2 Samuel 12 Kingcomments Bibelstudien Ein Reicher, ein Armer und ein ReisenderNachdem das Kind geboren ist, wird Nathan vom HERRN zu David gesandt. Warum hat der HERR so lange gewartet? Liegt es vielleicht daran, dass Er in seiner großen Geduld auf Davids Bekenntnis gewartet hat? Dieses Bekenntnis kommt jedoch nicht. Deshalb muss Er jetzt selbst kommen. Ohne jede Einleitung beginnt Nathan, als er zu David gekommen ist, ihm eine Geschichte zu erzählen. Er ist schon einmal zu David gekommen. Da kam er mit einem wunderbaren Wort des HERRN über den Bau des Hauses Davids (2Sam 7,4-17). Jetzt kommt er mit einer Botschaft des Gerichts. Er tut dies in Form einer Geschichte, damit David sich selbst darin erkennt. In der Geschichte, die Nathan erzählt, ist David der reiche Mann und Urija der arme Mann. David ist der Mann mit „Kleinvieh und Rindern in großer Menge“, was auf seine vielen Frauen hinweist, was übrigens sehr gegen die Gedanken Gottes ist. Der Arme ist der Mann mit dem einen Schaf, der einfache Soldat Urija, der eine Frau hat, was übrigens sehr gut mit den Gedanken Gottes übereinstimmt. In dem Reisenden haben wir das Bild der Begierde, die sich einfach so anbietet. Die Frage ist, was jemand mit diesem Reisenden macht, wenn er eintrifft. Man kann ihn wegschicken oder in sein Haus aufnehmen. Wer ihn in sein Haus, das heißt in sein Herz, aufnimmt und ihm Nahrung gibt, begibt sich unter die Kontrolle des Reisenden. Als David die Geschichte hört, „da entbrannte der Zorn Davids sehr“. Er fällt ein scharfes und zweifaches Urteil. Für ihn ist der Reiche „ein Kind des Todes“. Zugleich fordert er, dass der Reiche den Armen mit einer großen Vergütung entschädigen soll: „Das Lamm soll er vierfach erstatten.“ Letzteres entspricht dem Gesetz und ist auch David passiert. Er verlor vier Kinder: das Kind, das er in Untreue gezeugt hatte, Amnon, Absalom und Adonija. Sein Urteil, dass der reiche Mann ein „Kind des Todes“ ist, geht über das Gesetz hinaus. Es ist undenkbar, dass David keine Gewissensbisse hatte. Ein Mensch kann diese Empfindungen jedoch unterdrücken. Dennoch sind sie da, und sie kommen hier in einem Wort über andere zum Vorschein. Hätte er nicht selbst in Sünde gelebt, hätte er kein solches Urteil gefällt. Er spricht dieses Urteil über sich selbst. Wie gut können wir doch andere beurteilen, wenn wir selbst in Sünde leben (vgl. Röm 2,1)! Wenn wir uns dessen zutiefst bewusst sind, werden wir beten: ‚Herr, gib, dass ich aus dem, was ich bei anderen beobachte, lernen kann, wer ich bin. Gib, dass ich mir zu Herzen nehme, was Du mir über den Balken und den Splitter sagst (Mt 7,3-5). Ich möchte mich selbst erkennen, aber bin ich offen dafür? Wenn Du mir etwas zeigst, was bei anderen nicht gut ist, dann gib, dass ich mich als erstes in dein Licht stelle, damit Du mich erkennen lässt, wer ich selbst bin. In dieser Haltung lass mich zu anderen gehen, um zu dienen (Gal 6,1).‘ David wird mit seinen Sünden konfrontiertDie Worte „du bist der Mann“ treffen David bis in die Tiefe seines Gewissens. Sie reichen aus, um ihn vollständig zu zerbrechen und ihn zu einem vollständigen Bekenntnis zu bringen. Das ist ein Beweis dafür, dass er wirklich ein Gläubiger ist. Das richtige Wort zur richtigen Zeit kann einen verirrten Gläubigen zum Bekennen bringen. Nathan zählt David auf, was er alles erhalten hatte, als der HERR ihn anstelle von Saul zum König machte. Er bekam auch alles, was Saul gehörte. David wird daran erinnert, mit wie vielen Segnungen Gott ihn gesegnet hat. Und wenn das zu wenig gewesen wäre, hätte Gott noch mehr gegeben (2Sam 12,8b), wenn er es nur von Ihm erbeten hätte und nicht eigenmächtig ans Werk gegangen wäre. Durch sein Handeln hat David „das Wort des HERRN verachtet“. Wir sollten uns selbst fragen, ob wir mit dem, was Gott uns gegeben hat, zufrieden sind und ob wir Ihm dafür dankbar sind. Wenn wir mehr wollen, müssen wir Ihn darum bitten. Weil David das Wort des HERRN verachtet hat, hat er eine doppelte Sünde begangen. Erstens hat er die Frau seines Nächsten genommen. Und zweitens hat er seinen Nächsten getötet. Gottes Urteil über Davids SündenDavid hat den HERRN selbst verachtet. Sünde ist eine Verachtung von Gottes Wort (2Sam 12,9) und