äußeren zu tun, mit dem, was wahrnehmbar ist; Glaube, Liebe und Hoffnung haben es mit dem Inneren zu tun, mit dem, was nicht sichtbar ist.

Werk und Bemühung gleichen sich zwar sehr, haben aber doch unterschiedliche Bedeutungen. Werk ist mit dem Glauben verbunden. Glaube richtet sich auf das, was man nicht sieht. Ein Werk des Glaubens ist also ein Werk, das aus dem hervorkommt, was nicht gesehen wird. Dieses Werk wird in allen Beispielen in Hebräer 11 und in den beiden Beispielen in Jakobus 2 (Jak 2,21-25) vorgestellt.

Bemühung ist ein Werk, jedoch gekennzeichnet durch große Intensität. Damit ist große Anstrengung verbunden, sogar bis hin zur Erschöpfung. Für Bemühung ist Liebe erforderlich, denn nur Liebe ist bereit, große Anstrengung zu leisten und große Opfer zu bringen. Bemühung der Liebe ist keine Frage des Gefühls. Es ist Anstrengung, Mühe und Sorge für andere. Liebe gibt sich selbst. Die Thessalonicher zeigten, dass sie göttliche Liebe, das ist gebende Liebe, besaßen.

Ausharren ist Durchhalten, auch in den größten Prüfungen und Leiden. Ein ungläubiger Mensch kann ausharren, indem er sich selbst Mut zuspricht oder die entsprechende Notwendigkeit dazu sieht. Das hat mit biblischer Hoffnung nichts zu tun. Die biblische Hoffnung ist auch nicht in den gelassenen Worten zu finden: Hoffen wir das Beste. Biblische Hoffnung ist immer eine begründete Hoffnung, eine Sicherheit, weil sie sich auf Gottes Wort gründet und auf eine Person ausgerichtet ist. Für die Thessalonicher lag die Triebfeder des Ausharrens in der Hoffnung, dass der Herr Jesus wiederkommt. Das darf auch für dich und mich so sein. Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Hoffnung wird Hoffnung genannt, weil sie noch nicht erfüllt ist, nicht etwa, weil sie nicht sicher wäre.

Die Hoffnung bringt also als Frucht Ausharren hervor. Was innerlich da ist, bringt Frucht hervor. So bringt Glaube Werke und Liebe Bemühung hervor. Das eine geht nicht ohne das andere. Ohne die inneren Motive gibt es keine Frucht. Umgekehrt geht das schon. Dann gibt es zwar Aktivität, aber sie kommt nicht aus dem hervor, was durch Gott in ihnen gewirkt ist. Doch dann ist es nicht gut.

Du siehst das in Offenbarung 2 (Off 2,2). Der Herr Jesus spricht in seiner Beurteilung der Gemeinde in Ephesus nur über ihre Werke, ihre Arbeit (od. Mühe) und ihr Ausharren. Über Glaube, Liebe und Hoffnung sagt Er nichts. Er, der die tiefsten Motive jedes Menschen kennt, bemerkt, dass es bei den Ephesern nur um das Äußere, die wahrnehmbaren Aktivitäten, ging. Die christliche Motivation fehlte. Sie hatten ihre erste Liebe verlassen. Deshalb hatte das für den Herrn keinen Wert, und Er fordert sie zur Buße auf und zum Tun ihrer ersten Werke (Off 2,5).

Die drei Dinge, die unseren Charakter als Christen formen, stehen nicht für sich allein. Sie brauchen etwas, worauf sie sich ausrichten. Deshalb werden direkt im Anschluss daran wieder der Sohn und der Vater genannt. Dass das Ausharren in der Hoffnung nur dann Sinn hat, wenn der Herr Jesus der Inhalt der Hoffnung ist, habe ich bereits gesagt. Dein Herz ruht in Ihm und erwartet Ihn. In Ihm ist die Quelle jedes Segens für deine Seele. Von Ihm bekommst du Kraft, und in Ihm findest du, was das geistliche Leben nährt.

