Acts 3 Kingcomments Bibelstudien Zum Tempel, um zu betenZwei der Apostel, Petrus und Johannes, gehen gemeinsam zum Tempel. Obwohl sie durch die Taufe mit dem Heiligen Geist Christen sind, halten sie sich noch an bestimmte jüdische Gebräuche. Einer dieser Gebräuche besteht darin, um die Stunde des Gebets zum Tempel hinaufzugehen. Die erste Zeit der Christenheit ist eine Übergangszeit. Durch den Dienst des Apostels Paulus, dessen Berufung später in der Apostelgeschichte beschrieben wird, wird die Wahrheit über das Christentum völlig entfaltet. Das wird die Herzen vom Judentum lösen, so dass sie sich mit dem verherrlichten Herrn im Himmel verbinden. Für alle, die dann noch Mühe damit haben, das Judentum loszulassen, wird Gott im Jahr 70 den endgültigen Bruch bewirken, indem Er Jerusalem der Verwüstung durch die Römer hingeben wird. Dadurch wird es nicht mehr möglich sein, den Tempel zu besuchen. Sie gehen zum Tempel als einem Bethaus (Jes 56,7; Lk 19,46). Die Stunde des Gebets, die neunte (drei Uhr nachmittags nach unserer Zeit), war die Stunde, in der das Abendbrandopfer dargebracht wurde. Es ist die Stunde, in der Elia eine Antwort auf sein Gebet bekam (1Kön 18,36-38), und die Stunde, in der Daniel Jahrhunderte später Antwort auf sein Gebet bekam (Dan 9,21). Es ist auch die Stunde, in der der Herr Jesus keine Antwort bekam, als Er rief (Mt 27,46). Zu dieser Stunde gehen Petrus und Johannes zum Tempel hinauf, um dort vor den Augen der Volksmengen die Kraft des Namens des Herrn Jesus zu entfalten. Es ist schön zu sehen, dass das Wunder, das als Erstes beschrieben wird, in Verbindung mit Gebet stattfindet. Heilung eines GelähmtenWährend die Gemeinde täglich einträchtig im Tempel zusammen war, wurde jeden Tag ein gelähmter Mann zur Pforte des Tempels, die „die Schöne“ hieß, gebracht. Der Name der Pforte – ein symbolischer Ausdruck für den prächtigen Gottesdienst der Juden – steht in krassem Gegensatz zum Äußeren dieses verkrüppelten Mannes, der ein Bild des wahren Zustandes der Juden ist. Er konnte nichts tun und war abhängig von der Güte der Menschen, die ihn zum Tempel brachten. Und nachdem er dort hingesetzt worden war, war er von der Barmherzigkeit der Tempelbesucher abhängig. Wenn Menschen in einer religiösen Stimmung sind, sind sie oft freigiebiger. Der Platz, den er bei der Pforte des Tempels hat, ist also nicht schlecht gewählt. Er wird dort viele Jahre gesessen haben, denn er ist mehr als vierzig Jahre alt (Apg 4,22). Dieser Mann erinnert an den Kranken am Teich Bethesda, der schon achtunddreißig Jahre mit seiner Krankheit behaftet war (Joh 5,5). Genau wie er, ist dieser Mann ein Bild von Israel unter Gesetz. Das Volk ist ungefähr vierzig Jahre unter Gesetz durch die Wüste gezogen und hätte aufgrund des Gesetzes niemals das verheißene Land mit dem verheißenen Segen erreicht. Allein die Gnade Gottes brachte sie in das Land. So wurde auch der Kranke bei Bethesda vom Herrn geheilt und so wird auch der Gelähmte hier im Namen des Herrn geheilt werden. Dieser Mann ist so nah am heiligen Ort und doch so weit davon entfernt. Und ist der Herr Jesus nicht oft dort gewesen? Wird er Ihn denn nicht gesehen haben, wenn Er in die Tempelgebäude ging? In jedem Fall hat er Ihn nicht angesprochen. Ohne dass der Mann sich dessen bewusst ist, ist das Ende seines Elends nahe, als Petrus und Johannes unter den Tempelbesuchern erscheinen. Als er sie sieht, wie sie im Begriff stehen, in den Tempel hineinzugehen, bittet er auch sie um ein Almosen. Ob er Petrus und Johannes, die doch schon so oft mit dem Herrn Jesus zusammen dort waren, nicht schon früher angesprochen hat? Wir