von Gott selbst. Sünde kann vergeben werden und vergeben sein. Diese Zusicherung wird von Gott selbst in seinem Wort gegeben (1Joh 1,9). Das bedeutet jedoch nicht, dass damit auch immer die Folgen ausgeräumt sind. Wenn unsere Kinder gesündigt haben, bekommen sie eine Strafe. Ein Bekenntnis dient nicht dazu, der verdienten Strafe zu entgehen, sondern die durch die Sünde zerbrochene Beziehung wiederherzustellen. Die Folgen müssen sie tragen. Für David bedeutet es, dass das Schwert, das er benutzte, von seinem Haus nicht weichen soll. Er muss miterleben, wie eins seiner geliebten Kinder sein anderes geliebtes Kind tötet. Ist das nicht schrecklich? Es bedeutet auch, dass die Sünde der Unzucht, die er begangen hat, bestraft wird mit dem, was seinen Frauen geschehen wird. Sein Nächster wird mit seinen Frauen Ehebruch begehen. Dieser Nächste wird sich als sein Sohn Absalom herausstellen (2Sam 16,22). Was David im Geheimen getan hat, wird seinen Frauen am helllichten Tag widerfahren. Die Strafe ist schwer, weil die Sünde schwer ist. Das einzige Wort, das David spricht, nachdem Nathan ihn mit seiner Sünde konfrontiert hat, ist: „Ich habe gegen den HERRN gesündigt“ (2Sam 12,13). Nathan sieht die Tiefe und Aufrichtigkeit dieser Aussage. David braucht nicht argumentieren. Wo wahre Demut und ein echtes Bekennen vorhanden sind, werden sie erkannt, ganz gleich, wie wenig Worte gebraucht werden. Ohne zu zögern, spricht Nathan sofort seine Vergebung aus. Der Tod des KindesEs gibt auch eine direkte Strafe für die Sünde, nach dem Bekenntnis, weil David durch seine Tat den Feinden des HERRN einen Anlass zur Lästerung gegeben hat. Diese direkte Strafe ist der Tod des Kindes, das durch Ehebruch geboren wurde. Der HERR hätte das Kind sofort töten können, aber zuerst lässt Er es eine Woche lang durch eine unheilbare Krankheit todkrank werden. Bathseba wird immer noch „die Frau Urijas“ genannt (2Sam 12,15). Das betont, dass dieses Kind mit der Sünde verbunden ist, die David begangen hat. Dass das Kind stirbt, ist auch eine Gnade Gottes. Dadurch wird verhindert, dass David mit diesem Sohn leben muss, der ihn ständig an die Sünde des Ehebruchs erinnert hätte. Diese Gnade wird nicht jedem zuteil, der sich in einer solchen Situation befindet. Das bedeutet nicht, dass es für eine solche Person keine Gnade gibt. Wenn echte Reue über die Sünde vorhanden ist, hat Gott für diese Situation eine andere Form der Gnade. Wo immer die Sünde Eingang gefunden hat, gibt es auch immer Gnade bei Gott, die weiter geht als die Sünde, wenn Er darum gebeten wird. David kann und will nicht akzeptieren, was ihm über seinen Sohn gesagt worden ist. Was er hört, lässt ihn intensiv Gott suchen um des Kindes willen. Er ist ganz auf diese Not fixiert. David weiß, dass sich Gottes Herz bewegen lässt. Wir lernen von David, was Beten ist. David nimmt die Botschaft nicht als Schicksal an. Er kennt Gott als einen Gott, der eine Entscheidung rückgängig machen kann. Das liegt nicht daran, dass die Entscheidung nicht richtig wäre, sondern daran, dass Er darum gebeten werden will. Unsere Gebete haben einen Platz in Gottes Plan. Unser Umgang mit Gott bestimmt unser Flehen. Wie gesagt, der HERR nimmt nicht direkt das Leben des Kindes. Es dauert sieben Tage, bis es stirbt. In diesen sieben Tagen sucht David Gott und fastet. Er verbringt die Nacht auf dem Boden liegend. Das bedeutet auch, dass nach dem Bekenntnis in 2Sam 12,13 eine weitere Stufe des Bewusstwerdens darüber folgt, was wirklich geschehen ist. Dies ist auch in unserem Leben notwendig. Nach dem Versagen und dem Bekennen können wir nicht sofort weitermachen. Wiederherstellung braucht Zeit. David isst nicht mit den Ältesten, was bedeutet, dass er keinen Kontakt zu ihnen hat. Gott nutzt diese sieben Tage (eine volle Zeitspanne), um David bewusst zu machen, was er getan hat. David wird zweifellos seine Sünde in all ihrer Abscheulichkeit vor Gott gesehen haben. Das Kind ist das Ergebnis davon. Gleichzeitig hofft er auf die Gnade Gottes, seinen Sohn leben zu lassen. Gott tut das nicht. Nicht, weil Er es nicht anders könnte. Oft schon hat Gott sich erbitten lassen. Gott tut es jetzt nicht, weil Er nicht will, dass eine lebende Erinnerung an