Doch da steht auch: „... vor unserem Gott und Vater“. Das bringt dein Werk, deine Bemühung und dein Ausharren in die Gegenwart Gottes. Warum ist das so wichtig? Weil dann die Übung deines Gewissens stattfindet. Wenn du bewusst in der Gegenwart Gottes lebst, wirst du darüber nachdenken, was du tun oder sagen willst. Du fragst dich dann, ob in deinen Plänen die drei unterschiedlichen Kennzeichen deines Christseins wohl sichtbar werden können.

Wenn dich der Gedanke ängstigt, dass Gott dich immer und überall sieht, solltest du dich fragen, warum das so ist. Willst du dann doch etwas tun, wovon du weißt, dass du Ihm damit Kummer bereitest? Und wenn du Ihm aufrichtig keinen Kummer bereiten willst, aber dennoch Angst vor Ihm hast, dann denke daran, dass Gott dein Vater ist.

Dass Paulus hier auf die beiden Personen der Gottheit hinweist, soll dir helfen, dein Leben als Christ recht einzurichten. Er weist auf den Herrn Jesus hin, damit du darauf vertraust, dass Er bald wiederkommt, so dass du in den Umständen ruhig sein kannst. Er weist auf unseren Gott und Vater hin, damit du mit einem guten Gewissen im Licht bewahrt bleibst.

Beide sind für einen bleibenden Frieden in deinem Herzen und für das Wachstum deines Glaubenslebens von großer Bedeutung. Man könnte sagen, dass es zwei Segnungen sind, die die beiden Seiten des christlichen Lebens beschreiben: Leben im Vertrauen auf den Herrn Jesus und Verantwortung ablegen können vor Gott für alles, was du tust.

1Thes 1,4. Paulus konnte all die schönen Dinge der Thessalonicher in seinen Danksagungen und Bitten aufzählen, weil er wusste, dass sie auserwählt waren. Hat er wohl Einsicht in Gottes Buchhaltung gehabt und dort ihre Namen stehen sehen? Nein, das natürlich nicht. Dennoch wusste er, dass sie auserwählt waren. Wie ist das möglich? Weil er ihr Leben sah.

Das Wort „wissen“ weist darauf hin, dass dieses Wissen nicht die Folge von Offenbarung oder Intuition ist, sondern von Wahrnehmung, von Sehen und Hören. Auch für deine Auserwählung gibt es keinen anderen Beweis als dein Leben als Christ. Wer auserwählt ist, zeigt in seinem Leben das Leben Christi und wird danach streben, vor Gott und Menschen ein Gewissen ohne Anstoß zu haben (Apg 24,16).

Die drei großen Grundsätze des Christentums, Glaube, Hoffnung und Liebe, die bei den Thessalonichern aktiv waren, lieferten den Beweis ihrer Auserwählung. Glaube, Liebe und Hoffnung sind das Ergebnis der Auserwählung Gottes. Die Auserwählung selbst könnte man ein „Familiengeheimnis“ nennen. Es ist Gottes Vorhaben gewesen, bestimmte, von Ihm ausgewählte Menschen zu seinen Kindern zu machen, in seine Familie aufzunehmen. Dass du und ich dazu gehören dürfen, ist lauter Gnade. Erst dann, wenn du zur Familie gehörst, kannst du das erkennen.

Darum hat der Sünder nichts mit diesem Familiengeheimnis zu tun. An ihn ergeht die Aufforderung, sich zu bekehren. Es ist wichtig, diese beiden Dinge – die Gnade Gottes und die Verantwortung des Sünders – nicht miteinander zu vermischen, sondern ihren Unterschied stehenzulassen.

Das Leben der Thessalonicher floss von dem über, was sie in Christus gefunden hatten. Es ist daher auch kein Wunder, dass Paulus sagen konnte, dass sie „von Gott geliebte Brüder“ waren. Gott muss mit besonderen Empfindungen der Liebe auf sie geschaut haben, weil in ihrem Leben so viel von seinem Sohn sichtbar wurde. Verlangst nicht auch du danach, dass Er mit solchen Empfindungen auf dich schaut?

Lies noch einmal 1. Thessalonicher 1,3.4.

Frage oder Aufgabe: Was haben Paulus und seine Begleiter bei den Thessalonichern alles festgestellt, wofür sie danken und beten konnten?