wissen es nicht. Wir wissen aber wohl, dass seine Bitte um ein Almosen ihm dieses Mal viel mehr einbringt, als Gold und Silber einbringen können. Gott allein weiß, warum Menschen viele Jahre am Evangelium vorbeigehen und dann doch an einem bestimmten Tag gerettet werden. Für Petrus und Johannes ist die Bitte um Almosen der Anlass, den mächtigen Namen Jesu Christi bekanntzumachen. Petrus schaut ihn unverwandt an. Er sieht jetzt nur auf den Gelähmten. Dabei sieht er nicht so sehr dessen Not, sondern vielmehr die Gelegenheit, den Herrn Jesus zu verherrlichen. Johannes tut dasselbe. Auch ihm geht es allein um die Verherrlichung Christi. Obwohl es Petrus ist, der spricht und handelt, ist Johannes eines Sinnes mit ihm. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt diesem Mann. Petrus bittet ihn nun, sie anzusehen. Der Mann soll von allem um ihn herum wegsehen und nur die beiden Apostel anschauen, die im Namen des Herrn Jesus vor ihm stehen. Indem er sie ansieht, blickt er eigentlich auf Ihn. Das ist ihm nicht bewusst, doch Petrus und Johannes ist sehr wohl bewusst, dass sie in der Vollmacht des Herrn da stehen. Deshalb kann Petrus auch sagen: „Sieh uns an!“ Es geht nicht um sie, sondern um den, den sie repräsentieren. Der Mann tut, was sie von ihm verlangen und sieht sie an. Das Einzige, was er erwartet, ist eine Gabe. Weiter gehen seine Gedanken nicht. Auch unsere Gedanken gehen oft nicht viel weiter. Wir sind eher auf die irdischen Reichtümer als auf himmlische Schätze ausgerichtet. Dann spricht Petrus Worte, die davon zeugen, was er nicht hat und was er wohl hat. Er hat weder Silber noch Gold, stattdessen hat er die Vollmacht des Herrn Jesus, um zu heilen. Im Alten Testament waren Silber und Gold Mittel, die zur Versöhnung dienen konnten. Petrus erinnert jedoch in seinem ersten Brief daran, dass die wirkliche Errettung nicht durch Silber oder Gold geschieht, sondern durch das kostbare Blut Christi (1Pet 1,18; 19). Der Name Christi ist das neue Mittel, das Wiederherstellung ermöglicht und auch die Kraft gibt, ins Heiligtum hineinzugehen, wie wir hier sehen. Statt irdischem Vermögen besitzt Petrus eine Quelle des Glücks und der Kraft im Himmel, in Jesus Christus. Aus dieser Quelle schöpft er, um diesem Mann einen Segen zu geben, der weit über irdisches Wohlergehen hinausgeht. Im Namen Jesu Christi gibt er ihm den Auftrag, aufzustehen und umherzugehen. Petrus nennt den Herrn Jesus „den Nazaräer“, was auf seine Herkunft aus dem verachteten Nazareth hindeutet. Dieser Name erklingt auf dem Tempelvorplatz, und zwar als der Name, der diese Kraft gibt, damit er geheilt wird. Die religiösen Führer glaubten, Ihn los zu sein, doch Er offenbart vom Himmel aus sogar eine größere Kraft als während der Zeit seines Lebens auf der Erde. Eine derartige Äußerung der Kraft durch gesprochene Worte ist heutzutage selten. Viele aufrichtige Christen sind heute damit beschäftigt, Silber und Gold für das Werk des Herrn zu sammeln, während die Kraft des Namens des Herrn größtenteils ungenutzt bleibt. Viele derer, die „heilen“, sprechen heutzutage mit viel Kraft den Namen Jesus aus, um zu heilen, können aber die ersten Worte von Petrus („Silber und Gold habe ich nicht“) nicht nachsprechen. Petrus spricht nicht nur Worte der Autorität im Namen des Herrn Jesus, sondern erfasst den Mann auch bei seiner rechten Hand und hilft ihm auf. Hier sehen wir wieder die eindrucksvolle Verbindung zwischen göttlichem und menschlichem Handeln. Gott tut, was wir nicht tun können (seine Füße und Knöchel stark machen), und wir müssen tun, was wir tun können (an die Hand nehmen und aufrichten). Die