die Sünde bestehen bleibt. Als das Kind am siebten Tag gestorben ist, wagen es Davids Diener nicht, es ihm zu sagen. Obwohl sie in seiner Nähe leben, kennen sie ihn doch nicht gut. Sie betrachten die Angelegenheit aus menschlicher Sicht. Das Gebetsleben kann jedoch nicht auf natürliche Weise betrachtet werden. Als David hört, dass das Kind gestorben ist, nimmt er es aus der Hand Gottes. Das ist Vertrauen. Das inbrünstige Gebet muss Hand in Hand gehen mit einem vollkommenen Vertrauen auf Gott. So betete der Herr Jesus in Gethsemane. Nachdem Er dort von seinem Gebet aufgestanden war, konnte Er seinen Weg in Frieden fortsetzen. Als das Kind gestorben ist, ändert sich Davids Haltung (2Sam 12,20). Er steht auf, wäscht und salbt sich, wechselt die Kleider und geht dorthin, wo die Bundeslade steht. Dort beugt er sich in Anbetung nieder. Der Betende ist auch ein Anbeter. Danach isst er wieder. Die Diener fragen ihn, wie dies möglich ist. Ihre Frage bezeugt, dass ein gutes Verhältnis zwischen den Dienern und ihrem König besteht. David erzählt ihnen von seinen tiefen Übungen in der Gegenwart des HERRN. Das Ergebnis ist nicht, dass das Kind gesund wurde, sondern dass sein Vertrauen in den HERRN gestärkt wurde. Er spricht nicht vom Tod des Kindes als einem unvermeidlichen Ereignis, sondern als einer Sache, die er aus der Hand des HERRN annimmt. Er ruht in dem Willen des HERRN, nicht weil er nicht anders kann, sondern weil der HERR weiß, was das Beste ist. Dabei verschließt er seine Augen nicht vor der Realität. Das Kind ist tot. Weiteres Fasten macht keinen Sinn. Kein Mensch kann einen Toten zum Leben erwecken. Was Gott genommen hat, kann ein Mensch nicht zurückbringen, auch nicht David. Aber noch etwas anderes ist möglich. Im Glauben spricht David davon, dass er einmal zu dem Kind gehen wird. Solche Aussagen sind im Alten Testament selten. Ihm ist klar, dass das Kind in der Herrlichkeit ist. Das dürfen wir von allen Kindern, die jung gestorben sind, wissen. Die Geburt SalomosAls David wiederhergestellt ist, ist er in der Lage, Bathseba zu trösten. Erst jetzt spricht Gottes Wort davon, dass Bathseba Davids Frau ist. Sie bekommen einen Sohn. David nennt ihn „Salomo“, was „friedlich“ oder „Mann der Ruhe“ bedeutet. Er wird der Erstgeborene sein, Davids Nachfolger. In 1. Chronika wird ihm dieser Sohn angekündigt, und ihm wird gesagt, wie sein Name sein soll (1Chr 22,9; 10). Das passt zu dem Buch, denn darin schreibt Gott die Geschichte unter dem Gesichtspunkt seines Rates und nicht unter dem Gesichtspunkt der Verantwortung des Menschen wie hier. Gott will diesem Sohn Vater sein, und Salomo soll Ihm Sohn sein. Damit ist Salomo ein Bild des Herrn Jesus. Deshalb lesen wir hier auch: „Und der HERR liebte ihn.“ Wieder sendet der HERR seinen Propheten Nathan mit einer Botschaft an David. Diesmal enthält die Botschaft wieder eine Ermutigung. Nathan soll David sagen, welchen Namen Salomo vom HERRN erhält. Sein Name soll „Jedidjah“ sein, was „Geliebter des HERRN“ bedeutet. Dies ist ein kleiner Stern, der in der Szenerie von Ehebruch und Mord leuchtet. Er ist das Licht in der Finsternis der Sünde. In ihm finden wir sozusagen die Geschichte des Hauses David verdichtet. Die Stadt Rabba eingenommenNach der Geburt Salomos wird der endgültige Sieg über die Ammoniter beschrieben. Jedoch sehen wir hier auch, dass David durch seine Wiederherstellung seine geistliche Kraft und Einsicht nicht ganz zurückbekommen hat. Joab muss ihn zu Aktivität anregen. Wir sehen auch, dass sein Vorgehen gegen Rabba etwas Grausames hat, was wir von David nicht gewohnt sind. Möglicherweise ist diese Handlung auch eine Folge seines Lebens in Sünde. Seine Gemeinschaft mit Gott ist durch sein Bekenntnis wiederhergestellt worden, aber der lang andauernde Verlust der Gemeinschaft mit Gott kann zu einer Schwächung der Erkenntnis des Willens Gottes führen. © 2023 Autor G. de Koning Kein Teil der Publikationen darf – außer zum persönlichen Gebrauch – reproduziert und / oder veröffentlicht werden durch Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder irgendwelche andere Weise ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des Daniel-Verlages, Retzow, Deutschland, oder des Autors. |