Nachahmer und Vorbilder

1Thes 1,5. Im vorigen Abschnitt hast du gesehen, dass die Beweise des neuen Lebens bei den Thessalonichern auf beeindruckende Weise sichtbar wurden. Für Paulus war es klar, dass Menschen, die auf solch eine Art und Weise leben, Kinder Gottes sind. Das war für ihn der unumstößliche Beweis, dass sie auserwählt waren. Diese Feststellung untermauert Paulus jetzt. Deshalb beginnt er mit dem Wörtchen „denn“, das heißt: Jetzt kommt eine Erklärung für die vorhergehende Behauptung. Was die Thessalonicher in ihrem Glaubensleben offenbarten, verdankten sie nicht der Absolvierung eines Seminars, wo sie gelernt hatten, wie man als Christ leben kann. Nein, das Evangelium war zu ihnen gekommen!

Und das nicht in der süßlichen Sprache, in der es heutzutage manchmal gepredigt wird. In solch einer Predigt hörst du nichts von Reue über Sünden und ein entsprechendes Bekenntnis vor Gott. Das stößt Menschen nur ab, sagt man dann. Die Absicht bei dieser Art zu predigen ist, christliche Verhaltensmuster vorzustellen, durch die das Selbstwertgefühl bei den Zuhörern gestärkt wird und sie leichter erfolgreich werden können als die Menschen um sie herum. Worte sind dann eine große Trickkiste, aus der man herausfischt, was die Menschen gern hören. Doch damit ist Paulus nicht zu ihnen gekommen.

Er hat selbstverständlich Worte gebraucht, um das Evangelium zu predigen. Das machte er aber nicht in Form eines freundlichen Angebots, das nach Belieben angenommen oder abgelehnt werden konnte. So überzeugt, wie er vom Ernst der Predigt war, hat er kraftvoll gepredigt. Die Kraft seines Predigens hatte nichts mit der Lautstärke seiner Stimme zu tun, dem Produzieren einer nennenswerten Anzahl an Dezibel. Die Kraft hatte auch nichts mit Wundern zu tun, die er getan hätte. Davon ist keine Rede. Nein, er predigte im Bewusstsein der Kraft Gottes, der Kraft des Heiligen Geistes; nur durch Ihn können Herzen überzeugt werden. Es geht sogar noch weiter: Der Heilige Geist konnte so völlig durch sie wirken, dass Paulus und seine Begleiter mit sehr großer Gewissheit predigten, ohne einen Anflug von Zweifel.

Und beachte, dass er nicht sagt: „... was wir unter euch gepredigt haben“, sondern: „... was wir unter euch waren“. Er weist auch auf sein Leben hin, das sie gesehen hatten, als er bei ihnen war. Sein Leben und sein Predigen bildeten eine Einheit. Sein Leben unterstrich sein Predigen. Was er anderen predigte, lebte er selbst. Bei alledem verfolgte er nicht seine eigenen Interessen, sondern hatte er die Interessen der Thessalonicher im Auge. Er tat es ihretwegen.

1Thes 1,6. Die Wirkung einer Predigt, so voller Sicherheit und von Menschen gehalten, die auch selbst voll dafür einstehen, kann sich sehen lassen. Sie hatten „das Wort aufgenommen“, und das „in vieler Drangsal“. Der Herr Jesus spricht im Gleichnis vom Sämann von jemandem, „der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt“. Der Herr legt dar, dass solch ein „Same“ keine Wurzeln hat und dass dieser „Gläubige“ beim ersten besten Widerstand abspringt (Mt 13,20; 21). Das war bei den Thessalonichern aber ganz anders. Die Auswirkungen bei ihnen waren nicht schwammig. Man brauchte sich nicht zu fragen, ob sie wohl wirklich bekehrt waren.

Es gibt einige bemerkenswerte Folgen, die wahrnehmbar waren. An erster Stelle waren sie Nachfolger von Predigern geworden und auch des Herrn. Neubekehrte Menschen sehen zuerst die Prediger, und durch sie sehen sie den Herrn, der gepredigt wird. In Apostelgeschichte 3 siehst du dazu eine Illustration. Dort sagt Petrus, zusammen mit Johannes, zu dem Gelähmten: „Sieh uns an!“ (Apg 3,4). Danach geht der geheilte Gelähmte mit ihnen in den Tempel (Apg 3,8). Und einige Verse weiter steht: „Während er aber Petrus und Johannes festhielt“ (Apg 3,11).