Auswirkung der HeilungDas Ergebnis stellt sich unmittelbar ein. Die Wiederherstellung ist vollständig und nachweisbar. Es müssen keine ärztlichen Erklärungen formuliert werden. Der Mann springt auf, steht da und geht umher. Sein erster Gang führt ihn gemeinsam mit Petrus und Johannes in den Tempel. Er hat immer an der Pforte gesessen, doch jetzt geht er hinein. Er macht das zusammen mit anderen. Zugleich bekundet er persönlich seine Dankbarkeit. Er läuft und springt und lobt Gott. Gott bekommt die Ehre. Was er tut, ist ein Zeugnis für das ganze Volk, das ihn dahergehen sieht und Gott loben hört. Das Volk kennt ihn. Er gehörte zum täglichen Anblick des Tempels, denn er saß dort jeden Tag und bettelte. Manche Menschen werden ihm wohl aus Mitleid etwas gegeben haben, doch niemand konnte ihn von seiner Lähmung befreien. Sie alle hatten sich natürlich mit dem Gedanken getröstet, dass ihm nicht zu helfen war. Doch gerade dieser für Menschen hoffnungslose Fall wird zu einem großen Zeugnis für den Namen des Herrn Jesus. Der Geheilte hält Petrus und Johannes fest, so dass für jeden klar ist, durch wen er geheilt worden war. Das zeigt auch den verständlichen Wunsch eines Jungbekehrten, bei dem zu bleiben, durch den er zur Bekehrung gekommen ist. Zugleich ist das ein Beweis des neuen Lebens, wenn die Gemeinschaft mit anderen gesucht wird, die ihm geistlich eine Stütze sind und ihm helfen, als Christ zu wachsen. Der Mann will zu Petrus und Johannes gehören und bei ihnen bleiben. Seine Heilung führt zu einem Volksauflauf. Das ganze Volk kommt zum Tempel, in die Säulenhalle Salomos. In der Säulenhalle Salomos ging der Herr umher, als Er gefragt wurde, ob Er der Christus sei (Joh 10,23), und dort trafen sich auch die Apostel (Apg 5,12). Es ist ein Ort der Begegnung. Das Volk ist voller Erstaunen über die Heilung. Es ist auch ein enormes Wunder, nun den umhergehen zu sehen, den sie mehr als 40 Jahre als einen Gelähmten in ihrer Mitte kannten. Petrus predigt ChristusPetrus nutzt das Interesse an diesem Wunder, um die Aufmerksamkeit auf den zu richten, der es bewirkt hat, den Herrn Jesus. Im Blick auf Ihn ist dieses Wunder ja geschehen. Anders als bei Simon dem Zauberer, der von sich selbst sagte, dass er jemand Großes sei (Apg 8,9), weist Petrus alle Ehre von sich (siehe auch Apg 10,26; Apg 14,13-16) und gibt diese dem Herrn Jesus (vgl. Off 19,10). Menschen sind schnell geneigt, eine sichtbare Person, ein Geschöpf, zu ehren und nicht den unsichtbaren Gott, den Schöpfer. Das ist das Wesen des Götzendienstes. Ehre kommt nur dem Sohn Gottes zu. So wie Gott Ihn ehrt, müssen auch wir Ihn ehren. Petrus beginnt seine dritte Rede damit, dass er einen falschen Eindruck korrigiert. Damit begann er bereits in Kapitel 2 bei seiner zweiten Rede. Dort ging es um den falschen Eindruck, dass Männer betrunken waren. Hier widerspricht er dem falschen Eindruck, als hätten sie den Mann gesund gemacht. Petrus weist darauf hin, dass es nicht durch ihre Kraft geschehen ist, dass der Mann jetzt gehen kann. Er fügt hinzu, dass auch ihre Gottesfurcht nicht die Ursache für die Heilung ist. Sie haben durch ihre Ehrfurcht Gott gegenüber nicht einen einzigen Vorteil bei Gott, als würde Gott ihnen dadurch ein wenig mehr Ehre zukommen lassen, die allein Ihm zusteht. Er sagt, dass nichts in ihnen auch nur etwas zur Genesung beigetragen hat. Es ist wirklich alles ausschließlich das Werk Jesu Christi, über den er im Folgenden spricht. Er tut das, indem er hinweist auf die Wertschätzung, die Gott für Ihn hat. Er nennt Gott mit dem Namen, der an die Verheißungen erinnert, die Er jedem der Erzväter