Um zu wissen, wie du als Christ leben musst, musst du dich orientieren können. Du musst jemanden haben, der es dir vormacht. Es ist dasselbe wie mit dem Lernen beim körperlichen Wachstum. Ein Kind lernt laufen und sprechen, indem es das nachmacht. Ein gutes Modell oder Vorbild ist daher sehr wichtig. Hast du ebenfalls gute Vorbilder? Such sie dir, sei es in deiner Umgebung oder in Lebensbeschreibungen von Menschen, die dem Herrn Jesus konsequent folgen.

Wenn es gesundes geistliches Wachstum gibt, wird der Prediger immer mehr aus dem Gesichtsfeld verschwinden und der Herr immer deutlicher vor Augen stehen. Der Prediger wird niemals auf sich selbst hinweisen, es sei denn, dass er dabei unmittelbar auf den Herrn Jesus selbst hinweisen kann (1Kor 11,1). Der Prediger wird auch nie Menschen an sich binden und sie von sich abhängig machen wollen. Der Prediger ist auch nur ein Mensch, der irren kann.

Die Thessalonicher wussten, womit sie angefangen hatten. Sie hatten das Wort aufgenommen, obwohl großer Druck auf sie ausgeübt wurde. Ich fürchte, dass viele Christen in unserem Teil der Welt keine Ahnung davon haben und deshalb nur so wenige dahin kommen, ein Leben voller Hingabe an Christus zu führen. Anstatt unter der Last zusammenzubrechen und ihr altes Leben wieder aufzunehmen, hatten die Thessalonicher die Freude des Heiligen Geistes erfahren. Hier siehst du, dass äußere Bedrängnis und innere Freude zusammengehen. Diese Dinge kann man nicht gut erklären. Das musst du erleben. Kennst du etwas von dieser Freude?

1Thes 1,7. Nachdem sie das Wort aufgenommen hatten und Nachfolger geworden waren, wurden sie dadurch selbst zu Vorbildern für alle anderen Gläubigen in der weiteren Umgebung. Das Wort „Vorbild“ steht übrigens in der Einzahl. Das scheint darauf hinzuweisen, dass die Thessalonicher nicht so sehr als Einzelne Vorbilder waren, sondern dass sie als Gemeinde ein Vorbild waren. Wenn man sie beobachtete, ihr Gemeindeleben hinsichtlich Betragen und Bekenntnis, die Art und Weise des Umgangs miteinander und ihre Haltung gegenüber der Welt, konnte man sehen, was Christsein wirklich bedeutete.

Ein Vorbild für andere Gläubige zu sein, bedeutet, dass diese anderen Gläubigen noch etwas dazulernen oder sich etwas abgewöhnen müssen. Doch brauchte Paulus diesen anderen Gläubigen darüber nicht zu schreiben. Was von den Thessalonichern widerstrahlte, sagte genug.

Ich muss sagen, dass ich doch neidisch darauf bin. Wäre es nicht schön, wenn die örtliche Gemeinde, zu der du und ich gehören, auch solch eine Ausstrahlung hätte? Ich denke allerdings, dass wir uns mehr wiederfinden können in „allen Gläubigen“, für die die Thessalonicher ein Vorbild waren, als in der Gemeinde der Thessalonicher selbst. Möge das Vorbild für dich und mich eine Anregung sein, unser Leben als Christen zu führen, wie die Thessalonicher es vorlebten.

1Thes 1,8. Das Wörtchen „denn“ zu Beginn von 1Thes 1,8 deutet an, auf welche Weise sie Vorbilder geworden waren. Die Thessalonicher hatten sich nicht still mit einem Buch in die Ecke gesetzt. Nachdem sie von der Kraft des „Wortes des Herrn“ überzeugt waren, hatten sie dasselbe Wort ausposaunt. Das ist die Bedeutung des Wortes „erschallen“. Sie hatten das Wort des Herrn (und nicht ihre eigene Meinung darüber) in ihrem Leben wirken lassen. Und das redete so laut, dass es niemandem verborgen blieb. Es gibt ein Sprichwort, das manchmal auf Menschen angewendet wird, die zwar über das Evangelium reden, in der Praxis jedoch nicht danach leben: Deine Taten reden so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst. Das war bei den Thessalonichern anders. Ihre Taten redeten so laut, dass jeder dadurch das Wort des Herrn hörte.