einzeln gegeben hat. Die Verheißungen haben als zentrales Thema, dass Er seinen Sohn, den Christus, senden würde, um alle Verheißungen zu erfüllen. Nun, Gott hat Ihn gesandt. Petrus nennt den Herrn Jesus „seinen Knecht Jesus“ (siehe auch Jes 42,1). Das weist darauf hin, dass der Herr Jesus auf der Erde Gott gedient hat. Doch was für ein Gegensatz besteht zwischen der Wertschätzung, die Gott für seinen Sohn hat, und der Wertschätzung, die das Volk für Ihn hat! Das Volk hat Ihn nicht als den Christus Gottes erkannt, sondern hat Ihn wie einen Verbrecher der Autorität der Obrigkeit überliefert. Pilatus, der Repräsentant dieser Autorität, hat mehrere Male bezeugt, dass er keine Schuld an Ihm fand und daher urteilte, dass Er freigelassen werden musste. Doch das Volk war für Argumente nicht zu haben. In blindem Hass haben sie ihren Messias, den Christus Gottes, in Gegenwart der Nationen in der Person von Pilatus, verleugnet. Sie wollten nichts mit Ihm zu tun haben und haben Ihn verworfen. War jetzt alles verloren? Nein, denn Gott hat seinen Knecht Jesus, der Ihm so vollkommen gedient hat, auferweckt und verherrlicht (Jes 52,13). Auf diese Weise stellt Petrus Ihn hier noch einmal dem Volk vor. Es ist bemerkenswert, wie Petrus das Volk zweimal beschuldigt, den Herrn Jesus verleugnet zu haben, während er selbst ein paar Wochen zuvor Ihn sogar dreimal verleugnet hat. Doch er hat seine Verleugnung mit Scham und unter Tränen bekannt und Vergebung vom Herrn dafür empfangen. Daher ist er frei vor Gott, jetzt das Volk mit dieser Sünde zu konfrontieren. Er tut das, damit das Volk zur Buße und zum Bekenntnis seiner Sünde kommt und genau wie Petrus mit Gott versöhnt wird. Er spricht über den Herrn Jesus als „den Heiligen und Gerechten“. Als der „Heilige“ lebte Er auf der Erde vollkommen abgesondert von der Welt und für Gott. Er lebte nur für Gott. Dadurch war Er auch der „Gerechte“. Er tat immer alles in völliger Übereinstimmung mit dem, was vor Gott und Menschen recht war. Trotz seines Gott und den Menschen vollkommen hingegebenen Lebens, durch das nur Güte und Gnade für sie hervorgekommen ist, haben sie Ihm einen Mörder vorgezogen, jemanden, der anderen das Leben nimmt. Sie haben Pilatus gebeten, ihnen diesen Mann zu „schenken“, während sie das große Geschenk Gottes in seinem Sohn verwarfen. Sie wollten lieber mit einem Mörder als mit dem Urheber des Lebens zusammenleben. Den Ursprung und Geber des Lebens haben sie getötet und damit für sich selbst jeden Weg zum Leben abgeschnitten. Mit weit größerem Nachdruck als in Kapitel 2 stellt Petrus das Handeln des Volkes mit dem Sohn Gottes vor ihre Herzen und Gewissen. Petrus zeigt aber auch, dass Gott seinen eigenen Plan hat und dass Er über den Hass und die bösen Taten des Menschen triumphiert. Nicht der Mensch, sondern Gott hat das letzte Wort, und zwar auf eine Art und Weise, die den Menschen verstummen lässt. Gott hat seinen Sohn aus den Toten auferweckt und stellt ihnen diesen erneut vor. Gott hat nicht nur ganz anders mit Ihm gehandelt als sie es getan haben, Er hat ihre Tat in gewisser Hinsicht ungeschehen gemacht und damit sogar besondere Folgen verbunden. Das ist eine große Gnade und ist ein Beweis der vollkommenen Güte Gottes. Petrus erläutert, dass er und Johannes seine Zeugen sind. Er schlägt sich bei seiner Beurteilung des Herrn Jesus öffentlich und bedingungslos auf die Seite Gottes. Nachdem Petrus dem Volk so seine Sünde vorgehalten hat und beschrieben hat, was Gott mit seinem Sohn getan hat, weist er auf den Mann hin, der geheilt wurde. Sie sehen ihn, sie kennen ihn. Sie wissen, was er war, und sehen, wie er