Zum Schluss dieses Abschnitts noch ein Wort über „das Wort“. Dies ist das dritte Mal, dass wir über „das Wort“ hören. In 1Thes 1,5 geht es um das Wort des Evangeliums, den Inhalt. In 1Thes 1,6 ist es das Wort, das aufgenommen wurde, wodurch ihr Leben radikal verändert wurde und das jedem Druck standhielt. Hier, in 1Thes 1,8, ist es „das Wort des Herrn“. Das legt die Betonung auf den Ursprung. Durch die Zufügung „des Herrn“ weist „das Wort“ gleichzeitig auf die Autorität dessen hin, von dem es kommt (siehe auch Apg 15,36). Du kannst auch anderen Zufügungen begegnen wie z. B.: das „Wort Gottes“ (2Kor 2,17; 2Kor 4,2), das „Wort seiner Gnade“ (Apg 14,3; Apg 20,32), das „Wort des Lebens“ (Phil 2,16) und das „Wort des Glaubens“ (Röm 10,8).

Wir leben in einer Zeit der Worte. Worte bringen Umwälzungen in Ländern und in der Geschichte zustande. Wir dürfen ein Wort besitzen, das kräftiger ist als irgendein Menschenwort. Es ist ein Wort, das mächtig wirkt. Es ist ein lebendiges Wort.

Deshalb: Lies das Wort und setze es in deinem Leben um!

Lies noch einmal 1. Thessalonicher 1,5–8.

Frage oder Aufgabe: Kann von dir gesagt werden, dass du ein Nachfolger des Paulus und des Herrn geworden bist?

Bekehrt von …, um …

1Thes 1,9. Auch 1Thes 1,9 beginnt wieder mit dem Wörtchen „denn“. Anschließend folgt die Erklärung der Tatsache, dass Paulus und die Seinen nichts zu anderen über den Glauben der Thessalonicher zu sagen brauchten. Die ganze Umgebung wusste darum. Wenn man solch ein Christentum wahrnimmt, braucht das nicht durch Worte unterstrichen zu werden. Gute Ware lobt sich sozusagen selbst. Paulus konnte darauf verweisen und brauchte nichts weiter zu sagen.

Was mit den Thessalonichern geschehen war, konnte jeder sehen. Sie hatten keine frommen Sprüche über ihren Glauben an Gott drauf, sondern zeigten in ihrem Leben, dass sie einen radikalen Richtungswechsel vorgenommen hatten. Anstatt sich weiter zu den Götzen hinzuwenden und ihr Vertrauen auf sie zu setzen, glaubten sie nun an Gott und setzten ihr Vertrauen auf Ihn.

Es muss ihm wohl sehr viel Freude bereitet haben, auf diese Weise an und über diese jungen Gläubigen schreiben zu können. Er brauchte anderen nichts über sie zu erzählen. Es war schon bekannt. Die anderen wussten genau zu sagen, wie das Evangelium, das Paulus gepredigt hatte, bei den Thessalonichern Eingang gefunden hatte.

Dieser Eingang hatte auch einen Ausgang bekommen. In ihrem Leben war sichtbar, dass eine radikale Umkehr stattgefunden hatte. Jedem war aufgefallen, wie sehr sich diese Menschen verändert hatten. Hier waren Menschen, die den Götzendienst aufgegeben hatten und nun den einen, wahren und lebendigen Gott anbeteten. Sie lebten nicht mehr als Sklaven ihrer Begierden und ihrer Habsucht, die Götzendienst ist (Kol 3,5).

Das Wort „Götzenbild“ bedeutet „ein Ding aus nichts“. In einer Ansprache in Lystra sagt Paulus seinen Zuhörern, dass sie sich von den „nichtigen Götzen“ zu dem lebendigen Gott bekehren sollten (Apg 14,15). Wenn du einmal bekehrt bist, weißt du, dass ein Götzenbild nichts ist (1Kor 8,4). Doch erst wenn du bekehrt bist, wird dir auch bewusst – denn vorher warst du dafür blind –, dass die Verehrung, die man einem Götzen darbrachte, in Wirklichkeit Dämonen dargebracht wurde (1Kor 10,19; 20).

Johannes schließt seinen ersten Brief mit einer Warnung bezüglich Götzen. Im Zusammenhang seines Briefes wird klar, was ein Götze ist: Ein Götze ist alles, was die Stelle des Herrn Jesus als der wahrhaftige Gott und das ewige Leben einnimmt (1Joh 5,20; 21).

Die Thessalonicher hatten mit dem Götzendienst gebrochen. Es reicht jedoch nicht aus, etwas wegzutun. Es muss etwas anderes an die Stelle treten. Das „andere“ muss Gott sein, sonst kommst du vom Regen in die Traufe. Bekehrung steht nicht für sich allein. Bekehrung hat ein Ziel: dem lebendigen und wahren Gott zu dienen. Also: nicht nur bekehren von, sondern auch bekehren zu.

Doch was ist nun „Bekehrung“? Das ist nicht einfach eine Änderung der Auffassung über bestimmte Dinge. Es ist auch nicht eine Veränderung deines Verhaltens. Von Bekehrung ist erst dann die Rede, wenn du ganz ehrlich vor Gott anerkennst, dass du gesündigt hast. Das heißt: deine Sünden bekennen. Du erkennst auch an, dass es bei dir tief drinnen, in deinem Herzen, nicht gut aussieht. Du musst deine Sünden beim Namen nennen und Gott um Vergebung bitten, und auch solche, die du zum Beispiel belogen hast. Du stimmst dann auch aus Überzeugung zu, dass du tatsächlich nicht vertrauenswürdig bist. Du siehst ein, dass du durch die Sünden die Strafe Gottes verdienst. Du siehst ein, dass es gerecht wäre, wenn Gott dich für deine Sünden in die Hölle werfen würde.

Bekehrung ist also keine oberflächliche Sache, sondern ein tiefgehendes Werk. Es geht nicht um dein Gefühl, sondern um dein Gewissen. Das muss in das Licht Gottes kommen. Man könnte sagen, dass Bekehrung bedeutet: zu Gott kommen, um sich vor Ihm zu verurteilen. Es bedeutet auch, dass du Ihm bekennst, dass du Ihm bis jetzt nicht gehorsam warst und dass dein Leben daher durch und durch verkehrt war. Auch wird Reue in deinem Herzen darüber sein, dass du bis jetzt so gelebt hast.

„Bereuen“ ist untrennbar mit Bekehrung verbunden. Das hat nichts mit einem oberflächlichen Bedauern zu tun. Bei echter Reue ist im Inneren etwas passiert, es hat eine innere Umkehr stattgefunden. Du hast deine Gedanken über dich und über Gott vollständig geändert. Früher hast du dich vielleicht für gut gehalten. Durch die Reue ist das jetzt zu Ende: Durch die Reue verurteilst du dich. Früher hattest du so deine eigenen Gedanken über Gott und hast Ihn dir gleichsam gefügig gemacht. Durch die Reue ist auch das jetzt zu Ende: Durch die Reue erkennst du Ihn in seiner ganzen Gerechtigkeit. Wer sich bekehrt, lebt nicht mehr sein eigenes Leben, Gott den Rücken zugekehrt, sondern hat sich gerade Gott zugekehrt. So ist das bei den Thessalonichern gewesen.

Beweise einer echten Bekehrung sind zum Beispiel, dass du den Herrn Jesus lieb hast, dass du danach verlangst, Ihn besser kennenzulernen, dass du das Bedürfnis hast, zu beten und die Bibel zu lesen, dass du über Ihn mit anderen sprechen willst, die Ihn noch nicht kennen. Die Liebe zum Herrn Jesus wird im Gehorsam gegenüber seinem Wort gesehen.

Von den Thessalonichern heißt es als Beweis ihrer Bekehrung, dass sie Gott dienten. Das Wort, das hier für „dienen“ gebraucht wird, bedeutet: als Sklave dienen. Das beinhaltet die bedingungslose Erfüllung aller Verpflichtungen, die das Leben als Christ mit sich bringt. Also: alles tun, was Gott sagt, zu jedem Zeitpunkt, wenn es verlangt wird. Gott hat das Verfügungsrecht über alles, was du bist und hast und über jede Minute deines Lebens.