jetzt ist. Die Veränderung seiner Situation ist die Folge des Glaubens an den Namen des Herrn Jesus. Was sie sehen und worauf Petrus sie hinweist, bringt Petrus in direkten Zusammenhang mit dem Himmel und dem, der dort verherrlicht ist. Sie können über den Mann hinaus direkt nach oben sehen, denn dort ist Er, der das, was sie sehen, bewirkt hat. Glaube ist der gewaltige Grundsatz, durch den der verherrlichte Christus sich auf der Erde bekanntmacht. Durch den Glauben an den Herrn Jesus hat der Mann „vollkommene Gesundheit“ empfangen. Christus tut kein halbes Werk. Sie stehen alle dabei und sehen alle, dass der Mann vollständig durch den Namen Jesu Christi geheilt ist, den Namen dessen, den sie verleugnet und ermordet haben. Aufruf zur Buße und BekehrungDie Anschuldigungen stehen fest. Das Gericht Gottes ist verdient. Doch dann weist Petrus auf einen Ausweg hin. Geleitet durch den Heiligen Geist kann er dem Volk sagen, dass sie ihre schreckliche Tat „in Unwissenheit“ begangen haben (vgl. 1Kor 2,8), und deshalb kann er sie zu Buße und Bekehrung aufrufen. Petrus kann das sagen aufgrund der Fürbitte des Herrn Jesus am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Auf dieser Grundlage hat auch Paulus Barmherzigkeit empfangen (1Tim 1,13). Ihre Sünde wird als Totschlag gesehen, nicht als Mord. Jemand, der sich unter dem Gesetz des Totschlags schuldig gemacht hat, konnte durch den Bluträcher getötet werden. Wenn aber der Totschläger rechtzeitig eine Zufluchtsstadt erreichte, war er dort sicher (4Mo 35,9-15). So kann auch das Volk noch Zuflucht zum Herrn Jesus nehmen und dadurch dem Gericht entkommen. Statt des Gerichts würden sie dann den verheißenen Segen bekommen, wie Petrus das sogleich sagen wird. Doch zuvor redet er noch über den Ratschluss Gottes. Was sie in ihrer Bosheit mit Christus getan haben, benutzte Gott, um das zu erfüllen, worüber Er durch alle Propheten geredet hat. Alle Propheten haben darüber geredet, dass sein Christus leiden sollte. Hier sehen wir wieder die beiden Seiten, die wir auch im vorigen Kapitel gesehen haben (Apg 2,22; 23). Einerseits sehen wir, wie der Mensch seine völlige Verdorbenheit offenbart, indem er die Güte Gottes verwirft, die sich in Christus offenbart hat. Andererseits entdecken wir, dass Gott dies zuvor wusste und in seine Pläne aufgenommen hat und sogar benutzt hat, um seine Pläne zu erfüllen. Wir können als Geschöpfe die beiden Seiten nicht zusammenbringen, doch genau deswegen ist Gott auch Gott, und wir bleiben Geschöpfe mit dem beschränkten Denkvermögen, das dazu gehört. Durch ihre sündige Tat hat Gott seinen Vorsatz in Bezug auf das Leiden Christi erfüllt. Dass sie völlig für ihre Sünden verantwortlich sind, zeigt sich in der Aufforderung des Petrus an das Volk, Buße zu tun und sich zu bekehren. Er hat ihnen klar vor Augen geführt, worin sie sich schuldig gemacht haben. Das muss sie zur Buße bringen, zur Erkenntnis, dass sie gesündigt haben. Mit dieser Erkenntnis und dem entsprechenden Bekenntnis ist unlösbar die Bekehrung verbunden. Bekehrung ist eine Veränderung des Denkens in Bezug auf Gott und den Herrn Jesus. Buße ist die innere Überzeugung der eigenen Schuld, die Einsicht und die Erkenntnis, dass ich gesündigt habe. Bekehrung ist eine Umkehr bezüglich meiner Bewertung dessen, was Gott gesagt hat. Zuerst lehnt jemand das ab, was Er in seinem Wort gesagt hat und was Er in Christus gegeben hat. Wer zur Buße, zur Erkenntnis und zum Bekenntnis seiner Sünden gekommen ist, wird dem Wort Gottes glauben und Gottes Gabe in Christus annehmen. Wer bereut und sich bekehrt, darf wissen, dass seine Sünden ausgetilgt