Bei deiner Bekehrung hast du dich Ihm ausgeliefert und das auch noch gern. Denn Gott ist völlig anders als die Götzen. Das sind tote Götzenbilder (Ps 135,15-18), während Gott der lebendige Gott ist. Er ist auch der wahrhaftige Gott. Alles, was Er sagt, ist wahr, während die Dämonen, die sich der Götzen bedienen, lügenhaft sind. Denke noch einmal an Habsucht. Die Werbung stellt sich ganz raffiniert darauf ein. Dahinter steckt die Absicht, dir klar zu machen, dass das Leben ohne dieses Produkt armselig ist. So wird die Begierde in dir geweckt. Deine Habsucht muss gestillt werden. Bist du einmal im Besitz des Begehrten, merkst du oft, dass du betrogen wurdest.

Nur Gott gibt auf eine Weise, die nicht enttäuscht. Er will dir alles geben, was du nötig hast, um Ihm zu dienen. Er ist auch wahrhaftig in allem, was Er gesagt hat. Du kannst dich vollständig auf Ihn verlassen. In einem ansprechenden Vergleich stellt Jeremia Gott und die Götzen einander gegenüber (Jer 10,1-16).

1Thes 1,10. Mit der Vergangenheit hast du also gebrochen, du hast den Götzen den Rücken zugekehrt. Gegenwärtig genießt du das Vorrecht, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen. Und dann gibt es noch die Zukunft. Die gehört auch dazu. Statt Angst vor der Zukunft und dem über die Welt kommenden Zorn zu haben, sehnst du dich nach dem Kommen des Sohnes Gottes.

Gott zu dienen und seinen Sohn zu erwarten ist das zweifache Ziel der Bekehrung. Beides gehört untrennbar zusammen. Wenn das Kommen des Herrn aus den Augen verloren wird, hat das schlimme Folgen für das Zeugnis der Christen. Der Herr Jesus spricht darüber in einem Gleichnis (Mt 24,48; 49). Er spricht davon, dass derjenige, der sein Kommen vergisst oder in ferne Zukunft rückt, beginnt, seine Mitknechte zu schlagen und mit den Trunkenen zu essen und zu trinken. Man sieht, dass sie einerseits die schlagen, mit denen sie zusammenleben sollten, und dass sie andererseits mit denen zusammenleben, von denen sie sich getrennt halten sollten. Wer Ihn nicht täglich erwartet, beginnt für sich selbst zu leben.

Ist es nicht großartig, sich auf das Kommen des Herrn zu freuen? Es geht um Ihn, der für dich in den Tod ging und von Gott auferweckt wurde. Seine Auferweckung hat eine gewaltige Auswirkung. Dadurch hast du nämlich eine lebendige Hoffnung bekommen: die Aussicht auf einen neuen Himmel und eine neue Erde (1Pet 1,3). Nach seiner Auferstehung wurde Er in den Himmel aufgenommen (Mk 16,19; Heb 9,24). Dort nimmt Er die Stelle höchster Autorität ein (1Pet 3,22). Von dort kommt Er zurück, um seine Rechte auf der Erde einzufordern (Ps 2,8).

Er wird das als „Jesus“ tun, wie Er hier genannt wird. Das ist der Name, der auf sein irdisches Leben in Niedrigkeit hinweist. Dieser Name wird dann ein Schrecken für die Welt sein. Dieser Name ist für dich und mich voller Liebe und Herrlichkeit. Ihn erwarten wir aus den Himmeln (Phil 3,20), damit Er uns zu sich nimmt. Das ist die Garantie dafür, dass wir errettet werden, bevor der Zorn Gottes die Welt treffen wird (Off 3,10). Was für eine Aussicht!

Lies noch einmal 1. Thessalonicher 1,9.10.

Frage oder Aufgabe: Wovon hast du dich bekehrt, worin dienst du Gott? Was löst bei dir der Gedanke an das Kommen des Sohnes Gottes aus?

© 2023 Autor G. de Koning

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