sind. Alles, was zwischen ihm und Gott stand, ist weggetan. Die Barriere ist weggeräumt. Dadurch ist der Weg frei für ein Leben der Erquickung, das „vom Angesicht des Herrn“ zu ihnen kommt, d. h. aus der Gegenwart des Herrn. Was auf den Einzelnen angewandt werden kann, gilt hier in erster Linie für das gesamte Volk, denn zu ihm spricht Petrus. Er meint mit „Zeiten der Erquickung“ die Zeit des 1000-jährigen Reiches, in dem sein Volk jeden Segen Gottes auf der Erde genießen wird. Dann richtet sich das Angesicht des Herrn nicht mehr im Zorn gegen sie (Ps 34,17), sondern sein Angesicht strahlt wie die Sonne (Mt 17,2). Sein Volk wird sich in der Wärme seiner Strahlen sonnen und den vollen Segen des Lebens nach seiner Verheißung im Friedensreich genießen können (Spr 16,15). Die Rückkehr Christi Jesu, um das zu erfüllen, hing davon ab (und hängt immer noch davon ab), dass die Juden sich bekehrten. Petrus macht klar, dass Gott danach verlangt, seinen Christus zu senden, von dem Er sagt, dass es für sie der „zuvor bestimmte Christus“ ist. Wir vernehmen hier die große Liebe Gottes zu seinem Volk. Es war kein Versehen, dass Gott Christus zu seinem Volk sandte. Gott bietet ihnen hier noch einmal diesen für sie zuvor bestimmten Christus an, der niemand anderes ist, als der von ihnen verworfene „Jesus“. Was für eine anhaltende Gnade Gottes, die dies trotz der Verwerfung seines Christus tut! Er kann das tun – wie gesagt – aufgrund der Fürbitte des Herrn Jesus am Kreuz. Wir sehen, wie Gott alles Mögliche tut, um die Nation zur Umkehr zu bringen, um ihnen dann die verheißenen Segnungen geben zu können. Erst dann, wenn sie auch einen verherrlichten Herrn verwerfen, so wie sie Ihn auch in seiner Erniedrigung verworfen haben, kommt das Gericht Gottes über das Volk. Um das zu verhindern, sucht Gott in diesem Augenblick sozusagen noch nach einer Möglichkeit, seinen Sohn doch noch zu senden, damit die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge anbrechen können. Christus ist in den Himmel aufgenommen. Verworfen von der Erde, musste der Himmel Ihn aufnehmen. Der Himmel tat das nicht widerwillig, sondern – hinsichtlich des Ziels, wofür Er auf die Erde gekommen war, nämlich um dort das Reich Gottes aufzurichten – schon vorzeitig. Das ursprüngliche Ziel wird dennoch erreicht werden. Der Augenblick der Wiederherstellung aller Dinge weist auf das 1000-jährige Friedensreich hin. Während des Friedensreichs wird alles in der Schöpfung entsprechend der Situation wiederhergestellt, die Gott vor Augen hatte, als Er Himmel und Erde schuf. Über diese Situation hat Gott immer wieder durch den Mund seiner Propheten geredet. Darauf hat Er im Voraus hingewiesen. Als sein Sohn kam, hätte diese Zeit anbrechen können, wenn Israel Ihn angenommen hätte. Doch Er wurde verworfen. Das heißt jedoch nicht, dass Gott seinen Plan nicht erfüllen wird. Durch den Mund des Petrus bietet Gott an, seinen Plan noch zu erfüllen. Das wird geschehen, wenn das Volk sich in seiner Gesamtheit doch noch bekehrt. Wir wissen, dass das Volk das nicht getan hat. Doch auch das hat nicht zur Folge, dass Gott seinen Plan nicht mehr ausführt. Er wurde erneut verschoben und wird in der Endzeit erfüllt werden. Der Prophet durch Gott erwecktDass Gott die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge anbrechen lassen wird, hat alles mit dem zu tun, auf den Petrus wieder hinweist, wenn er ein Zitat von Mose anführt, einem der „heiligen Propheten von alters her“ (5Mo 18,15-19; Lk 1,70). So wie David, den Petrus in Kapitel 2 zitiert hat, bewunderten die Juden auch Mose sehr. Mose hat über einen Propheten geredet, den Gott auf dieselbe Weise erwecken würde, wie Gott ihn erweckt hatte. Gott erweckte Mose als Prophet für sein Volk in einer Zeit, als das Volk in Sklaverei und in großer Not war. Das ist mit dem Herrn Jesus auch so geschehen. So wie Mose inmitten seiner Brüder erweckt wurde, so ist auch der Herr in die Mitte seiner Brüder gekommen, indem Er als Israelit geboren wurde. In dem Zitat ruft Mose dazu auf, auf Ihn zu hören. Das stellt Petrus seinen Zuhörern vor. Neben den Übereinstimmungen, die es zwischen Mose und dem Herrn Jesus als Propheten gibt, gibt es auch einen großen Unterschied. Mose war ein Instrument, das Worte Gottes weitergegeben hat. Doch nicht alles, was Mose gesagt hat, waren Worte Gottes. Was der Herr Jesus allerdings sagen würde und auch gesagt hat, war alles ausschließlich Wort Gottes. Darum sagt Mose, dass das Volk auf Ihn hören sollte „in allem, was irgend er zu euch reden mag“. Mose fügt auch die ernste Warnung hinzu, dass der, der nicht auf den Propheten hören würde, aus dem Volk ausgerottet werden würde. Dadurch sind alle diejenigen für immer von dem Segen abgeschnitten, der das Teil des Volkes sein wird, wenn Er regieren wird. Und nicht nur Mose hat vom Kommen dieses Propheten, des Herrn Jesus, geredet. Seit Samuel, dem ersten von Gott berufenen Propheten in seinem Volk, hat Gott auf das Kommen seines Sohnes hingewiesen. Das haben danach alle Propheten getan, die nach Samuel gekommen sind. Petrus weist das Volk auf seine bevorrechtigte Stellung als Söhne der Propheten hin. Er will damit auch sagen, dass sie in den Wegen wandeln sollen, die diese Propheten ihnen aufgezeigt haben, weil sie nur auf diese Weise den Segen Gottes empfangen können. Dieser Weg ist immer der Weg der Buße und der Bekehrung. Außerdem sind sie nicht nur Söhne der Propheten, sondern auch Söhne des Bundes, den Gott mit ihren Vätern machte und worin Er ihnen seinen Segen verhieß. In diesem Bund hat Gott den Segen für die leiblichen Nachkommen Abrahams angekündigt; das ist das Volk, das Petrus hier anspricht. Gleichzeitig hat Gott durch die Nachkommen Abrahams auch Segen für alle Familien auf der Erde verheißen (1Mo 12,3; 1Mo 18,18; 1Mo 22,18; 1Mo 26,4; Gal 3,8). Gottes Segen im Friedensreich breitet sich durch Israel auf die ganze Erde aus. Deswegen hat Gott den Herrn Jesus, den Petrus hier wieder den „Knecht“ Gottes nennt (Apg 3,13), in erster Linie zu ihnen gesandt. Mit „erweckte“ ist nicht die Auferstehung gemeint, sondern die Erweckung des Herrn Jesus als Mensch auf der Erde, seine Geburt. Wenn es um die Auferstehung aus dem Tod geht, lesen wir nicht, dass Gott Ihn erweckte, sondern dass Er selbst auferstanden ist. Wenn es um das Werk Gottes bei der Auferstehung geht, lesen wir, dass Gott Ihn „auferweckt“ hat. „Erwecken“ bezieht sich daher auf das erste Kommen des Herrn Jesus auf die Erde, auf seine Geburt und sein Leben, so wie wir das in den Evangelien beschrieben finden. Der Segen, den Gott mit der Sendung des verherrlichten Christus geben will, besteht darin, das Volk von seinen Bosheiten abzuwenden. Die Bosheiten verhindern den Segen. Wenn sie diese Bosheiten bekennen, ist diese Verhinderung weggenommen. Das ist schon ein gewaltiger Segen, der gleichzeitig die Tür zu dem noch größeren Segen des Friedensreiches öffnet. © 2023 Autor G. de Koning Kein Teil der Publikationen darf – außer zum persönlichen Gebrauch – reproduziert und / oder veröffentlicht werden durch Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder irgendwelche andere Weise ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Daniel-Verlages, Retzow, Deutschland, oder des Autors. |